Osnabrück/Magdeburg. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ruft dazu auf, trotz Ukraine-Kriegs und der Krisen der Welt weiter mutig für Schutz und Pflege des Planeten zu kämpfen. „Wir müssen Kurs halten beim Klima-, Umwelt- und Artenschutz sowie der Abkehr von fossilen Energieträgern. Wir müssen raus aus der Abhängigkeit von Öl, Gas, Kohle und Uran – und Energieimporten aus autokratischen Staaten“, sagten DBU-Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Kai Niebert und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde in Magdeburg. Dort wird heute (Sonntag) in einem Festakt ab 11 Uhr der diesjährige Deutsche Umweltpreis der DBU verliehen. Die Auszeichnung in Höhe von 500.000 Euro zählt zu den höchstdotierten Umweltpreisen Europas und wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht. Hinzu kommt dieses Jahr ein Ehrenpreis über 20.000 Euro. Die von Judith Rakers moderierte Veranstaltung wird live übertragen: www.dbu.de/live.
Pionierarbeit für Schiffbau, Wildnis und Landwirtschaft
DBU-Umwelt- und Ehrenpreis 2022 würdigen Pionierarbeit für Schiffbau, Wildnis und Landwirtschaft. „Damit sollen innovative und kreative Ideen für mehr Umwelt-, Arten- und Ressourcenschutz geehrt werden“, so Bonde. Niebert ergänzt: „In krisenbehafteten Zeiten zeigen die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger Geschichten des Gelingens.“ Den Deutschen Umweltpreis teilt sich das Ingenieur-Gespann Friedrich Mewis und Dirk Lehmann mit dem Biologen Dr. Christof Schenck. Der Ehrenpreis geht an Myriam Rapior und Kathrin Muus.
Erfindergeist und Unternehmermut
Tüftler Mewis warf seinen Erfindergeist in die Waagschale, Lehmann seinen Unternehmermut als Chef des Hamburger mittelständischen maritimen Unternehmens Becker Marine Systems. So gelang beiden, die Schifffahrt mit dem Becker Mewis Duct (BMD) auf Klimakurs zu bringen – einer Vorrichtung zum Einsparen von Energie und klimaschädlichen Treibhausgasen (THG). Bonde sagte, die beiden Ingenieure hätten „für einen „Daniel Düsentrieb-Moment in der Schifffahrt gesorgt“. Der BMD ist eine energiesparende Vordüse von bis zu 60 Tonnen Gewicht und bis zu sieben Metern im Durchmesser, die unmittelbar vor dem Propeller am Schiff angebaut wird. Der Effekt: Seit Markteinführung 2008 hat der Becker Mewis Duct nicht nur Millionen Tonnen Schweröl eingespart, sondern auch etwa zwölf Millionen Tonnen THG Kohlenstoffdioxid (CO2). Der DBU-Generalsekretär warb eindringlich dafür, neben dem breiten Ausbau erneuerbarer Energien die Energieeffizienz und die Minimierung des Energieverbrauchs „als tragende Bausteine der Energiewende“ stärker in den Blick zu nehmen. „Mehr als 80 Prozent des Endenergiebedarfs in Deutschlands basieren auf fossile Energieträger, die größtenteils importiert werden. Besonders die Sektoren Gebäude, Industrie und Verkehr sind noch zu sehr von Erdöl und Erdgas abhängig. Hier müssen wir gegensteuern“, beschrieb Bonde die aktuelle Lage.
Kämpfer für die Wildnis
Schenck wiederum, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), machte sich als „Kämpfer für die Wildnis“ (Bonde) einen Namen, setzte sich für den Schutz großer Wildnisrefugien ein und ebnete mit dem Legacy Landscapes Fund einen Weg zum Erhalt des Weltnaturerbes für künftige Generationen. Schenck hat aus Nieberts Sicht vor Augen geführt, „wie biologische Vielfalt und lokale Wertschöpfung Hand in Hand gehen“. Sowohl Niebert als auch Bonde betonen ein Herzensanliegen: „Zwar bestimmen der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die dadurch ausgelösten Ungewissheiten um Energieversorgung und -sicherheit derzeit die Debatten. Aber wir dürfen auf unserem unverzichtbaren Weg in die nachhaltige Transformation der Wirtschaft die zweite große Umweltkrise unserer Zeit nicht verdrängen: das kolossale Artensterben.“
„Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit“
Rapior und Muus schließlich bewiesen sich in der 2020 seitens der Bundesregierung eingerichteten Zukunftskommission Landwirtschaft als Brückenbauerinnen – Rapior als Vertreterin der jungen Umweltbewegung, Muus als junge Engagierte aus der Landwirtschaft. Die jungen Frauen schafften etwas, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Sie überwanden alte Grabenkämpfe und schufen gegenseitiges Verständnis für die Anliegen von Landwirtschaft und Umwelt. Der Abschlussbericht 2021 mit Empfehlungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft auf gleichwohl ökonomisch tragfähigem Fundament trägt auch ihre Handschrift. Dazu Niebert: „Egal ob Klimakrise, Artensterben oder gesellschaftlicher Zusammenhalt: Friedrich Mewis und Dirk Lehmann, Christof Schenck sowie Kathrin Muus und Myriam Rapior haben Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit.“
Hintergrund:
Mit dem 2022 zum 30. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU werden Leistungen von Menschen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beitragen. Prämiert werden Projekte, Maßnahmen und Lebensleistungen. Kandidatinnen und Kandidaten werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury unabhängiger Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen empfiehlt dem DBU-Kuratorium Preisträgerinnen und Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die endgültige Entscheidung. Infos zum Deutschen Umweltpreis und Ausgezeichneten: https://www.dbu.de/umweltpreis sowie https://www.dbu.de/umweltpreis-blog/