„Für technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands ein besonderes Vorbild“

Umweltpreis 2007: Einzelwürdigung Carl H. Schmitt und Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler (Konvekta/TU Braunschweig)
Schwalmstadt/Braunschweig. „Wenn sich die Autoindustrie dazu durchgerungen hat, in ihren Klimaanlagen die heutigen Klimakiller-Kältemittel zeitnah und gemäß EU-Verordnung ab 2011 durch Kohlendioxid zu ersetzen, das ein 1.300fach geringeres Treibhauspotenzial besitzt, ist das wesentlich auch auf die Firma Konvekta zurückzuführen. Sie hat die Funktionstüchtigkeit dieser Technik demonstriert und bewiesen, dass es auch nachhaltig und umweltfreundlich geht.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2007 der DBU an den Gründer der Schwalmstädter Firma Konvekta, Carl Heinrich Schmitt (76), und seinen langjährigen Entwicklungsleiter, heutigen Berater und Direktor des Instituts für Thermodynamik der Technischen Universität (TU) Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler (53). Aus der Hand von Bundespräsident Horst Köhler werden sie den höchstdotierten Umweltpreis Europas am 28. Oktober in Aachen erhalten. Ihr Preisgeld: rund 166.000 Euro.
Haben den Blick weit nach vorn gerichtet: Die Träger des Deutschen Umweltpreises 2007 (v.l.) Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler, Direktor des Instituts für Thermodynamik der TU Braunschweig und langjähriger Entwicklungsleiter bei Konvekta, sowie Carl H. Schmitt, Gründer der Schwalmstädter Firma. Konvekta stellt Klimaanlagen mit Kohlendioxid als Kältemittel in Fahrzeugen her.
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1996 präsentierte Konvekta den weltweit ersten Prototyp einer Kohlendioxid-Busklimaanlage

Aus undichten Klimaanlagen, bei Unfällen oder bei der Wartung und Entsorgung von Autos entwichen heute noch eingesetzte Kältemittel regelmäßig, die mitverantwortlich für den Treibhauseffekt seien. In großen Dimensionen, wie Brickwedde betont: „Der Kohlendioxid-Ausstoß von rund 2,5 Millionen sparsamer Kleinwagen mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern könnte durch den Einsatz alternativer Kältemittel kompensiert werden.“ Trotz erheblicher technischer und finanzieller Risiken hätten Schmitt und Köhler die Entwicklung dieser Technologie zur mobilen Kälte- und Klimatechnik in Nutzfahrzeugen maßgeblich und bis zur Serieneinführung vorangetrieben. Ausgehend vom weltweit ersten Prototyp einer Kohlendioxid-Busklimaanlage, die 1996 und 1997 erstmals bei Stadtbussen im öffentlichen Nahverkehr erfolgreich hätte eingesetzt werden können, hätten Köhler und Schmitt einen wesentlichen Beitrag geleistet, dieses natürliche Kältemittel marktreif zu machen und zu einer internationalen Verbreitung ihres Wissens und ihrer Technologie beigetragen.

Carl H. Schmitt, Gründer der Firma Konvekta, die Fahrzeug-Klimaanlagen mit Kohlendioxid als Kältemittel herstellt, bekommt den Deutschen Umweltpreis 2007 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 28. Oktober in Aachen verliehen.
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1967 erste Konvekta-Kühlanlage für Transportfahrzeuge

Dabei hätten die Anfänge von Konvekta auf einem ganz anderen Sektor gelegen. Mit dem Bau von Kachelöfen habe Schmitt sein Unternehmen 1957 gegründet. Angesichts einer absehbaren Marktveränderung hin zu Zentralheizungen habe er das Geschäft Mitte der 60er Jahre auf Kälte- und Klimaanlagen konzentriert und zunächst amerikanische Klimaanlagen zum Nachrüsten deutscher Fahrzeuge importiert. 1967 sei die erste Konvekta-Kühlanlage für Transportfahrzeuge präsentiert und der Bau von Klimaanlagen für Busse, Kühlfahrzeuge, Schienen- und Arbeitsfahrzeuge ausgebaut worden. Mit 450 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 80 Millionen Euro (2006) produziere die Konvekta AG heute auch in der Türkei, Argentinien und China. Neben dem Stammwerk in Schwalmstadt werde in Deutschland auch in Barchfeld in Thüringen produziert.

Prof. Köhler ist seit 1998 Leiter des Instituts für Thermodynamik an der TU Braunschweig mit dem Schwerpunkt Kälte- und Klimatechnik in Fahrzeugen

Prof. Köhler habe ab 1984 die Entwicklungsabteilung der Firma aufgebaut und bis 1998 geleitet. Seit 1998 stehe er dem Institut für Thermodynamik der Fakultät Maschinenbau der TU Braunschweig vor. Brickwedde: „Eines der wenigen Hochschulinstitute weltweit, die sich schwerpunktmäßig mit der Kälte- und Klimatechnik in Fahrzeugen beschäftigen." Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten seien in großer Zahl in nationalen und internationalen Publikationen und Tagungsbeiträgen sowie in Form zahlreicher Patente dokumentiert. Brickwedde: „Mit seinen theoretischen, experimentellen und technischen Untersuchungen hat Prof. Köhler bis heute viele neue Ideen zur Nutzung von Kohlendioxid als Kältemittel eingebracht und zur Lösung erkannter Probleme eingesetzt."

Der Leiter des Instituts für Thermodynamik an der TU Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler, erhält für die Entwicklung von Kohlendioxid-Klimaanlagen in Fahrzeugen als Berater und langjähriger Entwicklungsleiter bei der Firma Konvekta den Deutschen Umweltpreis 2007 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
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Erfolgreiche Technologieentwicklung von Köhler und Schmitt ein besonderes Vorbild  

Aufgrund dieses markanten Alleinstellungsmerkmals und internationaler Bekanntheit sei er von der Bundesrepublik Deutschland in zahlreiche internationale Gremien berufen worden. So habe er 1987 das Montreal-Protokoll wissenschaftlich begleitet, das eine Verringerung der Nutzung ozonschädigender Stoffe festgeschrieben hatte. Auch im Welt-Klimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), der den jüngsten Welt-Klimabericht vorgestellt hat, habe er mitgearbeitet. Brickwedde: „Das Gespann Köhler/Schmitt hat gezeigt, dass auch mit relativ bescheidenen Mitteln Durchbrüche erzielt werden können und damit wichtige Vorarbeiten für den möglichen Einsatz von Kohlendioxid als Kältemittel in der Fahrzeug-Klimatisierung geleistet. Hohe persönliche und unternehmerische Risiko- und Leistungsbereitschaft gepaart mit einer herausragenden fachlichen und wissenschaftlichen Qualifikation stellten die Basis für diese erfolgreiche Technologieentwicklung in einer Branche dar, die eher von Großunternehmen geprägt ist. Gerade im gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurs über die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands steht eine solche Leistung als besonderes Vorbild, das zur Nachahmung auffordert.“

Medien & Infos

Deutscher Umweltpreis 2007 für Konvekta-Gründer Carl H. Schmitt
Deutscher Umweltpreis 2007 für Konvekta-Berater Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler
Deutscher Umweltpreis 2007 für Konvekta-Berater Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler
Deutscher Umweltpreis 2007 für Konvekta-Macher (v.l.) Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler, langjähriger Entwicklungsleiter und Carl H. Schmitt, Firmengründer.
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