Dinklage. Der Mensch verändert: Der Bau von Schnellstraßen und eine intensivierte Landnutzung fordern ihren Tribut – auch von historischen Baudenkmälern. Wasserspiegel sinken, Holzgründungen fallen trocken, zersetzen sich – ihre Existenz ist in Gefahr! Mit einem in Deutschland bislang zu wenig bekannten Verfahren nach Amsterdamer Vorbild soll nun das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Mühlengebäude am Kloster Burg Dinklage, dem Geburtsort des „Löwen von Münster“, so saniert werden, dass in ihm zukünftig ein Seminar- und Ausstellungsraum der Kardinal von Galen Stiftung Platz finden und an den Widerstand des Bischofs von Münster gegen den Naziterror erinnern kann. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Modellprojekt mit 120.000 Euro. Ihr Generalsekretär, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, überreichte heute an den Vorsitzenden der Dinklager Stiftung, Clemens-August Krapp, das Bewilligungsschreiben.
"Teilweise gravierend negative Folgen für Erhalt bedeutender Kulturdenkmäler"
Brickwedde betonte, menschliche Eingriffe in die historisch gewachsene Landschaft und insbesondere in die historisch vorliegenden Gewässerregime hätten in der norddeutschen Tiefebene „zu teilweise gravierend negativen Folgen für den Erhalt bedeutender Kulturdenkmäler“ geführt. Ein typisches Beispiel für diese Schadensprozesse sei das Kloster Burg Dinklage. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble setzt sich in seinen Gebäuden aus vier mittelalterlichen Wasserburgen zusammen, die im 17. Jahrhundert in den Besitz der Familie von Galen kamen.
Bei minimalem Substanzverlust die Gründung der Gebäude stabilisieren
Die Störung des Wasserregimes auch durch den Bau der Bundesautobahn 1, so ist die Einschätzung der lokalen Behörden, habe letztendlich den Wasserstand im Umfeld der Burg um über einen Meter abgesenkt. Schützenhilfe in Dinklage – speziell für das Mühlengebäude mit seinen bis zu acht Zentimeter breiten Rissen im Außenmauerwerk – sollen nun „ermutigende Ergebnisse“ leisten, die bei der Sanierung der Amsterdamer Altstadt erzielt worden seien, die ebenfalls in den letzten Jahrzehnten unter massiven Grundwasserabsenkungen leide. Dabei seien unter anderem Mikropfähle eingesetzt worden, was bei minimalem Substanzverlust die Gründung der Gebäude stabilisiert und schnell Wirkung gezeigt habe.
Wissenschaftliche Auswertung und Gesamtdokumentation
Die Sanierung in Dinklage werde durch ein Forschungsteam der Jade Hochschule Oldenburg und die Firma Ingenieurbau Oldenburg begleitet. Neben den Baugrunduntersuchungen sollen die bereits vorhandenen Folgen der Grundwasserabsenkung analysiert und die noch zu erwartenden Auswirkungen prognostiziert werden. Ein begleitendes Messprogramm des Schadensbildes vor, während und nach den Arbeiten und schließlich eine wissenschaftliche Auswertung und Gesamtdokumentation seien Teil des Projektes.
"Ein in Deutschland noch immer zu wenig bekanntes Sanierungsmittel"
Die Analyse der neuen Möglichkeiten sei insofern von besonderem Belang, als ähnliche Setzungserscheinungen und Rissbildungen an allen Gebäuden des Burg-Ensembles zu beobachten seien, so Krapp. Da eine Instandsetzung mehrerer Gebäudeteile noch bevorstehe, seien abgesicherte Erkenntnisse von großem exemplarischem Wert. Brickwedde: „Die Maßnahme, die ein in Deutschland noch immer zu wenig bekanntes Sanierungsmittel nutzt und dessen Einsatz wissenschaftlich begleitet und auswertet, kann wichtige wissenschaftliche Grundlagen für ähnliche Sanierungsaufgaben weit über Dinklage hinaus bringen.“
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 29132): Clemens-August Krapp, Telefon: 0172|4142414