Keine gute Idee: Querfeldein mit dem Auto durch das Vogelschutzgebiet

Wasserschutzpolizei und Bundesforstbetrieb kontrollieren an den Ringfurther Elbauen

Ringfurth. Als Revierleiter Christian Block vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt auf der DBU-NaturerbeflĂ€che Ringfurther Elbauen nach dem Rechten sieht, ist alles ruhig am Wasser. Rinderherden grasen entlang der Ufer und halten so die in Mitteleuropa selten gewordenen Auenlandschaften offen. Gerade sind keine querfeldein ĂŒber die NaturschutzflĂ€che fahrenden Autos unterwegs. Niemand feiert am Ufer mit aufgebauten Pavillons oder lauter Musik. Auch den Anglerinnen und Anglern scheint es heute bei strahlend blauem Himmel zu heiß. Der Förster trifft am Deich auf zwei Kommissare der Wasserschutzpolizei Zerben, Martin Fritze und Florian Schmidt, die bei ihrer tĂ€glichen Kontrollfahrt mit dem Auto auf dem Weg zur Wache an der Schleuse sind. Block ist voll des Lobes: „Die Kollegen der Wasserschutzpolizei helfen uns in unserem BemĂŒhen, die Ringfurther Elbauen im Sinne des Naturschutzes zu beruhigen.“

Rinderherden grasen entlang der Ufer an der DBU-NaturerbeflÀche Ringfurther Elbauen und halten so die in Mitteleuropa selten gewordenen Auenlandschaften offen.
© Katja Behrendt/DBU Naturerbe

Ringfurther Elbauen sind dem Naturschutz gewidmet

Die rund 1200 Hektar große DBU-NaturerbeflĂ€che Ringfurther Elbauen besteht aus mehreren TeilflĂ€chen, die sich am Ost- und Westufer der Elbe zwischen RogĂ€tz und Bittkau entlangschlĂ€ngeln. Die ehemals militĂ€risch genutzte FlĂ€che ist Teil des BiosphĂ€renreservats Mittelelbe, ĂŒberschneidet sich mit dem europĂ€isch geschĂŒtztem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Elbaue bei Bertingen“ sowie dem Vogelschutzgebiet „Elbaue Jerichow“ und gehört seit 2008 der gemeinnĂŒtzigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe. „Hier steht die Natur an erster Stelle“, betont Revierleiter Block. Was fĂŒr GĂ€ste hier erlaubt ist und was nicht, regelt eine Landesverordnung, die auf den Schutz der sogenannten Natura 2000-Gebiete abzielt. So darf etwa an den Ufern nicht gebadet oder gezeltet werden. Hunde mĂŒssen wegen des Vogelschutzes angeleint sein. „Probleme gibt es immer wieder mit Leuten, die an der Elbe angeln oder feiern wollen und mit ihrem ganzen Equipment mit dem Auto bis ans Ufer fahren“, erklĂ€rt Block. „Wer bei uns in den Ringfurther Elbauen die Natur genießen möchte, muss in der Regel einen lĂ€ngeren Fußweg in Kauf nehmen und sollte möglicherweise die AngelausrĂŒstung entsprechend anpassen“, meint der Revierleiter. Es sei möglich, das Vogelschutzgebiet zu Fuß auf den freigegeben Wegen zu erkunden. Zudem sei die Hafenzufahrt von Sandfurth Richtung Elbe begrenzt befahrbar. „Seitdem die Wasserschutzpolizei hier mehrmals am Tag entlangfĂ€hrt, hat sich die Situation aus unserer Perspektive deutlich entspannt“, betont Block.

Ringfurther Elbauen sind Lebensraum fĂŒr Kiebitz und Seeadler

Revierleiter Christian Block (l.) trifft am Deich bei den Ringfurther Elbauen auf zwei Kommissare der Wasserschutzpolizei Zerben, Martin Fritze (r.) und Florian Schmidt, die bei ihrer tÀglichen Kontrollfahrt mit dem Auto auf dem Weg zur Wache an der Schleuse sind.
© Katja Behrendt/DBU Naturerbe

Gerade fĂŒr die Vogelwelt sei es wichtig, dass sie sich möglichst ungestört fĂŒhlt. Die Ringfurther Elbauen sind geprĂ€gt von GrĂŒnland und besonders sensiblen offensandigen Uferbereichen. „BodenbrĂŒtende Vogelarten wie Feldlerchen, Wiesenschafstelzen und Braunkehlchen sowie hoffentlich bald auch wieder der Große Brachvogel oder der Kiebitz finden hier geeignete Nistmöglichkeiten. Das GrĂŒnland dient als Nahrungsreservoir fĂŒr Zugvögel wie dem Kranich und fĂŒr Großvögel wie dem See- oder Fischadler und Schwarzstorch, die in benachbarten Bereichen brĂŒten“, erklĂ€rt Revierleiter Block. Querfeldein fahrende Autos, nicht angeleinte Hunde oder Partys mit lauter Musik seien Gift fĂŒr den Vogelschutz und per Verordnung verboten.

Wasserschutzpolizei hilft bei Beruhigung im Naturschutzgebiet

„Ich habe den Eindruck, dass die PrĂ€senz der Wasserschutzpolizei durch ihre Streife Eindruck hinterlĂ€sst“, meint Block. Die Wasserschutzpolizei des Landes Sachsen-Anhalt ist zustĂ€ndig fĂŒr mehrere Hundert Kilometer Wasserstraßen sowie mehrere Tausend Hektar WasserflĂ€che von Seen. Neben der VerkehrsĂŒberwachung auf dem Wasser spielt auch das Thema Umweltschutz bei der Wasserschutzpolizei eine große Rolle. „Die meisten Abschnitte der Elbe sind europĂ€isch geschĂŒtzte Natura-2000-Gebiete. Seit der Coronapandemie zieht es merklich mehr Menschen ans Wasser. Die VerstĂ¶ĂŸe gegen das Betretungsverbot von Schutzgebieten nehmen zu“, sagt Polizeikommissar Martin Fritze. Oft seien die Menschen am Wasser aber schnell einsichtig, manchmal reiche auch eine Ermahnung. „Es ist uns wichtig, dass sich unsere GĂ€ste vorab informieren, wo sie herlaufen dĂŒrfen – beispielsweise, wenn sie sich den Angelschein ausstellen lassen“, so Block. Klar sei aber: Querfeldein durch ein Vogelschutzgebiet zu fahren, ist immer falsch.

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