Cottbus. Vor allem in landwirtschaftlich geprägten Regionen ist nitratbelastetes Grundwasser ein Problem. Ein Grund dafür ist Stickstoff. Er reichert sich bei übermäßiger Düngung im Boden an und kann als Nitrat ins Grundwasser gelangen. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) will den Stickstoffaustrag ins Grundwasser mithilfe von Laubkomposten und Agroforstwirtschaft senken. Bei dieser werden Bäume sowie landwirtschaftliche Pflanzen auf einer Fläche nebeneinander angebaut. Mit dem Dresdner Grundwasserforschungszentrum und der Firma Galle Kompostierung & Landschaftsbau (Sonnewalde) soll das Verfahren nun in Zusammenarbeit mit zwei Agrarbetrieben und einem Gewässerverband getestet werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert dies fachlich und finanziell mit rund 599.000 Euro. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Unser bisheriger Umgang mit Stickstoff ist nicht nachhaltig: Ohne innovative Lösungen riskieren wir dauerhafte Schäden in wichtigen Ökosystemen.“
Mit Laubdünger und Agroforstwirtschaft Grundwasser schützen
In der Agroforstwirtschaft – einer Kombination aus Agrar- und Forstwirtschaft – würden schnellwachsende Bäume und landwirtschaftliche Kulturpflanzen nebeneinander auf einem Feld angebaut, erläutert Projektkoordinator Dr. Christian Böhm von der BTU. Immer häufiger angewendet, biete diese Kombination verschiedene Vorteile: so würden mehr Nährstoffe im Boden gehalten sowie weniger Boden vom Wind abgetragen. Böhm: „Wird das entsprechende Feld zusätzlich mit Laubkompost gedüngt, kann das dazu führen, dass mehr Stickstoff im Oberboden gehalten und so das Grundwasser geschont wird.“ Die mit Stickstoffdünger angereicherten Laubkomposte geben den Stickstoff nach und nach an den Boden ab, sodass er effizienter von den Pflanzen genutzt werden könne. Sollte dennoch Stickstoff in tiefere Bodenbereiche gelangen, würde dieser durch die Wurzeln der quer zur Fließrichtung des Grundwassers angepflanzten Bäume aufgenommen und so im Kreislauf gehalten, ohne das Grundwasser zu belasten, so Böhm weiter. Wie wirksam das Verfahren ist, soll in den kommenden drei Jahren getestet werden.
Verfahren kann wichtiger Mosaikstein zur Lösung des Problems sein
Stickstoff sei eine der wichtigsten Lebensgrundlagen und Motor allen biologischen Wachstums. Auf der anderen Seite sammele sich zu viel Stickstoff im Boden an und reagiere dort, was zu verschiedenen Problemen wie nitratbelastetem Grundwasser führe. Der bisherige weltweite Umgang mit Stickstoff überschreite die Grenze der Belastbarkeit der Erde und damit die Stabilität des Systems. „Bestätigen die Daten die Vermutungen der Projektpartner, bietet das Verfahren einen vielversprechenden Ansatz und könnte ein wichtiger Mosaikstein für die Lösung eines der drängendsten ökologischen Probleme in der Landwirtschaft werden“, so DBU-Experte Dr. Holger Wurl. Ein weiterer Vorteil des Projektes: Weil die Blätter der Bäume auf dem Feld allein von der Menge nicht ausreichend seien, soll kompostiertes Laub aus städtischen Gärten und Parks verwendet werden. Das werde bisher zwar gesammelt, häufig jedoch nicht weiter genutzt. „So können die ansonsten ungenutzten Nährstoffe aus der Stadt im ländlichen Raum in den Kreislauf zurückgegeben werden“, ergänzt Wurl.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 33421): Dr. Christian Böhm, Tel. 0355|69-4145