Im Fokus: Wildnis von morgen

DBU Naturerbe veröffentlicht Jahresbericht 2022

Osnabrück. „Aktuell dürfen sich bereits etwa ein Drittel unserer Wälder natürlich entwickeln – jährlich kommen neue Waldgebiete hinzu“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), ein Schwerpunktthema im gerade veröffentlichten Jahresbericht 2022. Mit etwa 55.000 Hektar Wald gehört das DBU Naturerbe zu den größten privaten Waldbesitzern in Deutschland. Ihre Flächen im Nationalen Naturerbe sind dem Naturschutz gewidmet. Anders als forstwirtschaftlich genutzte Bestände werden die Wälder der Stiftungstochter sich langfristig größtenteils selbst überlassen, um sich zur „Wildnis von morgen“ zu entwickeln. Der neue Bericht wirft neben der Waldentwicklung auch einen Blick auf die Naturschutzplanungen im Offenland und Feuchtgebieten, stellt die Maßnahmenumsetzung auf den 71 DBU-Naturerbeflächen vor und informiert über die wirtschaftlichen Entwicklungen der Stiftungstochter.

Für die „Wildnis von morgen“ findet im DBU Naturerbe Waldmanagement zur Förderung von standortheimischen Baumarten mit unterschiedlicher Altersstruktur sowie Totholzanteilen statt. © Lisa-Marie Hille

Entwicklung hin zu Laubmischwäldern

Aufgrund der militärischen Nutzungsge­schichte der DBU-Naturerbeflächen besteht ein Großteil des Waldes oftmals noch aus aufgeforsteten, strukturarmen Nadelfors­ten. In diesen Waldbeständen finden in den nächsten Jahren und teilweise Jahrzehnten zielgerichtetes Waldmanagement zur Förderung von standortheimischen Baumarten mit unterschiedlicher Altersstruktur sowie Totholzanteilen statt. Dazu gehört die behut­same Entnahme von nicht standortheimischen Arten wie Fichte oder Spätblühende Trauben­kirsche, die Schaffung von kleinen Lichtinseln im Wald und die Regulierung der Wildbestän­de zur Förderung der Naturverjüngung. Hingegen laufen in naturnahen Laubmischwäldern sowie lichten über 100-jährigen Kiefernbeständen bereits natürliche Prozesse ohne direkten menschlichen Einfluss ab. Beispiele hierfür sind die DBU-Naturerbeflächen Goitzsche sowie der Biederitzer Busch in Sachsen-Anhalt. „Durch ihre lange Lebensdauer benötigen Bäume viel Zeit, um sich zu entwickeln aber auch um sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Der Klimawandel führt aber gerade zu sehr schnellen Veränderungen“, betont Dr. Heike Schneider, Forstwissenschaftlerin im DBU Naturerbe. Wälder, die sich natürlich entwickeln, können Klimaveränderungen besser begegnen, da sie an die lokalen Standortbedingungen angepasst sowie reich an vielfältigen Strukturen und Arten sind.

Naturerbe-Entwicklungspläne für 37.300 Hektar fertig

Die Naturschutzplanung im DBU Naturerbe schreitet mit großen Schritten voran. Für alle Naturerbeflächen werden sogenannte Naturerbe-Entwicklungspläne erstellt. Ein langwieriger Prozess: Externe Büros kartieren zunächst alle vorhandenen Biotope und Lebensraumtypen, erheben Daten zum Waldzustand und erfassen auch Pflanzen- und Brutvogelarten. Aufbauend auf diesen Daten plant das Projektteam dann die Naturschutzmaßnahmen für Wald, Offenland und Feuchtgebiete sowie eine Wegeführung für Besucher und Besucherinnen. Insgesamt liegen nun bezogen auf die Gesamtkulisse von 70.000 Hektar für rund 37.300 Hektar abgestimmte Planwerke vor.

Eichenbestand auf DBU-Naturerbefläche Beienroder Holz (Niedersachsen) mit vereinzelten circa dreihundertjährigen Alteichen. © Heike Schneider/DBU Naturerbe

Jahresbericht steht auch digital zur Verfügung

Weitere Details wie ausgewählte Zahlen zu den DBU-Naturerbeflächen in Mecklenburg-Vorpommern und Einblicke auf sieben DBU-Naturerbeflächen in Bayern, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern finden sich zum kostenlosen Download unter www.dbu.de/JahresberichtNaturerbe2022.

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