Wismar. Ob kurz oder lang, in jedem Fall gefertigt aus Stahl: Einen klassischen Nagel hatte jeder schon mal in der Hand. Weniger bekannt sind Holznägel, die aus Furnier und Kunstharz bestehen. Trotz vieler Vorteile gegenüber ihren „Kollegen“ aus Stahl sind sie bis heute ein Nischenprodukt. Holzwirt Dr. Hans Korte (Wismar) will gemeinsam mit dem Institut für Holzwissenschaften an der Universität Hamburg sowie der Firma Raimund Beck Nageltechnik (Mauerkirchen, Österreich) eine umweltfreundlichere Zusammensetzung für Holznägel entwickeln und ihre Eigenschaften in der Verarbeitung näher erforschen. „Wie verhalten sie sich etwa auf Dauer bei Frost oder unter langanhaltendem Vibrieren? Das wollen wir klären, um so ihren Einsatz im ökologischen Holzbau, beim Herstellen von Paletten sowie im Forst-, Garten- und Landschaftsbau zu ermöglichen“, sagte Korte. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und finanziell mit knapp 276.000 Euro.
Jährlich 200.000 Tonnen Stahl allein für Nägel in Europaletten
„Eine umweltfreundlichere Zusammensetzung der Holznägel und breitere Anwendung haben das Potenzial, den Rohstoffverbrauch zu senken und damit negative Umweltauswirkungen zu verringern“, unterstrich DBU-Generalsekretär Alexander Bonde jetzt bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens in Wismar. So würden allein für eine Europalette 78 Stahlnägel mit einem Gewicht von einem halben Kilo benötigt. Bei jährlich rund 400 Millionen gefertigten Paletten kämen dabei rund 200.000 Tonnen Stahl zum Einsatz. Korte: „Von ihrer Herstellung über den Gebrauch bis hin zum Nachnutzen, bereits heute sind uns viele Vorteile der hölzernen Alternative bekannt. Beispielsweise können die Holznägel energiesparender hergestellt werden und sind leichter, was vor allem bei Transportverpackungen wie Paletten weitere Rohstoffe einspart.“
Wie verhalten sich Holznägel langfristig bei Frost oder Tau?
Die Nägel aus Holz würden zudem keine Farbveränderungen beim verarbeiteten Holz hervorrufen, deutlich weniger Wärme leiten und seien doppelt so schwer herauszuziehen wie gleich große Stahlnägel. Werden die genagelten Produkte nicht mehr benötigt, würden Holznägel zudem das Wiederverwenden der Materialien erleichtern. Allerdings sei bisher noch wenig untersucht, welche Reaktionen beim Eintreiben des Nagels in das Holz erfolge. Auch sei nicht klar, wie sich die Holznägel beispielsweise bei Wetterlagen wie Frost oder Belastungen wie langanhaltendem Vibrieren langfristig verhielten. „In den nächsten drei Jahren wollen wir mehr über das Zusammenspiel zwischen Holznägeln und dem Holz, in das sie geschlagen werden, herausfinden und sie so im besten Fall für einen breiteren Markt attraktiv machen“, fasste Korte zusammen.
Ansprechpartner bei fachlichen Fragen zum Projekt (AZ 34871): Dr. Hans Korte, Tel. 0177 | 7859440