Rösrath, Troisdorf, Köln. In Zeiten der Pandemie treibt es viele raus in die Natur. Wälder, Wiesen und auch die DBU-Naturerbefläche Wahner Heide erleben einen bisher ungewohnten Besucherandrang – auch aufgrund ihrer Lage im Ballungsraum Köln/Bonn. „Wir können gut verstehen, dass die Besucherinnen und Besucher der Fläche die einmalige Natur der Wahner Heide erleben möchten – besonders in diesen Zeiten. Doch das birgt auch Gefahren für die sensible Tier- und Pflanzenwelt. Daher bitten wir alle Besucher mitzuhelfen, ihre heimische Natur zu schützen“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), sowie Eigentümerin der DBU-Naturerbefläche.
Naturschutz aus gutem Grund
Die rund 2.000 Hektar große DBU-Naturerbefläche ist als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet. Mit dem angrenzenden militärischen Übungsplatz der Bundeswehr bildet sie den Naturraum Wahner Heide. Dieser ist als Natura-2000- sowie als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das hat gute Gründe: An die 700 Tier- und Pflanzenarten der Wahner Heide finden sich auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Die Fläche ist zugleich das artenreichste Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen. Die hier vorkommenden, mosaikartig verzahnten besonderen Wald- und Offenlandlebensräume werden außerhalb von Schutzgebieten immer seltener. So auch die darauf spezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie etwa Wiesenpieper, Schlingnatter, Knorpelmiere und Glockenheide, die hier noch einen Lebensraum finden.
Ungestörte Brut ermöglichen
Die weitläufigen Offenlandflächen sollen bodenbrütenden Vögeln wie der Heidelerche einen geeigneten Nistplatz bieten. „Die Nester im Gras sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Bei Störungen durch Menschen und freilaufende Hunde können die sensiblen Vogelarten ihre Gelege aufgeben und die Eier kühlen aus“, erklärt Florian Zieseniß vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser. Im Auftrag der DBU Naturerbe betreut er die Fläche vor Ort. Derzeit gingen jedoch viele Besucher auf dem Grünland abseits der ausgewiesenen Wege spazieren oder ließen dort ihre Hunde spielen.
Müll, Zigarettenstummel und Trockenstress
Ob bei der Waldarbeit oder durch Hinweise von Spaziergängern – immer wieder entdecken Mitarbeitende der Bundesforstbetriebe als Dienstleister im DBU Naturerbe wilde Müllkippen und müssen diese teils mit erheblichem Aufwand entsorgen: Sperrmüll, Plastiktüten, achtlos weggeworfene Taschentücher, zurückgelassene Alu-Grillschalen, belasteter Bauschutt und Grünabfälle landen im Wald statt in der Tonne und auf dem Wertstoffhof. „Wer meint, Müll in der Natur ist in Deutschland kein Thema, der irrt gewaltig“, betont Belting. Auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit rund 70.000 Hektar sei Abfall in der Landschaft gerade auch zurzeit ein großes Ärgernis. Dabei sind Grünabfälle keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Dazu Belting: „Pflanzliche Abfälle in Naturschutzgebieten können diese überdüngen und noch dazu Samen von Pflanzen eintragen, die in den DBU-Naturerbeflächen überhaupt gar nichts zu suchen haben, da sie natürlicherweise dort nicht vorkommen.“ Hinzu kommt: Über manchmal sogar belasteten Bauschutt können Gifte ins Grundwasser eindringen. Außerdem wird Plastikmüll nicht vollständig abgebaut und stellt über Jahrzehnte eine Gefahr für Tiere und Kleinstlebewesen dar, wenn sie ihn aufnehmen oder sich darin verheddern. „Auch Zigarettenkippen haben in der Landschaft nichts zu suchen – zumal sie bei den von Trockenheit geschädigten Bäumen schnell zum Brandsatz werden könnten“, betont die Fachliche Leiterin. Auch heiß gelaufene Autos sollten nur auf ausgewiesenen und dafür vorbereiteten Parkplätzen, nicht auf trockenem Gras, abgestellt werden, da auch dies ein Feuer entfachen könnte.
Trockenheit macht sich bemerkbar
Die geringen Niederschläge der vergangenen drei Jahre haben auf dem Grünland und im Wald ihre Spuren hinterlassen. Vor allem trockene Fichten aber auch Laubbäume sterben ab, Schädlinge wie der Borkenkäfer haben ein leichtes Spiel. Für Florian Zieseniß bedeuten die angeschlagenen, teils abgestorbenen Bäume immens viel Arbeit. „Wir kommen unserer Verkehrssicherungspflicht stetig nach, wenn etwa Stämme Wanderwege versperren oder trockene Äste die Sicherheit an Straßen gefährden. Das nimmt jedoch viel mehr Zeit in Anspruch als vor der Dürreperiode“, so Zieseniß. Von den Spaziergängern sei daher etwas Geduld gefordert. Die Flächeneigentümerin möchte die Natur erlebbar machen. Doch das Nationale Naturerbe wie auch andere Naturschutzgebiete und ihre Schützlinge leben davon, dass Menschen der Tier- und Pflanzenwelt Raum und Ruhe lassen. Belting: „Wir laden alle ein, die Landschaft auf den freigegebenen Wegen zu erkunden und mit angeleinten Hunden die Ruhe zu genießen. Wir bitten aber darum, den Müll wieder mitzunehmen, nicht unachtsam einen Waldbrand zu riskieren und die entsprechenden Parkflächen zu nutzen.“
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Wahner Heide: Florian Zieseniß, Tel. +49 2246 91548222