Hartmannsdorf. Wer auf den Wegen der DBU-Naturerbefläche Hartmannsdorfer Forst spaziert, wandert durch friedlich anmutende Wälder. Besucherinnen und Besucher sehen mosaikartig vorkommende Heide, vereinzelte Moorflächen und ihre über 100 Jahre alten Spirken – Nadelbäume mit dunklem Stamm. Dennoch ist und bleibt der Naturschatz im Landkreis Zwickau eine ehemals militärisch genutzte Fläche. „Da wir nicht ausschließen können, dass im Boden Kampfmittel wie alte Munition verborgen sind, bitten wir unsere Gäste, auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben“, betont Marius Keite, Prokurist in der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), im DBU Naturerbe.
Verhaltensapell: Nicht im Boden buddeln sowie Munitionsreste liegen lassen und Polizei informieren
Bevor das DBU Naturerbe 2008 den Hartmannsdorfer Forst als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund übernahm, diente die Fläche ab 1965 der Nationalen Volksarmee und nach der Wiedervereinigung der Bundeswehr als militärisches Übungsgebiet – etwa im Norden des Areals als Schießplatz. Da es in den vergangenen Monaten vermehrt zu Kampfmittelfunden kam, und es deswegen mehrere Einsätze des Räumdienstes auf der Fläche gab, trafen sich Keite und Christfried Nicolaus als stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Hartmannsdorf mit Vertretern der Polizei und dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen. Mögliche Sicherheitsvorkehrungen wie etwa weitere Warnschilder und Sperrungen einzelner Bereiche standen zur Diskussion und werden nun geprüft. „Wir gehen im Hartmannsdorfer Forst von einer bisher noch unbekannten Kampfmittelbelastung aus. Es ist sicherer, wenn Besucherinnen und Besucher unserer Fläche auf dem ausgewiesenen Wegenetz bleiben, das wir auf unseren Informationstafeln an den Zugängen zur Fläche skizzieren“, sagt Keite. Abseits der Routen wolle die Flächeneigentümerin mit Unterstützung des Bundesforstbetriebes Thüringen-Erzgebirge vor allem der Tier- und Pflanzenwelt Raum und Ruhe geben. Selbstverständlich sollte niemand in einem ehemaligen Militärgebiet im Boden buddeln. Wer dennoch etwa Munitionsreste fände, sollte diese unbedingt liegen lassen, nicht berühren und den Standort der Polizei melden.
Naherholungsgebiet bei Wanderern, Radfahrern und Reitern beliebt
Dass die DBU-Naturerbefläche frei zugänglich ist, befürworten sowohl die Flächeneigentümerin als auch der Gemeindevertreter. „Heute ist der Hartmannsdorfer Forst ein Naturrefugium im Erzgebirge und als Erholungsgebiet im Raum Zwickau bei Radfahrern, Wanderern und Reitern beliebt“, weiß Nicolaus. Durch den Wald spazieren, die Stille genießen und vielleicht die ein oder andere seltene Tier- und Pflanzenart bewundern – gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Natur für viele Menschen ist. „Neben unseren naturschutzfachlichen Zielen wollen wir unsere Lebensräume, da wo es möglich ist, auch erlebbar machen“, bekräftigt Keite.
Hintergrund zum DBU Naturerbe
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Auch in Folge der Wiedervereinigung und des langanhaltenden Friedens in Europa hat der Bund bislang etwa 156.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.