Bonn. Der mit einer Million Mark höchstdotierte Umweltpreis der Welt ist zum zweitenmal vergeben. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer beschloß in der vergangenen Nacht in Frankfurt, die Ozonforscher Prof. Dr. Paul J. Crutzen (Mainz) und Dr. Frank Arnold (Heidelberg), Dorf und Verein Ökospeicher Wulkow in Brandenburg und die Umweltinitiativen der Wirtschaft in Ostwestfalen mit dem "Deutschen Umweltpreis" auszuzeichnen. Der Preis wird aufgeteilt in 400.000 Mark für die Wissenschaftler und je 300.000 Mark für die beiden anderen Preisträger, teilte der Generalsekretär der größten Umweltstiftung Europas, Fritz Brickwedde, vor Medienvertretern heute in Bonn mit. Die Übergabe des Preises wird am 17. April in der Semperoper in Dresden durch Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel erfolgen. Im Jahr 1993 war der Preis - erstmals verliehen - an die sächsische Firma FORON und den Münchener Ökologieprofessor Dr. Wolfgang Haber gegangen.
"Forschungsergebnisse im internationalen Vergleich Spitzenleistung"
Das Kuratorium habe mit Blick auf die Preisträger Crutzen/Arnold gewürdigt, stellte Brickwedde heraus, daß die Entstehung des Ozonlochs im arktischen Winter durch diese beiden Max-Planck-Wissenschaftler weitgehend habe geklärt werden können. Während Crutzen ein nachvollziehbares Modell für die zeitliche Entstehung des Ozonlochs habe liefern können, habe Arnold wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse durch die Entwicklung modernster Meßmethodik geliefert, so daß beiden eine "außerordentlich fruchtbare fachliche Synthese" gelungen sei. Ihre Forschungsergebnisse seien im internationalen Vergleich als Spitzenleistung zu werten. Forschung und Umsetzung von Erkenntnissen bis hin zum Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in Deutschland seien einen beispielhaften Weg gegangen.
Umweltorientierte Unternehmensführung:Ökonomie und Ökologie lassen sich vereinbaren
Die fünf ostwestfälischen Umweltinitiativen der Wirtschaft in Bielefeld, Gütersloh, Herford, Minden-Lübbecke und Paderborn/Höxter hätten durch umweltorientierte Unternehmensführung bewiesen, daß sich Ökonomie und Ökologie verbinden lassen. Sie hätten den Umweltschutz als wichtige Unternehmensaufgabe in die Führungsgrundsätze ihrer Firmen und in den betrieblichen Zielkatalog aufgenommen, hätten gemeinsame Umweltstandards definiert und umgesetzt und seien dabei über die gesetzlichen Anforderungen hinausgegangen. Hier machten 157 Unternehmen unterschiedlicher Branchen den Versuch, möglichst viele Erkenntnisse im Bereich des betrieblichen Umweltschutzes gegenseitig nutzbar zu machen. Dabei stünden etwa die Anfertigung von Reststoffbilanzen zur
Konkrete Ergebnisse für den Umweltschutz
Ermittlung des konkreten Reststoffaufkommens im Betrieb, der Einsatz umweltschonender Technologien zur Verbesserung der Umweltqualität und die Vermeidung von Abfall im Brennpunkt dieses eigenverantwortlichen und selbstinitiierten Zusammenschlusses. In der Umweltinitiative Bielefeld sei es beispielsweise seit Gründung 1990 gelungen, 30 Prozent der Abfälle zu vermeiden. In der Umweltinitiative Gütersloh sei die Recyclingquote in einem Jahr von 71,4 auf 79,4 Prozent erhöht worden.
Eigeninitiative und Umweltschutz retten ein ganzes Dorf
Als ein Beispiel für Eigeninitiative, ökologische Dorferneuerung und umweltgerechte Entwicklung des ländlichen Raumes in den neuen Ländern werde der Verein Ökospeicher zusammen mit der Gemeinde Wulkow bei Frankfurt/Oder ausgezeichnet. Der nachhaltige Einsatz des Vereins Ökospeicher und der Bewohner der Gemeinde Wulkow für ein umfassendes, ökologisch ausgerichtetes Engagement besitze einen hohen Vorbildcharakter vor allem für die kleinen Gemeinden der neuen Länder. Dabei müsse insbesondere die hohe Eigeninitiative anerkannt werden. Ein Engagement, das schließlich dafür gesorgt habe, daß eine Dorfgemeinschaft, die in ihrem Bestand gefährdet war, sich nicht nur erhalten, sondern vergrößert habe. Mit dem Erwerb der Speicherruine und der Gründung des Vereins 1990 seien zahlreiche Einzelinitiativen entwickelt worden. Nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft sei es mit nur einjähriger Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gelungen, durch die Aktivitäten des Vereins für die Arbeitnehmer von Wulkow Arbeit zu finden. Elf Gewerbebetriebe mit 31 Arbeitsplätzen wurden geschaffen. Wulkow war zur Zeit der DDR in die Siedlungskategorie 6 eingeteilt mit dem Ziel des "Leerwohnens", Investitions- und Restaurierungsarbeiten wurden seit 1984 nicht mehr durchgeführt. Ob Dorfentwicklungsplan, Renaturierung des Wulkower Baches, Aufbau einer Holunderplantage zur Farbstoffgewinnung, Errichtung eines Fischbruthauses für vom Aussterben bedrohte Fischarten, Bau eines Niedrigenergiehauses, Aufbau einer Wohnstätte für chronisch-psychisch Kranke und Beginn der Lehmziegelproduktion für das Projekt "Ökologisches Bauen" durch die Patienten - die Liste der Aktivitäten sei ausgesprochen vielfältig.
Die Preisträger des Umweltpreises - Menschen und Inititativen mit Vorbildfunktion
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zeichnet mit der Vergabe des Deutschen Umweltpreises Einsatz und Leistungen aus, die entscheidend und in vorbildlicher Weise zum Schutz und zur Erhaltung unserer Umwelt beigetragen haben beziehungsweise in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Dabei soll die ausgezeichnete Leistung in erster Linie Vorbildfunktion für andere Personen, Unternehmen und Organisationen besitzen. Außerdem soll die Leistung der jeweiligen Preisträger dazu beitragen, Umweltprobleme rechtzeitig zu erkennen und mit Hilfe geeigneter Vorsorge- und Umsetzungsstrategien zu entschärfen. Die Auszeichnung soll einen Nachahmungseffekt erzielen, Modellcharakter und praktische Umsetzbarkeit sollen im Vordergrund stehen. Innovative, vernetzte ganzheitliche Lösungsansätze werden besonders berücksichtigt. Die Kandidaten werden aus einem genau definierten Kreis gesellschaftlich relevanter Gruppen vorgeschlagen. Eine Jury, besetzt mit herausragenden Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und den gesellschaftlich relevanten Gruppen, empfiehlt dem Kuratorium die Preisträger für den Deutschen Umweltpreis.