Osnabrück. Fast 50 Schülerlabore haben sich zum „Netzwerk MINT-Nachhaltigkeitsbildung“ zusammengeschlossen, um durch den gemeinsamen Austausch die Qualitätssicherung bestehender und die Entwicklung neuer Bildungsangebote zu stärken. „Nachhaltigkeitsbildung wird heute von vielen Schülerlaboren für fast alle Altersstufen angeboten“, betont Ulrike Peters, Leiterin des Referates Umweltinformationsvermittlung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) heute anlässlich einer Tagung zum Thema in Osnabrück. So sollen Kinder und Jugendliche zu Nachhaltigkeitsthemen fit gemacht und zum Nachhaltigkeitshandeln motiviert werden. Zudem sollen ihre Bewertungs- und Gestaltungskompetenzen gefördert werden, damit sie sich in ihrem Alltag für eine Nachhaltige Entwicklung engagieren können. Die DBU hatte den Netzwerk-Aufbau fachlich und finanziell mit über 100.000 Euro gefördert. Das Projekt soll nach seinem Abschluss fortgeführt werden.
Von den Erfahrungen anderer profitieren
Bei der Tagung heute zog der Bundesverband der Schülerlabore „LernortLabor“ Resümee: Früher hätten die fast 50 Schülerlabore, die heute MINT-Nachhaltigkeitsbildung (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) betreiben, weitgehend isoliert voneinander gearbeitet, betonte Prof. Dr. Petra Skiebe-Corrette, Vorstandsmitglied von „LernortLabor“. Durch das im Projekt aufgebaute Netzwerk könnten sich die einzelnen Schülerlabore nun besser austauschen und gegenseitig von den Erfahrungen der anderen profitieren. Daneben wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen gemeinsam neue Angebote entwickelt und bereits bestehende verbessert.
MINT-Umweltbildung wird MINT-Nachhaltigkeitsbildung
In den meisten Schülerlaboren befassen sich Kinder und Jugendliche mit experimentellen Angeboten zu mathematischen, informatischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen. Die MINT-Umweltbildung verband bisher Ziele, Inhalte und Methoden dieser MINT-Bildung mit Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Umweltbezogene MINT-Fragestellungen sollten mit Aspekten der Nachhaltigkeit vermittelt und so die Bewertungs- und Gestaltungskompetenzen des Einzelnen gefördert werden. Zwar würden nach wie vor in den Schülerlaboren Bildungsangebote zur ökologischen Gefährdung der Welt dominieren, aber auch ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte würden vermehrt aufgegriffen. Prof. Reinhold Leinfelder, Freie Universität Berlin, der zum Erdzeitalter des Menschen – dem Anthropozän – forscht, unterstreicht diesen Prozess: „Es braucht neue Konzepte der Nachhaltigkeitsbildung, um Schülerinnen und Schüler für Nachhaltiges Denken und Handeln fit zu machen.“ Skiebe-Corrette: „Die MINT-Umweltbildung ist ohne Berücksichtigung gesellschaftlicher Bezüge nicht mehr denkbar, sodass diese bereits in vielen Angeboten integriert werden. Daher kam das Netzwerk zu dem Schluss, zukünftig von MINT-Nachhaltigkeitsbildung zu sprechen.“
Angebote des gesamten Schülerlabor-Netzwerks nutzen
Schülerlabore sind Multiplikatoren für neue Methoden und Konzepte der Nachhaltigkeitsbildung. „Die Schülerlabore sind Orte, an denen neue Bildungskonzepte und -methoden entwickelt, erprobt und in die Schulen gebracht werden können. Schülerlabore können daher Vorreiter sein, wenn es darum geht, Schülerinnen und Schülern kompetent zu machen, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“, sagt Prof. Ingo Eilks, Chemiedidaktiker an der Universität Bremen. Der Dachverband der Schülerlabore im deutschsprachigen Raum ist „LernortLabor - Bundesverband der Schülerlabore“. Seine Gründer und Mitglieder sind Träger von Schülerlaboren, Unterstützer der Schülerlabor-Szene wie Universitäten, Unternehmen und Stiftungen sowie Einzelpersonen. Die mehr als 350 deutschen Schülerlabore verzeichnen insgesamt jährlich Besuche von rund 700.000 Schülerinnen und Schülern sowie mehr als 2.000 Lehrkräften im Rahmen von Fortbildungen. Seine Dienstleistungen stellt „LernortLabor“ auch für Nichtmitglieder zur Verfügung. Wo sich Schülerlabore in Deutschland befinden, zeigt der Schülerlabor-Atlas im Internet: www.schuelerlabor-atlas.de.