Stuttgart/Fulda. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens will das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart eine ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Umrüstung von Kläranlagen ermöglichen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) fördert das Projekt mit rund 200.000 Mark. "Bislang wird in kommunalen Klärwerken der Stickstoffgehalt in den Abwässern meistens mit einem sogenannten vorgeschalteten Verfahren im Klärungsprozeß reduziert," so Generalsekretär Fritz Brickwedde. "Das Projekt soll zeigen, daß die bislang ungenutzte, aber effektivere Form des nachgeschalteten Stickstoffentzugs möglich und auch wirtschaftlich vertretbar ist. Das neue Verfahren läßt sich relativ leicht nachrüsten und macht den Einsatz kleinerer Klärwerksbecken möglich, wobei gleichzeitig der Anteil am wasserbelastenden Stickstoff, der unter anderem für das Algenwachstum in den Gewässern verantwortlich ist, minimiert wird."
Weg mit dem Stickstoff - auch in kleinen Kläranlagen
In Zusammenarbeit mit dem Abwasserverband Fulda werden 19 Monate lang im Lehr- und Forschungsklärwerk der Universität Stuttgart und Hauptklärwerk Fulda-Gläserzell Versuchsanlagen betrieben, die parallel die unterschiedliche Anordnung und Abfolge der Stickstoffentfernungsverfahren anwenden. Dabei sollen nach den Worten von Brickwedde Berechnungen und Betriebshinweise erarbeitet werden, die bei relativ geringem finanziellen Aufwand eine Nachrüstung auch bei kleineren Klärwerken ermöglichen. Eine gezielte Stickstoffelimination werde hier bislang nicht sehr häufig praktiziert, weil die entsprechenden Verfahren als zu teuer gelten. Erst seit den letzten Jahren befänden sich Kläranlagen mit einer nachgeschalteten Stickstoffentfernung in der Planung, hierfür fehlten allerdings allgemeingültige Bemessungsgrundlagen. Die bislang vorhandenen Daten seien unvollständig und reichten für eine zuverlässige Planungs- und Betriebssicherheit noch nicht aus.
Neue EU-Richtlinien fordern modernere Verfahren
Die neuen Richtlinien der Europäischen Union (EU) schreiben Höchstgrenzen für Gesamtstickstoffwerte in Kläranlagenabläufen vor. Mit der herkömmlichen Technik lassen sich diese Richtwerte aber nur noch schwer einhalten. Die Abwassertechnische Vereinigung e.V. (Hennef) werde sich ebenfalls am Projekt beteiligen und die Ergebnisse entsprechend verwerten, so Brickwedde. Somit könne die Akzeptanz für das neue Stickstoffentfernungsverfahren bei den kommunalen Klärwerksbetreibern deutlich erhöht werden.