Hannover. Fossile Energiequellen wie Gas, Öl und Kohle neigen sich dem Ende. Erneuerbare Energien erleben deshalb einen regelrechten Boom. Eine Alternative zu Solarzellen, Windkrafträdern und Co. könnte in Nischen Pflanzenkohle werden, die die energetischen Eigenschaften von Braunkohle hat. Zwei Projekte der sogenannten Inkohlung werden am Gemeinschaftsstand der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf der Hannover Messe vorgestellt. Vom 20. bis 24. April in Halle 002/Stand D62 präsentiert die DBU insgesamt neun innovative Projekte, die sich durch Klimaschutz und wirkungsvollen Energieeinsatz in industriellen Prozessen auszeichnen. Die größte Investitionsgütermesse der Welt wird von Bundespräsident Horst Köhler eröffnet. Sie steht unter dem Leitmotiv des wirkungsvollen Einsatzes von Energie in der Wirtschaft.
Die "grüne" Kohle verwertet überflüssigen Biomüll
Die hessische Firma Willi Schlitt entwickelt eine Pflanzenkohle, die am Ende die energetischen Eigenschaften von Braunkohle haben soll und zu Briketts gepresst werden kann. In einem Kessel wird unter starkem Druck und hohen Temperaturen aus einem Brei von Pflanzenreststoffen wie Grünschnitt oder Stroh „grüne" Kohle produziert (Hydrothermale Carbonisierung, HTC, oder Inkohlung). Und das in wenigen Stunden. „Innerhalb kurzer Zeit wird ein Energieträger hergestellt, dessen Entstehung in der Natur eigentlich 50.000 bis 50 Millionen Jahre dauert", sagt Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU. Die „grüne" Kohle habe mehrere Vorteile, so Brickwedde. „Überflüssiger Biomüll findet Verwendung, gleichzeitig wird eine Kohle produziert, die weniger umweltschädliche Stoffe enthält und Ressourcen schont." Das Projekt, an dessen Ende die wirtschaftliche Umsetzung stehen soll, fördert die DBU mit rund 404.000 Euro.
Kohlenstoffe aus roher Biomasse auch in der Pflanzenkohle enthalten
„Wir können anderthalb Tonnen Biomasse am Tag verarbeiten", sagt Rainer Schlitt, Geschäftsführer der Willi Schlitt GmbH. Automatisch werde die Anlage mit Biomasse beschickt und später auch die Kohle entnommen und aufbereitet. Nahezu der gesamte in der rohen Biomasse enthaltene Kohlenstoff sei später auch in der Pflanzenkohle enthalten. Brickwedde: „Schadstoffe könnten am Ende in der Kohle weniger enthalten sein. Das verringert die Luftbelastung."
Kann aus Abfällen der Bio-Tonne Naturkohle hergestellt werden?
Ob auch aus Abfällen der Bio-Tonne Naturkohle hergestellt werden kann, wird in einer Machbarkeitsstudie der Hochschule Ostwestfalen-Lippe untersucht. Das Projekt unterstützt die DBU mit mehr als 138.000 Euro. Die Wissenschaftler hätten gezeigt, dass gerade wässrige organische Abfälle wie aus der Biotonne sehr gut für die Inkohlung geeignet seien, so Brickwedde. "Damit lässt sich nicht nur ein heizwertreicher Brennstoff herstellen. Bei geschickter Prozessführung ist auch zu erwarten, dass die Energiebilanz insgesamt günstiger ausfällt als bei bisherigen Verfahren", weiß Prof. Dr. Hans-Günter Ramke.
DBU unterstützt Projekte zu alternativen Brennstoffen aus Biomasse
Als alleiniger Förderer unterstützt Europas größte Umweltstiftung Projekte zur Herstellung alternativer Brennstoffe aus Biomasse mit der Inkohlung. „Somit eröffnet sich ein interessante umweltfreundliche Verwertungsmöglichkeit bisher nicht genutzter Bioabfälle und landwirtschaftlicher Reststoffe in der energetischen und stofflichen Nutzung", sagt Brickwedde. Weitere Projektpartner am DBU-Stand auf der Hannover Messe sind Airmatic (Hemer), Bauer Anlagen (Weißbach), Mirroxx/PSE (Freiburg), PYTEC (Lüneburg), vibro-tec (Unna), die Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Pentagal-Chemie und Maschinenbau (Bochum). Eine aktuelle Sonderveröffentlichung der DBU gibt im Vorfeld der Hannover Messe einen Überblick über neue Technologien in der Energieeffizienz und im Klimaschutz und ist auf www.dbu.de/publikationen kostenlos erhältlich.
DBU-Ansprechpartner vor Ort: Ulf Jacob, Projektleiter öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 0170/1837413
Ansprechpartner für Fragen zu den beschriebenen Projekten: Rainer Schlitt, Willi Schlitt GmbH & Co. KG, Telefon: 0171/3066644 (AZ 25656);
Prof. Dr. Hans-Günter Ramke, Fachhochschule Ostwestfalen-Lippe, Telefon: 05271/687130 (AZ 25604)