„Konsequenter Wegbereiter des nachhaltigen Wirtschaftens“

Deutscher Umweltpreis 2008 der DBU: Einzelwürdigung Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

Osnabrück/Santa Barbara, USA. „Wie die wachsende Menschheit ihre steigenden Bedürfnisse befriedigen, gleichzeitig aber die Natur als überlebensnotwendige Grundlage bewahren kann, das rechnet Ernst Ulrich von Weizsäcker seit Jahrzehnten Politikern und Managern in aller Welt vor. Dass nachhaltiges Denken in Gesellschaft, Politik und Unternehmen Einzug gehalten hat, ist auch seinem Wirken zu verdanken." - Mit diesen Worten würdigte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2008 der DBU an den Naturwissenschaftler Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (69), Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management der Universität Kalifornien in Santa Barbara. Bundespräsident Horst Köhler wird ihm den höchstdotierten Umweltpreis Europas am 26. Oktober in Rostock überreichen. Sein Preisgeld: 250.000 Euro.

Als Dekan der Donald Bren School in Santa Barbara bietet DBU-Umweltpreisträger Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker Studentinnen und Studenten in Forschung und Lehre eine Mischung aus Umweltwissenschaften und Management.
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Schwierige umweltpolitische Themen lebensnah für Menschen aus unterschiedlichen Welten übersetzt

Brickwedde würdigte den in Zürich geborenen Neffen des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker als „herausragende Persönlichkeit, die weltweit dafür bekannt ist, pionierhafte Antworten auf globale Umweltprobleme zu finden." Er habe die seltene Gabe, schwierige umweltpolitische Themen verständlich zu machen und lebensnah für Menschen aus unterschiedlichen Welten zu übersetzen. Von Weizsäcker berate vorbildlich Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf nationaler und internationaler Ebene und vernetze Experten verschiedener Wissenschaften zum Wohle der Umwelt.

Wuppertal Institut zu einem der wichtigsten Impulsgeber für Europa in Fragen der Klimapolitik und Energieeffizienz entwickelt

In seinem jahrzehntelangen Wirken habe von Weizsäcker nicht nur als Physiker und Biologe in vielen Funktionen Spuren hinterlassen, sagte Brickwedde: unter anderem als Präsident der Universität Kassel, Direktor am UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technologie in New York und Direktor am Institut für Europäische Umweltpolitik Bonn, London und Paris. Als Gründungspräsident habe er maßgeblich das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie mit aufgebaut. Unter seiner fast zehnjährigen Leitung habe es sich zu einem der wichtigsten Impulsgeber für Europa in Fragen der Klimapolitik und Energieeffizienz entwickelt.

Verdoppelung des verteilbaren Wohlstands mit halbiertem Naturverbrauch möglich

Als bestechender Experte für Umwelt, Ökoeffizienz und Biologie habe das Mitglied des Club of Rome einflussreiche Bücher wie „Faktor Vier" (1995) veröffentlicht. Der zum Bestseller avancierte Bericht an den Club of Rome wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Er enthalte viele Beispiele, wie die Verdoppelung des verteilbaren Wohlstands mit halbiertem Naturverbrauch möglich und mit einem spürbaren Zuwachs an Lebensqualität verbunden sei.

Von Weizsäcker: "Macht Kilowattstunden arbeitslos, nicht Menschen!"

1992 veröffentlichte er anlässlich des Erdgipfels in Rio de Janeiro das Buch „Ökologische Steuerreform" - „ein entscheidendes Dokument für Regierungen, wie ökologische Steuerreformen als politisches Klimaschutz-Instrument umgesetzt werden können", so Brickwedde. In vielen seiner Veröffentlichungen forderte er eine Effizienzrevolution. Die von ihm geprägte, oft zitierte Formel "Macht Kilowattstunden arbeitslos, nicht Menschen!" bringe sein Prinzip auf den Punkt. Die Einführung steuerlicher Anreize zum Energiesparen sei auch auf das Wirken von Weizsäckers zurückzuführen.

Träger des Deutschen Umweltpreises 2008 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
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Maßgeblich an der Einführung des Emissionshandels und des leistungsstarken Anreizsystems für Erneuerbare Energien beteiligt

Internationales Ansehen habe von Weizsäcker auch durch die Leitung der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft" des Deutschen Bundestages von 1999 bis 2002 erlangt. In dieser Eigenschaft war er Berater des damaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan. 2002 wurde er in die Weltkommission für soziale Fragen der Globalisierung berufen. Von 2002 bis 2005 saß er dem Ausschuss für Umwelt und Naturschutz des Deutschen Bundestages vor. Maßgeblich sei er an der Einführung des Emissionshandels und des leistungsstarken Anreizsystems für Erneuerbare Energien beteiligt gewesen, lobt Brickwedde. Zwischen 2003 und 2004 arbeitete er als Vertreter Deutschlands in Tony Blairs Arbeitsausschuss zur Klimapolitik, der die Leitlinien im Klimaschutz Großbritanniens für das G8-Treffen in Gleneagles vorbereitete.

Bren School in den USA zum Vorbild für fachübergreifende Lehr- und Forschungstätigkeiten geworden

Auch jetzt leiste von Weizsäcker wieder Pionierarbeit als Dekan der Donald Bren School in Santa Barbara an der Unversität von Kalifornien. Brickwedde: „Die Bren School ist eines der wenigen Fachinstitute in den USA, das in Forschung und Lehre die Mischung aus Umweltwissenschaften und Management gewagt hat." Das Institut identifiziere Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts und entwickle Ansätze zur Lösung oder Vermeidung. Die Bren School sei in den USA zum Vorbild für fachübergreifende Lehr- und Forschungstätigkeiten geworden.

Preisträger berät auch die chinesische Regierung in Umwelt- und Entwicklungsfragen

Neben seiner Tätigkeit als Dekan wurde von Weizsäcker als Ko-Vorsitzender des neuen UNEP-Panel für Nachhaltige Ressourcennutzung berufen. Im Ergebnis sollen die Aktivitäten dazu beitragen, die Rohstoffe schonende Marktentwicklung weltweit zu erhöhen und nachhaltige Innovationen anzuregen, die schließlich den Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung durchbrechen. Von Weizsäcker berät auch die chinesische Regierung in Umwelt- und Entwicklungsfragen.

Brickwedde: "Umweltpolitik spielt eine entscheidende Rolle für die Friedens- und Entwicklungspolitik weltweit"

Seine wissenschaftlich entwickelten Ideen zur Umweltvorsorge seien heute in der Klima- und Umweltpolitik fest verankert. Brickwedde: „Mittlerweile ist Umweltpolitik weit über den nationalen Rahmen hinausgewachsen. Sie spielt eine entscheidende Rolle für die Friedens- und Entwicklungspolitik weltweit. Das verdanken wir auch dem Einsatz von Ernst Ulrich von Weizsäcker."

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