Lüneburg/Kaliningrad. Sie ist Geburtsstätte des Philosophen Immanuel Kant und mit ihrer Werftindustrie und Fischereiflotte nicht nur Wirtschafts- und Industriezentrum Russlands, sondern auch Stadt der Universitäten und Museen, der Kultur und Forschung: Kaliningrad, das frühere deutsche Königsberg (Ostpreußen). Der Gedanke, dass wirtschaftlicher Fortschritt heute gemeinsam mit Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gekoppelt werden muss, hat sich hier allerdings noch nicht durchgesetzt. Die Bildungsvereinigung ARBEIT UND LEBEN Sachsen-Anhalt will daher mit einem Kooperationsprojekt zwischen den Regionen Lüneburg und Kaliningrad das Konzept der Nachhaltigkeit modellhaft in der russischen Enklave stärken. „Durch den Erfahrungsaustausch wird Wissen ausgebaut und international vernetzt“, freut sich Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Vorhaben mit 125.000 Euro fördert.
Soziales Lernen mit der Freude an der Natur verbinden
In der Natur in und um die Lüneburger Heide sowie im Kaliningrader Gebiet sollen deutsche und russische Schüler bald auf gemeinsame Expeditionen gehen können. Ob beim Erstellen ökologischer Feldstudien oder beim Einsatz in Umweltcamps – mit der praktischen Arbeit vor Ort werden die Teilnehmer an die sensiblen Zusammenhänge zwischen Ökologie und Ökonomie herangeführt. „Wir wollen forstpraktische Arbeit mit Umweltbildung und sozialem Lernen genauso verbinden wie mit der Freude an der Natur und der internationalen Begegnung“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Rein, Geschäftsführer von BTE Tourismusmanagement und Regionalentwicklung (Berlin), die gemeinsam mit weiteren Einrichtungen wie der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) und dem Gymnasium Hittfeld an dem Projekt beteiligt ist. Der Dialog zwischen jungen Menschen würde so gefördert, und es entstünden beispielhafte „Lernlandschaften der Nachhaltigkeit“.
Bildungsferne Gruppen für Nachhaltigkeit mobilisieren
„Dabei gilt es natürlich zu bedenken, dass der Nachhaltigkeitsgedanke im Bildungssystem der Kaliningrader Region noch nicht fest verankert ist“, sagt Brickwedde. Die Aufgabe sei daher, Kinder und Jugendliche an den Umweltschutz heranzuführen, die bislang noch keinen Bezug zu dieser Thematik hatten. Eine Herausforderung, von der beide Seiten profitierten: „Auch in Deutschland müssen wir nach neuen Möglichkeiten suchen, bildungsferne Gruppen für das Konzept der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.“
Multiplikatoren-Treffen in Deutschland und Russland
Ein Erfahrungsaustausch soll aber nicht nur über Ländergrenzen hinweg, sondern auch zwischen unterschiedlichen Bildungsinstitutionen stattfinden. Daher werden in das Vorhaben sowohl Schulen als auch außerschulische Bildungsträger und Forstbeamte einbezogen. Um die Beteiligten auf die Anforderungen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung vorzubereiten, werden vorab in Deutschland und Russland Multiplikatoren-Treffen organisiert. „Hier sollen vor allem moderne Formen der Umweltbildung vermittelt werden wie etwa die Arbeit mit Lernkoffern – beispielsweise zum Thema Energie“, betont Gertrud Hartmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Kommunikation an der NNA. Langfristiges Ziel sei es, dauerhafte Kooperationen zu schaffen und einen regelmäßigen Schüleraustausch zu initiieren.
Umwelt- und Naturschutz mit unterschiedlichen Ansätzen fördern - Unterstützung Osteuropas
„Die Unterstützung der Staaten Mittel- und Osteuropas liegt der Stiftung seit langem am Herzen“, betont Brickwedde. Seit 1996 bietet die DBU neben seinem Promotionsstipendienprogramm auch jungen Umweltwissenschaftlern aus den Ländern Osteuropas die Möglichkeit, sich durch einen Forschungsaufenthalt in Deutschland weiter zu qualifizieren. „Es ist von zentraler Bedeutung, den Umwelt- und Naturschutz mit möglichst unterschiedlichen Ansätzen zu fördern“, so der DBU-Generalsekretär. „Mit dem Aufbau von 'Lernlandschaften der Nachhaltigkeit' in der Region Kaliningrad wird insbesondere eine Zielgruppe angesprochen, der das Thema nicht vertraut ist. Es entsteht ein praxisnahes und modellhaftes Bildungsangebot, das zum Nachahmen und Weiterentwickeln eigener Ideen motiviert.“
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 27595): Prof. Dr. Hartmut Rein, BTE Tourismusmanagement und Regionalentwicklung, Telefon: 030/32793111, Fax: 030/32793120