Seppenrade. Von den freigegebenen Wegen kaum zu sehen, für den Naturschutz auf der DBU-Naturerbefläche Borkenberge aber wichtig: Auf rund 120 Hektar haben Mitarbeitende des Bundesforstbetriebs Rhein-Weser sich in der Heide ausbreitende Kiefern entnommen, um den Offenlandlebensraum zu erhalten. Jahr für Jahr wachsen junge Bäume auf, die ohne Rückschnitt irgendwann die europäisch geschützte Heide verdrängen würden. „Ein gewisser Grad an Aufwuchs hat seine Berechtigung, da er den Wald-Offenland-Übergang strukturiert und so einen Lebensraum bietet für Vögel wie dem Ziegenmelker oder der Heidelerche. Aber wo Heide wächst, darf natürlich kein Wald entstehen“, betont Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter und Offenlandmanager im DBU Naturerbe.
Tillmann: „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“
Die trockene europäische Heide ist ein europäisch geschützter Natura-2000-Lebensraum. Das Land Nordrhein-Westfalen muss wie alle Bundesländer dafür Sorge tragen, dass sich die Erhaltungszustände der gemeldeten Flächen dieser und weiterer Lebensraumtypen bestenfalls verbessern. Das DBU Naturerbe hat den ehemaligen Truppenübungsplatz mit ihrer Übernahme ins Privateigentum dem Naturschutz gewidmet. Die Wälder werden langfristig sich selbst überlassen und dürfen sich natürlich entwickeln. Bei den Wiesen und Heiden wird es aber wichtig bleiben, die Pflege zu organisieren. „Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die es nicht zum Nulltarif gibt“, weiß Tillmann. Um Offenlandmaßnahmen wie die Entbuschung mit teurer Maschinentechnik zukünftig nur noch punktuell einsetzen zu müssen, will das DBU Naturerbe gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Naturschutzstation des Kreises Coesfeld ein Beweidungsprojekt auf die Beine stellen: eine riesige Ganzjahresweide über mehrere hundert Hektar. Doch die Idee des „Wilden Westens Westfalens“ steht noch unter Finanzierungsvorbehalt. Die Kooperationspartner planen, mit der Beweidung durch Wisente, Rinder und Pferde die notwendige Offenlandpflege auf der DBU-Naturerbefläche Borkenberge sicherzustellen. „Ohne externe Förderung wird es aber nicht gehen. Trotz bislang fehlender Förderzusage stecken wir nicht den Kopf in den Sand, sondern konkretisieren die Idee weiter,“ erklärt Tillmann. So organisierte der Offenlandmanager jetzt eine Exkursion in die Niederlande mit Vertretern des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld, der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises, des Bundesforstbetriebes und dem ausgewählten Weidetierhalter. Die Naturschützer schauten sich das „Wisentproject Kraansvlak“ bei Bloemendaal sowie die Beweidungsprojekte „Wisent op de slikken van de heen“ in Sint Philipsland und „Maasthorst“ in Nistelrode an, um ihre Expertise im Hinblick auf Ganzjahresweiden mit Wisenten, Rindern und Pferden weiter zu vertiefen.
Hof Keil unterstützt Projektidee im DBU Naturerbe Borkenberge als Weidetierhalter
In einem transparenten Verfahren hatten sich Landwirte für die angedachten Projektflächen beworben. „Wichtig waren uns bei der Auswahl unter anderem die Erfahrung mit extensiver Beweidung, die Nähe zu den Borkenbergen und eine gewisse Betriebsgröße, um die Aufgabe auch meistern zu können“, so Tillmann. Letztlich ausgewählt wurde der Hof Keil aus Reken, der im Falle einer Umsetzung die Weidetiere betreuen wird. Claudia und Heiner Keil haben sich über den Zuschlag gefreut: „Unser Hof wird als Familienbetrieb geführt und steht für transparente und nachhaltige Landwirtschaft. Wir züchten aktuell Blonde d’ Aquitaine-Angus-Kreuzungen, Aubrac, Taurus und Wasserbüffel. Viele unserer Tiere dienen auch jetzt schon der Landschaftspflege“, erläutert Heiner Keil.