Wahlstorf. Heimischen Laubbaumarten unter die Arme greifen und Naturwälder von morgen entwickeln – das hat das DBU Naturerbe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Marienfließ vor. Dafür hat ein Forstunternehmen jetzt südlich von Wahlstorf Kiefern entnommen – eine Naturschutzmaßnahme, die auf den ersten Blick nicht so wirken mag.
Naturnaher Wald soll sich selbst überlassen werden
„Wir wollen den vorherrschenden Nadelholzreinbestand auflockern, damit für den Aufwuchs von Laubbäumen mehr Licht an den Boden kommt, und sich ihr Anteil erhöht. So kann sich ein naturnaher Wald entwickeln, den wir nach und nach sich selbst überlassen“, erklärt Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe. Aktuell gehe aber der Bundesforstbetrieb Trave davon aus, dass in zehn bis 15 Jahren noch einmal eine Durchforstung nötig sein werde, um der Laubmischwaldentwicklung weiter auf die Sprünge zu helfen.
Naturnahe Waldrandgestaltung dient seltenen Vogelarten wie dem Ziegenmelker
Gleichzeitig nutzten Bundesforst und DBU Naturerbe die Gelegenheit für eine weitere Naturschutzmaßnahme: Nördlich des Wanderwegs soll ein stufiger Waldrand entwickelt werden. „Das bedeutet, dass der Wald angrenzend zum Weg nicht abrupt aufhört, sondern einen fließenden, mäandrierenden Übergang bildet“, sagt Andreas Kleinke, Revierleiter in Marienfließ vom Bundesforstbetrieb Trave. Solche strukturreichen Waldränder mit Einbuchtungen, Büschen und Sträuchern sowie einzelnen Bäumen seien in Wirtschaftswäldern selten geworden. Der naturnahe Übergang biete für viele Vogelarten, Kleintiere und Insekten einen Lebensraum und sei ein wichtiger Beitrag zur biologischen Vielfalt. „Neben Ziegenmelker, Neuntöter und Heidelerche sollen davon auch der Sandmagerrasen und das teilweise vorhandene Heidekraut profitieren“, erläutert Kleinke. Damit der magere Boden nicht durch das verrottende Schnittgut zusätzlich mit Nährstoffen versorgt wird, was dem Biotop schaden würde, musste das ganze Material von der Fläche geholt werden. „Wir haben das Schnittgut zu Hackschnitzeln verarbeitet und an ein Blockheizkraftwerk geliefert“, so der Revierleiter.
DBU-Naturerbefläche Marienfließ über ausgewiesene Wege erlebbar
Die rund 450 Hektar (ha) große DBU-Naturerbefläche Marienfließ ist dem Naturschutz gewidmet und liegt direkt an der Grenze zu Brandenburg. Das DBU Naturerbe hat sie als Teil des Nationalen Naturerbes 2008 vom Bund übernommen. Von 1933 bis 1945 wurde der Ostteil der DBU-Fläche als Übungsplatz für die Deutsche Wehrmacht genutzt. Anschließend übten die sowjetischen Truppen bis 1992 auf dem gesamten Gelände. Der Westteil diente als Panzerschießplatz der Landstreitkräfte, der Ostteil als Bombenabwurfplatz. Aufgrund der Kampfmittelbelastung ist das Betreten der Flächen nur auf ausgewiesenen Wegen zu empfehlen und erfolgt auf eigene Gefahr.