Lila Blütenpracht lädt zum Naturerleben ein

Schützenswert: 300 Hektar Besenheide auf DBU-Naturerbefläche Prösa

Bad Liebenwerda. Lila Schimmer soweit das Auge reicht: Auf der DBU-Naturerbefläche Prösa steht die Besenheide bald in voller Blüte. Immer wieder im August entfalten die 30 bis 50 Zentimeter hohen und bis zu 40 Jahre alten Pflanzen ihre Blütenpracht und ihren würzigen Geruch. Das Heidekraut zieht nicht nur eine Vielzahl von Insekten an, die die sogenannte „Calluna vulgaris“ als verlässliche Futterquelle und Brutstätte schätzen, sondern auch Besucherinnen und Besucher der Fläche. „Wer dieses blühende Pflanzenmeer sehen möchte, kann gerne über die freigegebenen Wege unsere rund 300 Hektar (ha) große Heidefläche besuchen“, informiert Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Am besten erreichen Besucher die Blütenpracht auf dem ehemaligen Schießplatz der insgesamt 3.300 ha großen DBU-Fläche vom Waldparkplatz am Ortsrand von Hohenleipisch über den Friedersdorfer Weg Richtung Norden.  

Am besten erreichen Besucher die Blütenpracht auf dem ehemaligen Schießplatz der insgesamt 3.300 ha großen DBU-Fläche vom Waldparkplatz am Ortsrand von Hohenleipisch über den Friedersdorfer Weg Richtung Norden. © DBU Naturerbe

Heideflächen als Zeugnis bäuerlicher Kultur

Heideflächen sind keine natürlich entstandenen Landschaften, sondern Zeugen alter, bäuerlicher Kultur. Lange Zeit war Ackerbau einseitig – meist wurde etwa nur eine Getreideart angebaut. Bis Justus von Liebig um 1840 den Grundstein für Kunstdünger legte, trugen landwirtschaftliche Betriebe oft die oberste Bodenschicht auf ihren Äckern ab. Diese Plaggen nutzten sie als Einstreu für ihre Ställe. Zusammen mit dem Mist der Tiere wurden sie später als Dünger wieder auf die Felder gebracht, damit das Land ertragreich blieb. Diese schwere Tätigkeit, das Plaggen, hat schließlich das Wort „Plackerei“ hervorgebracht, das bis heute ein beliebtes Synonym für körperlich harte Arbeit ist. Durch diese Bewirtschaftung ging jedoch wertvoller Humus verloren und die abgeplaggten Böden wurden immer nährstoffärmer. Viele der heutigen Heideflächen sind Zeugnisse dieser historischen Landnutzung, auf denen sich Besenheide, aber auch Ginster und Wacholder ausbreiten konnten. „Bei uns auf der Fläche hat das Militär tatsächlich mit ihren Übungen im Offenland einen großen Anteil daran, dass sich die Heide entwickeln konnte und erhalten blieb“, erklärt Belting.

Heide als Rückzugsort für seltene Tiere und Pflanzen

Heute sind Heideflächen wichtige Rückzugsgebiete für seltene Tiere und Pflanzen. Vögel wie Heidelerchen, Baumpieper und Goldammer nutzen die halboffene Landschaft mit den vereinzelten Sträuchern und Büschen. „Eine interessante Vogelart, die auf vegetationsfreien Bodenstellen brütet, kann man nachts aus dem ehemaligen Übungsplatz rufen hören. Es ist das merkwürdige Schnurren des nachtaktiven Ziegenmelkers. Seine Laute gehören wohl zu den ungewöhnlichsten Gesängen unserer einheimischen Vogelwelt“, weiß Revierleiter Michael Schütze vom Bundesforstbetrieb Lausitz, der mit seinem Kollegen Jens Pietrzak die DBU-Naturerbefläche vor Ort betreut. Den Tag verschläft der Ziegenmelker gut getarnt am Boden oder auf dem Baum, um in der Nacht Insekten in der Luft zu jagen.

Pflegeintensives Offenland droht kontinuierlich zu verbuschen

Immer wieder im August entfalten die 30 bis 50 Zentimeter hohen und bis zu 40 Jahre alten Heidepflanzen ihre Blütenpracht und ihren würzigen Geruch. © Michelle Liedtke
© Michelle Liedtke/DBU Naturerbe

Damit die Besenheide Jahr für Jahr so schön blüht wie jetzt gerade, müssen sich die Offenlandmanager im DBU Naturerbe gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb und den Pächtern darum kümmern, dass die Fläche dauerhaft gepflegt wird. „Seit vielen Jahren hilft uns ein Schäfer mit seiner Herde als Landschaftspfleger, die Pflanzen kurz zu halten und damit zu pflegen und erhalten“, weiß Pietrzak. Durch den Wiederbewaldungsdruck und aufgehende Baum- und Strauchsamen droht das Offenland zu verbuschen. „Wenn junge aufwachsende Bäume zu groß werden, gehen die Schafe da nicht mehr ran. Dann müssen wir manuell nachhelfen und von Zeit zu Zeit entkusseln, also Gehölzwuchs entfernen“, erklärt der Revierleiter. Auch kontrollierte Brände könnten helfen, um die Besenheide jung zu halten. „Dieses schöne Blütenmeer ist also ausgesprochen pflegebedürftig. Aber das Ergebnis lässt sich sehen“, so Pietrzak.

DBU Naturerbe hat 71 Flächen vom Bund übernommen

2011 hat das DBU Naturerbe den ehemaligen militärischen Übungsplatz als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund übernommen. Insgesamt besitzt die Stiftungstochter 71 Naturschutzflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern.

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