Osnabrück. „Sie sind eine jener Persönlichkeiten, in deren Denken, Fühlen und Wirken die innere Einheit Deutschlands und die Integration Europas immer schon Realität waren. An Ihrem Beispiel ist zu lernen, dass Vision und Realismus, Einfühlsamkeit und Handlungsstärke keine Gegensätze sein müssen, sondern eine äußerst produktive Verbindung eingehen können.“ – Mit diesen Worten hatte 2002 Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus an Fritz Brickwedde begründet. Heute ging mit dem Eintritt in den Ruhestand des Gründungs-Generalsekretärs der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine 22,5-jährige Ära zu Ende. „Fritz Brickwedde hat die Idee der Gründungsväter der DBU kreativ und geschickt mit Leben gefüllt. Als herzlicher, offener, interessierter und inspirierter Mensch hat er Impulse für den ökologischen Umbau der Gesellschaft und für eine positive wirtschaftliche Entwicklung gesetzt“, betonte sein Stellvertreter Prof. Dr. Werner Wahmhoff.
In über 22 Jahren 8.600 innovative Projekte mit knapp 1,5 Milliarden Euro gefördert
Mit seiner Berufung zum DBU-Generalsekretär am 1. März 1991 legte er Wert darauf, „seine“ Stiftung ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten aufzubauen und „die besten Fachleute aus ganz Deutschland“ als Mitarbeiter in die Domstadt zu holen, wie er immer betonte. Die haben mit ihm in gut 22 Jahren rund 8.600 innovative Projekte mit knapp 1,5 Milliarden Euro gefördert. Und das Stiftungskapital von ursprünglich einmal 1,29 Milliarden Euro wuchs gleichzeitig auf zwei Milliarden Euro. Auch ein nationales und internationales Stipendienprogramm brachte Brickwedde für die DBU auf den Weg sowie die jüngste „Errungenschaft“ der DBU: die Gründung der gemeinnützigen DBU-„Tochter“ DBU-Naturerbe GmbH, die inzwischen rund 60.000 Hektar für den Naturschutz besonders wertvolle Flächen langfristig schützt.
Brickweddes ehrenamtliches Engagement
Brickwedde zeichnete in seiner DBU-Zeit aber auch ein breit angelegtes, ehrenamtliches Engagement aus: Ehrenbürger der sächsischen Stadt Ostritz, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Fürst Pückler Park Bad Muskau (Sachsen), Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (Sachsen) und lange Jahre Vorsitzender des Osnabrücker Förderkreises zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Dresden. Im Mai 2002 wurde Brickwedde zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gewählt. Unter seiner Ägide verdoppelte sich die Zahl der Stiftungen in Deutschland auf rund 16.000. Aus diesem Amt schied er 2008 turnusgemäß aus und wurde von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt.
Ehrendoktorwürde der BTU Cottbus
2002 wurde Brickwedde die Ehrendoktorwürde der BTU Cottbus verliehen, die damit seine herausragenden Leistungen für den wissenschaftlich fundierten Umwelt-, Natur- und Kulturschutz sowie sein Eintreten für den ökologischen Neuaufbau in den ostdeutschen Bundesländern würdigte. 2003 erhielt er das ihm vom polnischen Staatspräsidenten verliehene Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen, eine der höchsten polnischen Auszeichnungen. Geehrt wurde Brickwedde für „hervorragende Verdienste um die Völkerzusammenarbeit“ zwischen Polen und Deutschland. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler verlieh Brickwedde 2004 das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Eine Auszeichnung, die ebenfalls vor allem sein breites ehrenamtliches Engagement zugunsten der ostdeutschen Bundesländer würdigte.
Brickwedde studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Münster
Der gebürtige Osnabrücker hatte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Danach arbeitete er als Akademiedozent und Fachbereichsleiter am Franz-Hitze-Haus in Münster, der Akademie des Bistums Münster. Er wurde Leiter der Volkshochschule Georgsmarienhütte und Dezernent für Schule und Kultur, Landschaftspflege und Regionalplanung beim Landkreis Emsland. Dort wurde er auch für die Koordination des Umweltschutzes zuständig. Bevor er mit Gründung der DBU als Generalsekretär die Aufbauarbeit begann, war Brickwedde Sprecher der niedersächsischen Landesregierung. Auch hier hatte er einen klaren Umweltschutzbezug: Klärschlammverklappung in der Nordsee, Schadstofffrachten aus der DDR, die die innerdeutschen Flüsse zu Kloaken machen. Bei umweltpolitischen Reisen zu Generalsekretär Erich Honecker oder zur britischen Premierministerin Margaret Thatcher begleitete Brickwedde den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht.