Freiraum für Binnendünen und Feuchtheiden

NLKWN-Projekt auf DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden: So geht es weiter auf den gerodeten Flächen

Cuxhaven. Zu Beginn des Jahres haben Forstmaschinen insgesamt rund fünf Hektar (ha) auf der DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden gerodet. Was im ersten Moment nicht nach Naturschutz aussieht, zeichnet den Start eines Maßnahmenpakets, um offene Binnendünen und feuchte Heiden wiederherzustellen – zwei seltene und daher besonders wertvolle Offenlandlebensräume.

Wald weicht für Arten- und Biotopschutz

In der Norddeutschen Tiefebene liegend gehört die rund 1.400 ha große DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden mit ihren typischen Sandböden zur atlantischen Region. „Um die biologische Vielfalt in den Küstenheiden zu erhalten, entsteht hier ein Wald-Heide-Mosaik im Rahmen eines von der EU geförderten Integrierten LIFE-Projekts Atlantische Sandlandschaften“, erklärt Bundesforstrevierleiter Dominik Sucker-Weiß, der die Fläche vor Ort betreut. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) setzt das Vorhaben in Kooperation mit dem Bundesforstbetrieb Niedersachsen und dem DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Eigentümerin der Fläche, um.

Schutz der Tierwelt: Weitere Schritte ab Herbst

„Aufwachsende nichtheimische Gehölze wie die Schwarzkiefer haben die offenen Lebensräume bei Berensch-Arensch beeinträchtigt. Im ersten Schritt haben wir diese fällen lassen“, sagt Sucker-Weiß. Anderswo kommt dafür bereits Wald nach, da etwa frühere Militärschneisen zuwachsen. Auf die nun abgeschlossene Rodung folgen weitere Arbeitsschritte voraussichtlich im Herbst, um Lebensräume zu vernetzen und Biotope wiederherzustellen. Beispielsweise werden Bagger die obere Bodenschicht auf Teilflächen der Rodung zwischen Berensch und Wilhelm-Lemke-Turm abtragen, sodass der Sand wieder zutage kommt. Sucker-Weiß: „Die obere Bodenschicht ist humusreich und enthält viele Nährstoffe. Heiden auf Binnendünen benötigen jedoch nährstoffarmen Boden.“

Offene Binnendünen bei Berensch-Arensch freistellen

Die Cuxhavener Binnendünen bildeten sich nach der letzten Eiszeit, also vor bald 10.000 Jahren. In Deutschland zählen offene Binnendünen heute zu den sehr seltenen Lebensräumen und stehen unter dem Schutz der Europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). Eine Vielzahl an spezialisierten Pflanzen- und Tierarten wie die Sand-Segge oder bestimmte Wildbienenarten benötigen genau diese Biotope: Wald-Heide-Mosaike mit offenen Sandflächen, Heidevegetationen, flechtenreiche Areale sowie Horst- und Höhlenbäume. „Arbeiten mit schwerer Technik in Schutzgebieten sehen auf den ersten Blick befremdlich aus. Es braucht einfach einen Moment der Geduld. In wenigen Jahren kann sich hier durch die Lage zu den benachbarten Offenlandflächen ein naturschutzfachlich sehr wertvoller Biotop auf Sand einstellen, der dann im Verbund gut zu pflegen sein wird“, sagt Tom Kutter vom NLWKN Hannover. Das DBU Naturerbe betont, dass hierfür eine landwirtschaftliche Förderfähigkeit wichtig sei.

Entwässerung in Feucht- und Anmoorheiden im Holter Steertmoor stoppen

Im Fokus der Naturschutzmaßnahmen steht auch eine zweite Teilfläche: Im Nordosten der Küstenheiden, im Holter Steertmoor, liegen Feucht- und Anmoorheiden, die noch durch Entwässerungsmaßnahmen aus der Vergangenheit beeinträchtigt sind. Das Wasser fließt über Gräben in nördlicher Richtung in eine angrenzende Grünlandfläche ab. Zusätzlich entzogen die nun gefällten und nicht zur natürlichen Vegetation gehörenden Sitka-Fichten, Japanlärchen und Schwarzkiefern den Heiden Feuchtigkeit. Durch den gestörten Wasserhaushalt haben sich auch Pfeifengrasbestände und die Spätblühende Traubenkirsche ausgebreitet. Die aus Nordamerika stammende Pflanze bildet üblicherweise dichte Bestände und beschattet lichtliebende Arten wie das Heidekraut. Voraussichtlich im Herbst werden Teile der Pfeifengrasbestände abgetragen und die Entwässerungsgräben verschlossen.

Alle Maßnahmen werden mit der Waldbehörde, der Unteren Naturschutzbehörde sowie dem Denkmalschutz abgestimmt. Sie setzen den Naturerbe-Entwicklungsplan für die Cuxhavener Küstenheiden und die FFH-Richtlinie der Europäischen Union um.


Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahmen sind Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer sollen dabei nachhaltig aufgewertet oder entwickelt werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse sollen gestärkt werden.

Für die zehnjährige Laufzeit des Projekts steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16.875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU).

Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de und unter www.nlwkn.niedersachsen.de verfügbar.


Ansprechpartner bei Fragen zum Gesamtprojekt
: Herr Thomas Kutter, Tel. +49 511 3034-3352
Ansprechpartner bei Fragen zur DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden: Herr Dominik Sucker-Weiß, Tel. +49 4723 713590

Auf der DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden entsteht ein naturschutzfachlich wertvolles Wald-Heide-Mosaik.
© Dominik Sucker-Weiß/Bundesforst
Der erste Arbeitsschritt ist abgeschlossen: Zwischen Berensch und Wilhelm-Lemke-Turm rodeten Forstmaschinen Schwarzkiefern, um Licht und Raum für seltene Heiden auf Binnendünen zu schaffen.
© Dominik Sucker-Weiß/Bundesforst

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