Papenburg. Um Geflüchtete in Deutschland zu integrieren, ist ein Arbeitsplatz für sie eine wesentliche Voraussetzung. Der Arbeitsmarkt bietet vor allem in den technischen Berufen zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze. Dass es gelingen kann, Geflüchteten, die in ihrer Heimat ausgebildet wurden oder sogar studiert haben, auf Umweltberufe zu orientieren, zeigte jetzt ein Bildungs-Kooperationsprojekt verschiedener Heimvolkshochschulen, Hilfs- und Umweltorganisationen in Niedersachsen, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und mit 125.000 Euro finanziell gefördert wurde. DBU-Experte Dr. Ulrich Witte: „Den 56 Geflüchteten wurde eine Auseinandersetzung mit Arbeitsfeldern nachhaltigen Wirtschaftens und umweltrelevanter Technologien ermöglicht, ein wichtiger Beitrag zur beruflichen Integration.“ Drei Teilnehmer fanden einen Arbeitsplatz, drei haben eine Ausbildung begonnen. Ein Teilnehmer studiert inzwischen, ein weiterer absolviert ein längerfristiges Praktikum.
Wirtschaft und Mittelstand in das Projekt eingebunden
Das Ludwig-Windthorst-Haus Lingen, die Katholische Landvolkhochschule Oesede, die Ländliche Heimvolkshochschule Mariaspring bei Göttingen und die Historisch-Ökologische Bildungsstätte (HÖB, Papenburg) hatten sich zusammengeschlossen, um Geflüchtete, die bestimmte Grundqualifizierungen mitbringen, auf Umweltberufe zu orientieren, erläuterte Witte jetzt. Die Bildungsarbeit habe neben berufsbezogenen Informationen zu den Schwerpunkten Energie, Versorgung/Wasser/Abwasser und Landwirtschaft auch berufsrelevante Grundinformationen zu deutscher Sprache und Kultur beinhaltet. U. a. sei verdeutlicht worden, wie die entsprechenden Berufsfelder in Deutschland strukturiert sind und welche Perspektiven sich für sie ergeben könnten. Das habe auch eingeschlossen, einen Überblick über umweltrelevante Studiengänge zu geben. In die Umsetzung seien als Kooperationspartner unter anderem die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, der Wirtschaftsverband Emsland und die Wachstumsregion Ems-Achse eingebunden worden.
Spezielles Paten- und Mentorenprogramm entwickelt
Zentrales Element des Projektes war ein neuntägiges Kompaktseminar, das in Papenburg, Mariaspring und Oesede umgesetzt wurde, wie Dr. Thomas Südbeck, Leiter der für die Regie des Projektes zuständigen HÖB erläuterte. Die Teilnehmer hätten ihr Asylverfahren durchlaufen gehabt und über einen Aufenthaltsstatus, Bildungsabschluss und fortgeschrittene Deutschkenntnisse verfügt. Basierend auf den drei Kompakt-Grundseminaren sei für die Teilnehmer ein ebenfalls neuntägiges Aufbaumodul konzipiert und umgesetzt worden. Konstant seien sie durch ein ehrenamtliches Paten- und Mentorenprogramm begleitet worden. Jeder habe einen Mentor an die Seite bekommen, der ihn auf dem weiteren Weg in der Ausbildung, ein Studium oder den Beruf unterstützt habe – etwa durch Information über Antragswege oder Hilfe bei der Vermittlung von Praktika. Um die Mentoren auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten, sei eine eigene Qualifizierung konzipiert und angeboten worden.
Praxisnahes Konzept sorgfältig erarbeitet
Das Konzept sei ohne Abstriche umgesetzt worden und habe sich durch sorgfältiges Erarbeiten eines praxisnahen Konzeptes voll bewährt. Witte: „Im Unterschied zu vielen Flüchtlingsprojekten, die aufgrund unterschiedlicher Ursachen über Fluktuationen in Lerngruppen und Probleme bei der Teilnehmergewinnung litten, war bei diesem Projekt die Resonanz sehr erfreulich, was Anmeldezahlen und Präsenz der Flüchtlinge in der Abfolge der Seminare betraf.“
Bewährtes Konzept auf andere Berufsfelder ausdehnen
Die Kooperation der vier beteiligten Bildungseinrichtungen und das Mitwirken von terre des hommes habe gut funktioniert und zum Erfolg beigetragen. Wichtig gewesen sei auch die gute Verbindung von Theorie und Praxis, also das Vermitteln von Grundlagen und das Kennenlernen konkreter Tätigkeiten im Umweltschutz durch Praktika und Exkursionen. Witte: „Als sehr hilfreich hat sich auch die Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen und der Arbeitsvermittlung herausgestellt.“ Die Projektpartner hätten nun „ein hohes Interesse, das bewährte Konzept weiter zu verfolgen und die gesammelten Erfahrungen weiterzugeben“. Gedacht werde dabei daran, die Konzeption des Programms auch auf die Berufsfelder Hauswirtschaft und Gastronomie auszudehnen. Auch Geflüchtete, die nicht dauerhaft in Deutschland blieben, hätten sich im Sinne eines Wissens-Transfers zum Umweltschutz Qualifikationen angeeignet, „die sie nach Rückkehr in ihr Heimatland dort nutzen und weiter entwickeln können“.