Herongen/Nettetal. In Zeiten der Pandemie treibt es viele raus in die Natur. Wälder, Wiesen und auch die DBU-Naturerbefläche Herongen erleben einen bisher ungewohnten Besucherandrang – auch aufgrund der Nähe zu Nettetal, Herongen und Venlo. „Wir können gut verstehen, dass die Besucherinnen und Besucher der Fläche die einmalige Natur am Niederrhein erleben möchten – besonders in diesen Zeiten. Doch das birgt auch Gefahren für die sensible Tier- und Pflanzenwelt. Daher bitten wir alle Besucherinnen und Besucher mitzuhelfen, ihre heimische Natur zu schützen“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Naturschutz aus gutem Grund
Die rund 375 Hektar große DBU-Naturerbefläche ist als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet und zudem als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das hat gute Gründe: Die Fläche umfasst trockene Magerasen, kleinere Heideflächen und wertvolle Feuchtbiotope. Die DBU-Naturerbefläche verbindet das Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen mit der Groote Heide in den Niederlanden. Die Lebensräume der ungestörten Offenland- und Waldareale werden außerhalb von Schutzgebieten immer seltener. So auch die darauf spezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie Mäusebussard und Waldohreule, die hier noch einen Lebensraum finden.
Ungestörte Brut ermöglichen
Die Offenland- und Waldlebensräume sollen bodenbrütenden Vögeln wie der Heidelerche oder Waldschnepfe einen geeigneten Nistplatz bieten. „Die Nester im Gras beziehungsweise auf dem Waldboden sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Bei stetigen Störungen durch Menschen und freilaufende Hunde können die sensiblen Vogelarten ihre Gelege aufgeben und die Eier kühlen aus“, erklärt Revierförster Martin Schiller vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser. Im Auftrag der DBU Naturerbe betreut er die Fläche vor Ort. Derzeit gingen jedoch viele Flächenbesucher auf dem Grünland abseits der ausgewiesenen Wege spazieren oder ließen dort ihre Hunde spielen.
Müll, Zigarettenstummel und Trockenstress
Ob bei der Waldarbeit oder durch Hinweise von Spaziergängern – immer wieder entdecken Mitarbeitende der Bundesforstbetriebe als Dienstleister im DBU Naturerbe wilde Müllkippen und müssen diese teils mit erheblichem Aufwand entsorgen: Sperrmüll, Plastiktüten, achtlos weggeworfene Taschentücher, zurückgelassene Alu-Grillschalen, belasteter Bauschutt und Grünabfälle landen im Wald statt in der Tonne und auf dem Wertstoffhof. „Wer meint, Müll in der Natur ist in Deutschland kein Thema, der irrt gewaltig“, betont Belting. Auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit rund 70.000 Hektar sei Abfall in der Landschaft gerade auch zurzeit ein großes Ärgernis. Dabei sind Grünabfälle keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Dazu Belting: „Pflanzliche Abfälle in Naturschutzgebieten können diese überdüngen und noch dazu Samen von Pflanzen eintragen, die in den DBU-Naturerbeflächen überhaupt gar nichts zu suchen haben, da sie natürlicherweise dort nicht vorkommen.“ Hinzu kommt: Über manchmal sogar belasteten Bauschutt können Gifte ins Grundwasser eindringen. Außerdem wird Plastikmüll nicht vollständig abgebaut und stellt über Jahrzehnte eine Gefahr für Tiere und Kleinstlebewesen dar, wenn sie ihn aufnehmen oder sich darin verheddern. „Auch Zigarettenkippen haben in der Landschaft nichts zu suchen – zumal sie bei den von Trockenheit geschädigten Bäumen schnell zu Brandsatz werden könnten“, betont die Fachliche Leiterin. Auch heiß gelaufene Autos sollten nur auf ausgewiesenen und dafür vorbereiteten Parkplätzen, nicht auf trockenem Gras, abgestellt werden, da auch dies ein Feuer entfachen könnte.
Trockenstress macht sich bemerkbar
Die geringen Niederschläge der vergangenen drei Jahre haben auf dem Grünland und im Wald ihre Spuren hinterlassen. Vor allem trockene Kiefern und Birken sterben ab, Schädlinge wie der Prachtkäfer haben ein leichtes Spiel. Für den Revierförster bedeuten die angeschlagenen, teils abgestorbenen Bäume immens viel Arbeit. „Wir kommen unserer Verkehrssicherungspflicht stetig nach, wenn etwa Stämme Wanderwege versperren oder trockene Äste die Sicherheit an Straßen gefährden. Das nimmt jedoch viel mehr Zeit in Anspruch als vor der Dürreperiode“, so Schiller. Von den Spaziergängern sei daher etwas Geduld gefordert. Die Flächeneigentümerin möchte die Natur auf naturverträgliche Weise erlebbar machen. Doch das Nationale Naturerbe wie auch andere Naturschutzgebiete und ihre Schützlinge leben davon, dass Menschen der Tier- und Pflanzenwelt Raum und Ruhe lassen. Belting: „Wir laden alle ein, die Landschaft hier von den freigegebenen Wegen aus zu erkunden, mit angeleinten Hunden die Ruhe zu genießen. Wir bitten aber darum, den Müll wieder mitzunehmen und nicht unachtsam einen Waldbrand zu riskieren.“
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Herongen: DBU-Koordinator Florian Zieseniß, T. 02246-91548222