Gemeinsame Wege für Naturschutz und Landwirtschaft

Jugendkongress von DBU und BfN: Abschlussveranstaltung

Osnabrück. Insgesamt 60 junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren haben unter dem Motto „zusammen.wachsen“ gemeinsame Wege für Naturschutz und Landwirtschaft entwickelt. Sieben Gruppenprojekte stehen kurz vor dem Abschluss – von Bildungsaspekten über eine Saatgut-Tauschbörse bis hin zu Agroforst, also einer Landnutzung mit einer Kombination aus Gehölz- und Ackerkulturen. Die Ergebnisse präsentieren die Teilnehmenden heute (Freitag) beim 6. Deutschen Jugendkongress im DBU Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) in Osnabrück. Gefördert wird der Jugendkongress von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Nahezu die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Das Problem: In vielen Agrarlandschaften ist die biologische Vielfalt in den vergangenen Jahrzehnten teils stark zurückgegangen, so die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Ein Richtungswechsel erscheint notwendig – aber wie, wenn Positionen aus Naturschutz und Landwirtschaft verhärtet sind? „Die Jugend macht vor, wie gegenseitiges Verständnis für die Anliegen von Landwirtschaft und Natur geschaffen werden kann“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Diskussionen auf Augenhöhe haben zu praxisnahen Ideen geführt, die auch nach Abschluss des Jugendkongresses Nachahmung finden sollen.“

„Es freut mich, dass auf dem Jugendkongress so viele junge Leute den Blick in die Zukunft richten und beim Thema Landwirtschaft und Naturschutz nach vorne schauen und auch gemeinsam Projekte verwirklichen. Für die Bewältigung der Biodiversitäts- und Klimakrise brauchen wir dieses Engagement“, sagt Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Jugendkongress hat „beflügelt, Verständnis für andere Positionen zu wagen“

Bei der Ideenwerkstatt vor einem Jahr „ist ein Geist des Machens entstanden“, sagt Theresia Kübler, Mitglied des achtköpfigen Planungsteams. Sie stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb und ist Vorstandsvorsitzende im Verein „Junges Bioland“. Kübler: „In einem Rollenspiel mussten wir die Position der anderen Seite einnehmen, was eine unglaubliche Wirkung hatte.“ Der Jugendkongress „hat uns beflügelt, Verständnis für andere Sichtweisen zu wagen“, so die studierte Agrarwissenschaftlerin. Viele Fragen keimten auf, und ein lösungsorientierter Austausch folgte. Die Erfahrung „etwas bewirken zu können“ ist nach Küblers Worten „unheimlich cool“ gewesen. Constantin Kuhn, ebenfalls Mitglied des Planungsteams und aktiv im Vorstand der BUNDjugend, ergänzt: „Dafür sind schon im Bewerbungsverfahren die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen worden.“ Für jeden Schwerpunkt – Landwirtschaft, Ökolandbau und Naturschutz – sind gleich viele junge Menschen ausgewählt worden. Kuhn: „Voraussetzung für eine Teilnahme am Jugendkongress war unter anderem, dass sich Beteiligte aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch setzen und zukunftsgerichtet diskutieren.“ Die jungen Leute hätten Lust gehabt, nach ganz neuen Ansätzen zu schauen, deren Umsetzung dann direkt und unkompliziert gefördert wurde.

Vielfältige Ideen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft

Nach der Ideenwerkstatt verfolgten die Teilnehmenden in sieben Gruppenprojekten das Ziel, selbst einen Beitrag zu leisten. Eine Gruppe hat etwa den Podcast „zusammen.wachsen“ entwickelt, eine Plattform für den offenen Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft. Eine andere rief eine Saatgut-Tauschbörse ins Leben, um eine große genetische Vielfalt alter Nutzpflanzensorten zu erhalten. Im niedersächsischen Landkreis Uelzen hat ein Junglandwirt mit Gleichaltrigen einen Agroforst angepflanzt. Auch Bildung spielte eine Rolle: Zum einen fand ein Workshop mit einer Schulklasse auf einem Kürbishof in Brandenburg statt, zum anderen lief eine Umfrage an Berufsschulen. Sie soll Erkenntnisse liefern, wie nachhaltige Themen stärker in die landwirtschaftliche Ausbildung integriert werden können. Mehr unter: https://www.jugend-natur-landwirtschaft.de/blog

Nachhaltige Landwirtschaft erstmals Schwerpunktthema beim Jugendkongress

Der seit 2011 nunmehr sechste Jugendkongress der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) behandelt erstmalig das Schwerpunktthema nachhaltige Landwirtschaft. Bisher war das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bei vier Jugendkongressen und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) bei zwei weiteren mitverantwortlich.

DBU-Ehrenpreis für Einsatz in der Zukunftskommission Landwirtschaft

Erst kürzlich erhielten Umweltschützerin Myriam Rapior und Kathrin Muus als Vertreterin der Landwirtschaft im Zuge der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU eine Auszeichnung in Höhe von jeweils 10.000 Euro in der Sonderkategorie „Ehrenpreis“. Überreicht wurde dieser von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Als jüngste Mitglieder der Zukunftskommission Landwirtschaft war es den beiden gelungen, in dem Gremium konsensfähige Positionen für eine nachhaltige und zugleich ökonomisch solide Landwirtschaft zu formulieren. Rapior hatte an der ersten Veranstaltung des DBU-BfN-Jugendkongresses als Vertreterin des Umweltverbandes BUNDjugend teilgenommen.

Ideenwerkstatt: Insgesamt 60 junge Menschen trafen sich im Herbst 2021 und entwickelten sieben Projektideen, die anschließend umgesetzt wurden. Sie präsentieren die Ergebnisse zum Abschluss des Jugendkongresses am 18. November in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
© Markus Große Ophoff/DBU

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