Daaden. Er ist mit seinen Schafen und deren Lämmern das ganze Jahr unterwegs, auch jetzt zur Osterzeit. Vom Taunus über die Lahn in den Westerwald - rund 300 Kilometer lang ist seine Route, die er mit seiner Herde abläuft. Erwin Schwarz ist ein klassischer Wanderschäfer und mit seiner Beweidung wichtig für den Naturschutz auf der DBU-Naturerbefläche Stegskopf im Westerwald.
Schafe als Landschaftspfleger am Stegskopf schwer zu ersetzen
„Ich freue mich immer, wenn wir hier ankommen. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist für uns die Sommerweide von Ende April bis August“, erklärt Schwarz. Im Sommer kehre so etwas Ruhe in den Alltag – die täglichen Wanderstrecken werden kürzer. Dennoch wird er wieder im Laufe der nächsten Monate mit seinen bis zu 1000 Schafen und drei Hütehunden drei Mal über seine Pachtflächen am Stegskopf kreisen. Schwarz: „Die Größe der Herde variiert, je nachdem wie viele Lämmer dabei sind.“ Die rund 1.900 Hektar große Naturerbefläche der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe, ist munitionsbelastet und daher ohne geschützte Technik schwer zu pflegen. „Ohne die Beweidung würden selten gewordene magere Mähwiesen, Besenheide oder auch Borstgrasrasen langsam verbuschen und zuwachsen“, so Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Über die Zeit würde ein Wald entstehen, wichtige europäisch geschützte Lebensräume würden verschwinden. „Unser Ziel ist es, den Erhaltungszustand der offenen Biotope zu schützen und bestenfalls zu verbessern“, erklärt Belting. Wenn im Spätsommer das Gras nicht mehr so frisch ist und der Schäfer verstärkt aufpassen muss, dass seine Schafe nicht vom Platz auf die Nachbarwiesen rennen, dann wird es Zeit weiterzuziehen.
Schwarz in vierter Generation Wanderschäfer
Erwin Schwarz betreibt in vierter Generation die Wanderschäferei. Mit fünf Jahren lief er an den Wochenenden schon mit seinem Vater und Großvater mit. Als Achtjähriger war er mit der Herde bereits ein paar Stunden alleine unterwegs. Mit Anfang 20 machte er sich nach der Ausbildung selbstständig. Draußen zu sein, Frühlings- und Hebststürme mitzubekommen, die Hitze des Sommers und die Kälte im Winters: Die Natur hat immer seinen Arbeitsalltag bestimmt, er wandert mit dem Rhythmus der Jahreszeiten. Bereits in den 1960er Jahren waren die Schäfer der Familie mit ihren Tieren am Stegskopf. „Hier ist es draußen durchaus mal ungemütlich. Wegen des rauen Klimas wollte damals keiner dort die Pachtflächen haben“, erinnert sich Schwarz. Der 52-jährige hat sich lange schon an Wind und Wetter auf der mit 654 Meter zweithöchsten Erhebung des Westerwaldes gewöhnt.
Arbeitsalltag in der Natur
Ein typischer Arbeitstag beginnt für Schwarz um sieben Uhr morgens mit einem Kontrollgang im heimischen Stall bei Schönborn im Rhein-Lahn-Kreis. „Die Muttertiere, die mit ihren Lämmern wieder zu den anderen Schafen können, lade ich auf und fahre zu meiner Herde“, so Schwarz. Täglich viel Zeit investiert der Schäfer neben der Wanderung in den Auf- und Abbau seines mobilen Elektrozauns. Hunderte Meter spannt er immer wieder für die Rast über Nacht, auch zum Schutz vor dem Wolf. „Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, aber hatte auch noch keine Probleme mit ihm“, sagt Schwarz. Ein typischer Arbeitstag im Sommer ende gegen 20 Uhr. Als Schäfer müsse man schon tierverrückt sein und sehr naturverbunden, da ist er sich sicher. Vielleicht seien das auch Gründe, warum es immer weniger Schäfer gibt. Schwarz mag seinen Beruf. „Wenn meine Schafe schön fressen, gut aussehen im pflegerischen und züchterischen Sinn, dann freue ich mich und genieße die Zeit mit den Tieren“, schmunzelt er.