Osnabrück. Kirsten Boie, für Fachleute eine der renommiertesten deutschen Autorinnen des modernen Kinder- und Jugendromans, kommt nach Osnabrück. Am Dienstag, 9. November, 18 Uhr, liest sie auf Einladung von Deutscher Bundesstiftung Umwelt (DBU) und HelpAge Deutschland aus ihrem historischen Abenteuerroman „Alhambra“ im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU. Boie engagiert sich unter anderem bei der in Osnabrück ansässigen entwicklungspolitischen Organisation HelpAge Deutschland zum Thema „Weitergabe von Wissen“. Die DBU fördert das HelpAge-Projekt „Kartoffelspuren – Von Peru nach Osnabrück“. Die Veranstaltung samt anschließender Führung durch die DBU-Ausstellung „Klimawerkstatt – Umweltexperimente für Zukunftsforscher“ ist kostenlos.
Nahrungs- und Hungerkrise mit Artenvielfalt bekämpfen
Bei dem Kartoffel-Projekt handelt es sich um eine Informations- und Öffentlichkeitskampagne zur Artenvielfalt der Kartoffel und zum Wissen der älteren Menschen in Peru. „Wir wollen die Bedeutung der Biodiversität angesichts eines bedrohlichen Klimawandels und einer sich ausbreitenden Nahrungsmittel- und Hungerkrise in der Öffentlichkeit bekannter machen“, so HelpAge-Geschäftsführer Lutz Hethey. „Dazu verdeutlichen wir die weltweiten wie lokalen Zusammenhänge zwischen artgerechter, naturbezogener Nahrungsmittelherstellung auf Produzentenseite und dem Verzehr auf Konsumentenseite.“ Zusätzlich sollten mit der Kampagne, die an Schulen und Restaurants in Osnabrück und Umgebung und an der Volkshochschule Osnabrück durchgeführt wird, die Potenziale älterer Menschen und ein generationenübergreifendes Tun in den Mittelpunkt gestellt werden.
Generationenübergreifende Wissensvermittlung und Respekt
Dieses Anliegen verbindet HelpAge Deutschland mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Boie: „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass den alten Menschen in Entwicklungsländern und ihrem großen Schatz an Wissen und Erfahrung viel größere Bedeutung zukommt als heute“, begründet sie ihr Engagement als Patin des HelpAge-Schwerpunktthemas „Altes Wissen sichert Zukunft“. Ihr sei die generationsübergreifende Wissensvermittlung, der gegenseitige Respekt und die kulturelle Identität besonders wichtig, verweist Hethey. „Dies findet Ausdruck in allen ihren Büchern, ganz besonders in ihrem Jugendroman ‚Alhambra’, der mit der Entdeckung Amerikas zu tun hat.“
Kartoffeln sichern Überleben im peruanischen Hochgebirge
Die Kartoffel zählt zu den bedeutendsten Grundnahrungsmitteln und gilt als „grünes Gold“ der Inkas: Die laut HelpAge weltweit kultivierten 7.500 Kartoffelsorten stammen alle von den peruanischen Andensorten ab. Noch heute fänden sich in der Andenregion 220 Wildarten. Um sich von den klimatischen Schwankungen unabhängiger zu machen, seien von den indianischen Bauern im Verlauf der Jahrtausende unzählige Sorten gezüchtet worden. „Kartoffeln gedeihen auch noch in den Bergregionen zwischen 3.000 und 4.500 Metern Höhe“, erläutert DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Der Anbau von Kartoffeln mache eine Besiedlung dieser Regionen erst möglich.
Artenvielfalt und Ernährungsqualität erhalten
„Aktuell jedoch droht in Peru durch den von 1981 bis 1994 geführten Bürgerkrieg, den Anbau wirtschaftlich besser verwertbarer Kartoffelsorten und den Klimawandel ein Verschwinden der Artenvielfalt“, weiß Hethey. HelpAge setze sich weltweit für die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Durchsetzung der Rechte alter Menschen in Entwicklungsländern ein. Seit 2008 unterstützt HelpAge Bauern im Hochland von Peru. Hethey: „So kann das Wissen an die jüngere Generation weitergegeben wird, um so die die Artenvielfalt zu erhalten und die Ernährungsqualität und das Überleben zu sichern.“ Gleichzeitig werde auch die Anerkennung der Alten gefördert.
Kostenlose Lesung und Ausstellung in Osnabrück
Von der 1950 in Hamburg geborenen Boie sind inzwischen weit mehr als 90 Bücher erschienen und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Für ihre Literatur wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem für ihr Gesamtwerk 2007 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und 2008 mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Für den „Nobelpreis“ der Kinderliteratur, dem Hans-Christian-Andersen-Preis, war sie drei Mal nominiert (1999, 2001, 2003). Ihr Jugendbuch „Alhambra“ zählte im Oktober 2007 für den „Deutschlandfunk“ und das Nachrichtenmagazin „Focus“ zu den „7 besten Büchern für junge Leser“. Zur kostenlosen Lesung und der anschließenden Führung durch die DBU-Ausstellung „Klimawerkstatt – Umweltexperimente für Zukunftsforscher“ wird um Anmeldung gebeten.
Anmeldung zur Lesung und Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 23254): HelpAge Deutschland, Lutz Hethey, Tel.: 0541-5805404