Prora. Futtern für den Naturschutz: So lautet seit dieser Woche der Auftrag für gut 300 Heidschnucken und 400 Lämmer der Schäferei Hoymes aus Wackerow bei Greifswald. Bis in den Herbst hinein pflegen sie auf rund 140 Hektar (ha) wertvolles Offenland auf der DBU-Naturerbefläche Prora. „Ich freue mich sehr, dass wir das Beweidungsprojekt nun gemeinsam mit den Ökolandwirten Hoyme starten. Diese Art der Landschaftspflege ist besonders schonend und erhält den Lebensraum für seltene Tierarten wie Schlingnatter oder Sperbergrasmücke“, sagt Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), sowie Eigentümerin der Fläche.
Seltene Lebensräume erhalten
Die rund 1.900 Hektar große DBU-Naturerbefläche Prora ist seit 2008 Teil des Nationalen Naturerbes und damit gänzlich dem Naturschutz gewidmet. Im Zuge der Militärübungen auf dem früheren Truppenübungsplatz blieben offene und störungsarme Landschaften wie Heiden, Wacholderheiden sowie Trocken- und Magerrasenflächen erhalten. „Solch abwechslungsreiche offene Lebensräume beherbergen eine herausragende Artenvielfalt. Außerhalb von Schutzgebieten werden sie allerdings zunehmend seltener“, sagt Tillmann.
Tierische Landschaftspfleger für den Naturschutz
Mit der Pflege der rund 140 ha betraut die Schäferei Hoymes rund 300 Heidschnucken mit 400 Lämmern. „Sogenannte halboffene Landschaften bestehen aus Wiesen und Weiden mit einzelnen Bäumen, Sträuchern oder Gehölzgruppen. Beispielsweise die gefährdeten Vogelarten Neuntöter und Sperbergrasmücke benötigen solche Lebensräume, die Schlingnatter benötigt vor allem offene Flächen“, erklärt Tillmann. Die Schafe sorgen mit ihrem Verbiss dafür, dass das Grünland nicht verbuscht und nach und nach zuwächst. In drei Koppelkomplexe geteilt, erstreckt sich die Weide über die Gemarkungen Buhlitz, Prora, Hagen, Lubkow und Tribberatz. Eine weitläufige Fläche, die die Schäferei jedoch kleinteilig beweidet. „Wir nutzen mobile Zäune mit einem Elektrolitzensystem, das den derzeitigen Anforderungen an die Wolfssicherheit entspricht. Mit jedem Block fassen wir dann je zehn bis 20 Hektar ein“, erklärt der Ökolandwirt Johannes Hoyme. Die mobilen Zäune stellt das Team alle ein bis zwei Wochen um. Mit dieser schonenden Art der Landschaftspflege haben die Tiere immer frisches Futter und es entsteht ein Mosaik aus höherem und niedrigem Gras. So bleibt ausreichend Rückzugsraum für Wildtiere. Zur Weidefläche gehören auch zwölf ha Waldweide. „Es freut uns, dass wir auch einen Teil der Wälder einbeziehen können. So haben die Schafe im Sommer Schutz vor der Sonne“, so Hoyme.
Rügener Schäfer eingestellt
Für das Weideprojekt auf der Naturerbefläche stellte der Ökolandwirt einen Rügener ein. Mit viel Berufserfahrung und ausgestattet mit einem 1000-Liter Wassertank sei er bestens gerüstet für die Aufgabe. Der Schäfer werde täglich die Tränken auf der Koppel füllen und die Gesundheit der Schafe kontrollieren. „Wenn größere Arbeiten anstehen, beispielsweise wenn die Schafe geschoren werden, unterstützen wir vor Ort mit einem Team von drei bis vier Personen“, sagt Hoyme.
Viel Vorarbeit geleistet - Herde zieht aufs Offenland
Waldweide von den Behörden genehmigen lassen, Zauntrassen freistellen, mobile Zäune aufbauen – das DBU Naturerbe, Hoyme und sein Team sowie Revierförster Frank Bölke vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz leisteten viel Vorarbeit für das Vorhaben. Im Auftrag der DBU Naturerbe betreut Bölke die Fläche vor Ort. Doch nun ist es soweit: In der vergangenen Woche brachte die Schäferei Hoymes die Heidschnucken per Anhänger in ihr neues Sommerquartier. Bis in den Herbst hinein werden die Tiere sich nun um die Landschaftspflege der Naturerbefläche kümmern. Mit etwas Glück können Spaziergängerinnen und Spaziergänger die Heidschnucken vom Weg aus bei ihrer wertvollen Naturschutzarbeit beobachten.
Hintergrund zum DBU Naturerbe:
Als Besitzerin verantwortet das DBU Naturerbe als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Auch in Folge der Wiedervereinigung und des langanhaltenden Friedens in Europa hat der Bund bislang etwa 156.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Die Naturschützer im DBU Naturerbe pflegen offene Lebensräume sowie Feuchtgebiete und Gewässer, um ihren Erhaltungszustand möglichst zu verbessern. Die Wälder überlassen sie langfristig ihrer natürlichen Entwicklung. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Prora: Wolf Menzel, Tel.: +49 39771 5296140