Kreative Köpfe für textile Kreisläufe

DBU-Förderinitiative – Projektskizzen bis Ende März

Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) startet mit Beginn des neuen Jahres einen spannenden Ideen-Wettbewerb – mit Aussicht auf Förderbewilligungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Forschungseinrichtungen, wobei auch große Firmen und international agierende Akteure beteiligt sein können. Bei der frischen DBU-Förderinitiative für textile Kreisläufe dreht sich alles um eine Frage: Wer kann mit innovativen technischen, wirtschaftlich realisierbaren Vorschlägen oder mit neuartigen Bildungs- und Qualifizierungsformaten punkten, um einem Ziel ein großes Stück näher zu kommen: einer Circular Economy (CE), also einer erweiterten Kreislaufwirtschaft, im Textilsektor? Bis zum 31. März können Projektskizzen bei der DBU hier eingereicht werden: https://www.dbu.de/@TextileKreislaeufe.

Wie die Menschen mit den Ressourcen der Welt künftig umgehen, ist nach den Worten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde „eine Schlüsselfrage für den Erhalt des Planeten“. Der Textilindustrie fällt dabei eine zentrale Rolle zu. Denn sie verursacht weltweit mehr Ausstoß an für die Atmosphäre gefährlichen Treibhausgasen als alle internationalen Flüge und der maritime Schiffsverkehr zusammen. Der Textilbereich sei, so Bonde, in gewisser Weise symptomatisch für andere Bereiche der Weltwirtschaft, überwiegend werde nach einem linearen Geschäftsmuster verfahren. „Aber ein solches Handeln, das im Englischen auch als „take-make-waste“ bezeichnet wird – also als ein Entnehmen, Verwenden und Verschwenden von Rohstoffen – ist ein Auslaufmodell“, so der DBU-Generalsekretär weiter. Die Transformation zu mehr Umwelt- und Ressourcenschutz gelinge nur dann, „wenn wir lernen, nachhaltiges Wirtschaften in Kreisläufen zu denken. Unser Ziel sollte sein, Produkte so lange wie möglich zu verwenden, zu reparieren, zu recyceln und auch zu teilen.“

Pionierin für einen Paradigmenwechsel

Die Textilindustrie kann angesichts dieser Herausforderung zu einer „Pionierin für einen Paradigmenwechsel“ werden, so Bonde. DBU-Abteilungsleiter Dr. Maximilian Hempel erläutert: „Derzeit werden Textilien fast ausschließlich aus frischen Fasern hergestellt.“ Eine Circular Economy in der Textilwirtschaft finde bisher jedoch kaum statt. Hempel: „Das führt zu erheblichen Umweltschäden – bedingt unter anderem durch hohen Wasserverbrauch, den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln im konventionellen Baumwollanbau sowie umweltschädliche Abluft- und Abwasseremissionen bei der Faserherstellung sowie der Textilveredelung.“ Eine Circular Economy hat nach seiner Einschätzung das Zeug, diese für die Erde existenzgefährdenden Mechanismen zu durchbrechen. „Gemeinsam mit den kreativen und innovativen Vorschlägen vor allem der mittelständischen Wirtschaft wollen wir Wege freimachen für eine umfassende Kreislaufwirtschaft. Circular Economy fängt schon beim Produktdesign an, bei dem man bereits ans Recyceln denkt, und reicht von Müllvermeidung übers Wiederverwenden bis hin zum Reparieren von Waren und Gütern“, so der DBU-Abteilungsleiter. Er verweist in diesem Zusammenhang auf den sogenannten „Resolve“-Ansatz, der sechs Stoßrichtungen einer CE-Strategie umfasst. Das Kürzel steht für „regenerate“ (erneuerbare Ressourcen nutzen), share (teilen), optimize (Abfallvermeidung), loop (wiederverwerten), virtualize (ersetzen durch Digitalisierung) sowie exchange (ressourcenschonende Alternativen als Ersatz).

Praxisnahe Vorschläge haben gute Chancen

Vor diesem Hintergrund will die aktuelle DBU-Förderinitiative für textile Kreisläufe zu innovativen Ideen animieren, die zu ressourcenschonenden Produkt-, Material- und Stoffkreisläufen beitragen. Als Projektskizzen gefragt sind neben technischen und ökonomisch praktikablen Lösungen explizit auch Neu-Entwicklungen für Bildungs- und Qualifizierungsformate, die einer Circular Economy im Textilbereich zum Erfolg verhelfen können. Besonders praxisnahe Vorschläge haben gute Chancen. Dabei kann es etwa darum gehen, Altprodukte wiederzuverwenden, kreislauffähige Materialinnovationen zu präsentieren, IT-basierte Lösungen fürs Teilen von Waren und Gütern zu entwickeln oder neue Wege für eine kreislauffähige Textil-Logistik, zum Beispiel inklusive Pfandsystem, digitaler Kennzeichnung oder smarten Sammelbehältern zu erarbeiten.

Rund 100 Milliarden neue Kleidungsstücke – weltweit jedes Jahr

Neben der Tendenz zur Fast Fashion, also einer Mode, die immer billiger und schneller produziert und dazu verleitet, Kleidungsstücke bereits nach ein- oder zweimaligem Gebrauch zu entsorgen, verdeutlicht eine Untersuchung der Ellen MacArthur-Stiftung, wie groß der Handlungsbedarf im Textilbereich ist: Von den jährlich weltweit rund 100 Milliarden hergestellten Kleidungsstücken wird lediglich ein minimaler Anteil in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt – knapp zwölf Prozent.

Pfiffige Ideen gefragt: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) startet das Jahr 2022 mit einer neuen Förderinitiative. Gesucht sind Vorschläge, die einer umfassenden Kreislaufwirtschaft im Textilbereich den Weg bereiten.
© Lea Kessens/DBU

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