Historische Gebäude vor Hochwasser schützen

Projekt im sächsischen Klosterstift St. Marienthal – Internationaler Denkmaltag am 18. April

Ostritz. Mit der Gründung durch Königin Kunigunde begann 1234 die wechselvolle Geschichte des Klosters St. Marienthal in der Oberlausitz. Trotz eines Großbrands und geplanter Sprengung durch die Nationalsozialisten hat der Konvent manches Übel überstanden. Eines setzt dem Stift im sächsischen Ostritz, das seit seiner Entstehung zum Zisterzienserorden gehört und in dem derzeit zehn Schwestern wirken, aber bis heute zu: sogenanntes Grundhochwasser. Ein fachlich und finanziell von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 115.000 Euro gefördertes Projekt soll die aktuelle Sanierung voranbringen – und könnte zum Modell für andere historische Bauten werden.

Schon 1897 ließ das bis dahin schwerste Hochwasser erahnen, welchen Naturkräften das Kloster ausgesetzt ist: Die gesamte barocke Inneneinrichtung der Klosterkirche wurde damals vernichtet. Immer wieder kam es in der Folge zu solchen gravierenden Ereignissen. An einem Wochenende im August 2010 erlebten die Zisterzienserinnen schließlich das bislang schlimmste Hochwasser der Klostergeschichte, die Sanierung dauert bis heute an. Es entstand ein Schaden in Millionenhöhe. Tückisch bei der ganzen Angelegenheit: Es geht nicht allein um Hochwasser, sondern um Grundhochwasser. Das heißt: Zeitgleich mit dem Hochwasser etwa in umliegenden Flüssen und Bächen steigt auch unterirdisches Grundwasser an – und zwar selbst dann, wenn das Wasser in den naheliegenden Flüssen und Bächen längst zurückgegangen ist. Solches Grundhochwasser ist auch für das Kloster St. Marienthal in Ostritz zur unsichtbaren und stets lauernden Gefahr geworden.

Internationaler Denkmaltag

Seit 1982 organisiert die internationale Nichtregierungsorganisation für Denkmalpflege, International Council on Monuments and Sites (Icomos), in Zusammenarbeit mit der UN-Sonderorganisation für Erziehung Wissenschaft und Kultur (UNESCO) jeweils am 18. April den Internationalen Denkmaltag. Der jährliche Aktionstag soll auf die weltweiten Bemühungen zur Rettung des gefährdeten Kulturerbes aufmerksam machen und ein Impuls für Fachleute sein, ihre Expertise auszutauschen. Auch das Kloster St. Marienthal in Ostritz ist ein solches Kulturerbe.

Nah am Wasser gebaut

Um das Kloster in Zukunft vor weiteren Schäden durch Grundhochwasser zu schützen, untersuchten im Zuge des Projekts Planer, Bauherren, die Denkmalschutzbehörde und Bauklimatiker den Baugrund unterhalb des Propsteigebäudes. Das Ergebnis: Das Kloster steht auf einem gewachsenen Flussbett. „Klosteranlagen der Zisterzienser sind oft in das Tal gebaut und am Flusslauf gelegen“, erläutert Constanze Fuhrmann, DBU-Referatsleiterin für Umwelt und Kulturgüter. Die Folge: „Die Zisterzienserklöster sind daher bei Extremwetterphänomenen wie Hochwasser zunehmend von Feuchte betroffen.“

Ein neuer Boden schafft Abhilfe

Über eineinhalb Jahre seien verschiedene Fußbodenaufbauten zum Schutz des Gebäudes getestet worden, so Fuhrmann. „Porenbeton hat sich als besonders wirksam erwiesen. Als Baustoff kann er feuchtebelastete Böden vor weiteren Schäden schützen“, sagt die DBU-Referatsleiterin. Eine Fußbodenheizung könne außerdem die oberen Schichten der Böden schneller trocknen. Dabei gebe der Fußboden aber Feuchtigkeit ab, die schnell wieder abgeführt werden müsse. „Die Ergebnisse lassen sich für Sanierungen bei ähnlichen historischen Bauten übertragen“, ist Fuhrmann sicher.


Ansprechpartner bei fachlichen Fragen zum Projekt (AZ 34200): Elisabeth M. Vaterodt, Tel. +49 35823 77300

Endlich trockene Füße: Der neue Bodenaufbau im Kloster St. Marienthal schützt vor erneuten Schäden durch Feuchtigkeit und dient als Blaupause für andere Gebäude dieser Art. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Vorhaben mit 115.000 Euro gefördert.
© Sven Taubert/Stenzel & Taubert
Nach einer Flut im Jahr 2010 war das Erdgeschoss in der Haushalle des Klosters stark beschädigt – nicht zum ersten Mal.
© Thomas Löther
Mit Hilfe dieser Probewürfel wurde untersucht, wie stark verschiedene Böden Feuchtigkeit aufnehmen. Zwölf Tage wurden sie in feuchtem Sand gelagert und jeden Tag gewogen.
© Thomas Löther

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