Osnabrück. Reißverschlüsse mit geringer Haltbarkeit, abriebanfällige Kunststoffzahnräder im Handmixer oder fest verbaute Akkus, die eine Reparatur so gut wie unmöglich machen: Das sind Beispiele für den Begriff „Geplante Obsoleszenz“, der derzeit die Runde macht. „Gemeint ist ein unterstellter geplanter Verschleiß eines Produkts vor Ablauf der üblichen Lebensdauer“, erklärt Franz-Georg Elpers, Pressesprecher der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Folgen: wachsende Abfallberge, steigender Ressourcenverbrauch und nicht zuletzt verärgerte Verbraucher – darauf verweist unter anderem die bürgerschaftliche Bewegung „MURKS? NEIN DANKE!“ aus Berlin. Deren Initiator Stefan Schridde ist Referent des Abendvortrags „Geplante Obsoleszenz – Murks erkennen und vermeiden“. Er findet statt am Donnerstag, 13. März, um 18.30 im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück. Um 17.45 Uhr wird eine Führung durch die DBU-Ausstellung „KonsumKompass" angeboten. Der Eintritt ist frei.
Schätzungen: Kosten von jährlich zwischen 65 und 137 Milliarden Euro, Abfall von 77 bis 164 Kilogramm pro Bundesbürger
Vor allem viele Elektro- und Elektronikgeräte seien offensichtlich nicht für eine lange Nutzbarkeit ausgelegt, kritisiert Schridde: „Viele können überhaupt nicht oder nur zu hohen Kosten repariert werden, etwa weil der Akku fest verklebt ist. Oder Ersatzteile sind gar nicht erst verfügbar.“ Die von Herstellern offensichtlich als Einwegprodukte angefertigten Geräte würden dann durch neue ersetzt – mit negativen Folgen für die Umwelt, für Konsumenten und deren Geldbeutel. Schridde schätzt, dass die Verbraucher in Deutschland für Produkte mit verminderter Lebensdauer jährlich zwischen 65 und 137 Milliarden Euro ausgeben und damit zwischen 6,2 und 13,1 Millionen Tonnen Abfall produzieren: „Das entspricht einem Abfallaufkommen von 77 bis 164 Kilogramm pro Bundesbürger.“ Steckt dahinter tatsächlich ein System? Planen Hersteller den Verschleiß ihrer Geräte, um den Absatz anzukurbeln?
Mehrjährige wissenschaftliche Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes
Da es zur unterstellten vorzeitigen Alterung von Produkten bisher kaum belastbare wissenschaftliche Daten gebe, habe das Umweltbundesamt (UBA) im vergangenen Jahr das Öko-Institut und die Universität Bonn mit einer mehrjährigen Studie zur Thematik beauftragt, so Elpers. Im Übrigen zeichne die beim UBA ansässige Geschäftsstelle ‚Jury Umweltzeichen‘ mit dem Siegel ‚Blauer Engel‘ ausdrücklich auch langlebige und reparaturfreundliche Produkte aus und gebe damit Verbrauchern beim Kauf eine entsprechende Entscheidungshilfe. Auf welche weiteren Aspekte sollten Konsumenten achten, um zu erkennen, ob ein Produkt „Murks“ ist? Wo gibt es Hilfe, Informationen oder Reparaturtipps? Während seines Vortrages informiert Schridde über so genannte Murksmeldungen, die Gesetzeslage, Kennzeichnungspflichten und eine mögliche ressourcenschonende Produktverantwortung der Hersteller.
Veranstaltungsreihe rund um die DBU-Ausstellung „KonsumKompass“
Der Vortrag „Geplante Obsoleszenz – Murks erkennen und vermeiden“ ist Teil der Veranstaltungsreihe rund um die mit dem UBA entwickelte DBU-Ausstellung „KonsumKompass“, die bis Oktober im DBU Zentrum für Umweltkommunikation gezeigt wird. Besucher erfahren an 16 interaktiven Stationen mehr über die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit von Kleidung, Beleuchtung, Wohnen, Bauen, Reisen, Mobilität, Informationstechnologien und Kommunikation. Unter anderem rückt sie Qualitäts- und Umweltzeichen wie den Blauen Engel, das Energielabel, das Fair-trade-Siegel, das Ecolabel der Europäischen Union (EU), das deutsche Bio-Siegel und das EU-Bio-Logo in den Fokus, um die durch sie gekennzeichneten Produkte bekannter zu machen. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt inklusive Führungen von Gruppen ab zehn Personen ist frei. Weitere Informationen unter www.konsumkompass.com (telefonisch: 0541/9633-921, per E-Mail: ausstellung-dbu@dbu.de).