Ochtrup. Der Kreuzweg an der Pfarrkirche St. Dionysos im Ortsteil Welbergen im westfälischen Ochtrup, ein Kulturgut aus Baumberger Kalksandstein, steht pünktlich zu Weihnachten frisch restauriert und wieder komplett in altem Glanz am alten Ort. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) schloss jetzt ein Modellprojekt ab, in dessen Verlauf die auf Umweltbelastungen beruhenden starken Schäden an zwei Kreuzwegstationen analysiert und beseitigt werden konnten. Josef Feldmann, Abteilungsleiter der Stiftung: „Auf diese Weise wurde die Grundlage eines dauerhaften Erhalts des Kulturgutes für die Nachwelt gelegt. Das Projekt hat wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung von Instandsetzungsverfahren gerade für den sehr problematischen, für Umweltbelastungen anfälligen Baumberger Kalksandstein geliefert. Wir hoffen, national wertvollen Kulturgütern aus diesem Material so wieder eine Überlebenschance geben zu können.“
Experten an Optimierung der Methoden interessiert
In der Vergangenheit hätten verschiedene Verfahren der Steinkonservierung gerade beim Kalksandstein nicht zu dem von Denkmalpflegern gewünschten Erfolg geführt, betonte Lutz Töpfer, Leiter des DBU-Kulturgüterreferates. Deshalb seien Experten an einer Verbesserung bisher praktizierter Methoden sehr interessiert.
Volltränkungsverfahren mit Acrylharz modellhaft angewendet
Wichtige Erkenntnisse habe ein mit Hilfe der DBU in den 90er Jahren gefördertes Projekt geliefert, das ein Volltränkungsverfahren mit Acrylharz (AVT) modellhaft zur Anwendung an dem regional typischen Material gebracht habe. Derartige Volltränkungen, die nicht mehr ausschließlich oberflächlich wirkende Eingriffe darstellten, erfolgten unter Vakuum und Druck und führten in der Regel im Wesentlichen zur Unterbindung des Schadensfortschritts, so Töpfer. Zwar bedeute dieses Verfahren einen erheblichen Eingriff in die Substanz des Denkmals und werde gelegentlich als „ultima ratio“, also letzte Chance der Konservierung bezeichnet. Doch stelle die Acrylharztränkung die einzige Methode dar, schwergeschädigte Plastiken und Skulpturen überhaupt noch der Nachwelt zu erhalten oder gar im Freien zu präsentieren, so Töpfer.
Komplexes Schadensbild diagnostiziert
Allerdings sei in Wellbergen trotz der erfolgreichen Volltränkung ausgewählter Objekte aus der Kreuzweggruppe mit Acrylharz ein spezifisches Schadensbild fortgeschritten, ein ungewöhnliches Phänomen, so Töpfer. Nachfolgende Untersuchung durch die Partner des damaligen Projektes hätten die Ursachen in dem komplexen Zusammenwirken verschiedener Parameter ausgemacht. Aus der geologischen Geschichte des Baumberger Kalksandsteins ererbte Parameter hätten im Zusammenwirken mit klimatischen und vom Menschen verursachten Einflüssen den positiven Effekt der AVT teilweise überlagert und zu dem unerwarteten Schadensbild geführt.
Kreuzwegstationen vor weiterem Verfall gesichert
In Zusammenarbeit zwischen den Instituten für Paläontologie und Geologie des GeoZentrums Nordbayern (GZN) an der Universität Erlangen-Nürnberg, dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum, dem Labor für Baudenkmalpflege in Naumburg, und der Firma ConsolidaS Kunst- und Kulturgut (Scheßlitz/Bamberg) mit dem Restauratorenbetrieb Bauer-Bornemann in Bamberg seien die mittlerweile eindeutig nach ihrem Ursprung identifizierten Schäden, die sich insbesondere an zwei Stationen abzeichneten, beseitigt worden. Feldmann: “Durch eine solide Restaurierung der Stationen konnte der weitere Verfall aufgehalten und - wie wir hoffen - dauerhaft in den Griff bekommen werden.“
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 28230): Prof. Dr. Roman Koch, Universität Erlangen-Nürnberg, Institute für Paläontologie, Telefon: 09131/8522714.