Osnabrück. Ein Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt zeigt: Es fehlen Ingenieure. Rund 37.000 Stellen sind nach einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln nicht besetzt. Noch immer entscheiden sich zu wenig Schulabgänger für eine naturwissenschaftlich-technische Laufbahn. Dies stellt nicht zuletzt die Umwelttechnologien vor große Herausforderungen, denn sie sind Wachstumsbranchen und auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen. „Dem Fachkräftemangel in diesen Branchen müssen wir dringend entgegen steuern“, fordert Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die naturwissenschaftlich- technische Umweltbildung sei deswegen ein zunehmend wichtiges Thema in der Förderarbeit der Stiftung. Bei der DBU-Tagung „Kluge Köpfe für große Aufgaben. Umweltthemen in Schülerlaboren & Co.“ am 4./5. Oktober in Osnabrück werden Naturwissenschaftler und Bildungsexperten Konzepte zur Nachwuchsförderung im Umweltschutz vorstellen.
Umwelttechnik ist Wachstumsmotor
Die Umwelttechnologien sind auf Erfolgskurs. Sie wachsen überdurchschnittlich stark und haben sich auch in der Wirtschaftskrise als verlässliche Stütze erwiesen. Nach einer 2009 veröffentlichten Studie der Roland Berger Strategy Consultants, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt wurde, betrug ihr Umsatz 2007 weltweit rund 1,4 Milliarden Euro. Bis 2020 soll er sich mehr als verdoppeln. Deutschland besetzt dabei nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, derzeit mit durchschnittlich 16 Prozent Weltmarktanteil international eine Spitzenposition. Auch was die Beschäftigung angeht, ist die Umwelttechnik ein Wachstumsmotor: Während in anderen Branchen die Beschäftigtenzahlen tendenziell rückläufig sind, sollen hier bis 2020 in Deutschland etwa 1,1 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen.
Kinder und Jugendliche frühzeitig mit Technikthemen vertraut machen
Brickwedde: „Hier bieten sich berufliche Zukunftsperspektiven für engagierte Naturwissenschaftler und Ingenieure wie kaum in einer anderen Disziplin. Es wäre dramatisch, wenn der Aufwärtstrend der Umweltbranchen durch einen Mangel an qualifizierten Nachwuchs gestoppt würde. Um dies zu verhindern, müssen wir junge Menschen vielseitig und vor allem frühzeitig mit Naturwissenschaft und Technik vertraut machen“. Experimentelles Lernen und projektorientiertes Arbeiten spielten dabei eine entscheidende Rolle. Genauso wichtig sei es, Technikthemen in gesellschaftliche Zusammenhänge und die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen einzubinden.
DBU-Tagungsband gibt Überblick über Nachwuchsförderung im Umweltschutz
„Dabei bietet der Klima- und Umweltschutz vielfältige Ansatzpunkte, um das Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen zu wecken“, so Brickwedde. Dies habe auch das DBU-Herbstsymposium „Kluge Köpfe für große Aufgaben. Herausforderungen im Umweltschutz meistern“ letztes Jahr in Benediktbeuern deutlich gemacht. Experten aus Verbänden, Unternehmen, Stiftungen, Museen und Schülerlaboren sowie Lehrer und Schüler waren hier zusammen gekommen und hatten erstmals den Fachkräftemangel in den Ingenieurwissenschaften in Zusammenhang mit der boomenden Umweltbranche und einer naturwissenschaftlich-technischen Umweltbildung diskutiert. Der gerade erschienene Tagungsband enthält sämtliche Beiträge der Teilnehmer und gibt einen Überblick über Herausforderungen und praktische Beispiele der Nachwuchsförderung in den Naturwissenschaften. Der Band kann kostenfrei heruntergeladen oder bestellt werden unter www.dbu.de/publikationen.
"Impulse für Initiativen in der naturwissenschaftlich-technischen Umweltbildung setzen"
„Mit der Tagung in Osnabrück am 4./5. Oktober wollen wir den Austausch fortführen und Impulse für Initiativen in der naturwissenschaftlich-technischen Umweltbildung setzen“, erklärt Ulrike Peters, DBU-Referentin für Umweltkommunikation. Am Beispiel aktueller Umweltthemen und neuer Projekte zeige die Veranstaltung, wie Schülerlabore und außerschulische Bildungseinrichtungen für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) begeistern können. Die Eingangsvorträge halten Professor Dr. Manfred Euler, Direktor am IPN Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel, Professor Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts, und Dr. Hani El Nokraschy, Gründungsmitglied und Vizevorsitzender des Aufsichtsrates der DESERTEC-Foundation, Hamburg. Es werden Arbeitskreise zu den Themen „Nachhaltige Chemie in Schule, Schülerlabor und Co.“, „Regenerative Energie und Energieeffizienz: Was geht in Kita, Grundschule und Sek. I?“ und „Ressourcen: Megathema für den Umweltschutz! – Auch ein Thema für Schülerlabore?“ angeboten.
Anmeldung bis 27. September unter www.dbu.de/klugekoepfe
Die Tagung findet im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU in Osnabrück statt. Sie richtet sich an Mitglieder naturwissenschaftlicher und technischer Fachverbände, Lehrer naturwissenschaftlicher Fächer, Institute der Lehrerfortbildung und -ausbildung, Lehrerseminare, Hochschulen, Fach- und Forschungsinstitute, Umweltbildungszentren, Schülerlabore und Wissenschafts-Zentren. Das ausführliche Programm steht unter www.dbu.de/klugekoepfe. Die Anmeldung ist bis zum 27. September möglich unter n.frommeyer@dbu.de. Die Kosten betragen 75 Euro.