„Fachkompetenz bei Vermittlung von Umweltthemen stärken“

Fachtagung "Zukunftsfähige Kommunikation" heute im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU eröffnet - 100 Experten zu Gast
Osnabrück. "Ziel der heutigen Tagung ist es, die Anforderungen, die an eine moderne Umweltkommunikation zu stellen sind, mit Wissenschaftlern, Medienexperten und Praxisvertretern zu diskutieren und dabei eine Vision nachhaltiger Kommunikation zu entwerfen. Ich hoffe, dass die Tagung einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, neue Ansätze für eine gezielte Aus- und Fortbildung von Journalisten und Public-Relations-Fachleuten zu finden und damit die Fachkompetenz bei der Vermittlung von Umweltthemen zu stärken." - Mit diesen Worten begrüßte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Teilnehmer der Fachtagung "Zukunftsfähige Kommunikation", zu der auf Einladung des Instituts für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg 100 Experten der Medien- und Kommunikationsbranche ins Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU gekommen waren.

Nicht gelungen, "Nachhaltigkeit" der Mehrheit der Bevölkerung nahe zu bringen

Überall in der Welt arbeiteten Journalisten, Medienexperten oder Kommunikationsagenturen an der Frage, wie Umweltthemen effektiv einer breiten Zielgruppe vermittelt werden können, sagte Brickwedde. Trotz unbestreitbarer Erfolge, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet erzielt worden seien, scheine es jedoch bisher nicht gelungen zu sein, das Thema "Nachhaltigkeit" der Mehrheit der Bevölkerung nahe zu bringen.

Verständliche und nachvollziehbare Aufarbeitung der komplexen Umweltzusammenhänge wichtig

Aus seriösen Umfragen sei bekannt, dass etwa 95 Prozent der Weltbevölkerung den Begriff "Sustainable Development" (nachhaltige Entwicklung) nicht kennen würden. Grundlegende Erfolge der Agenda 21 würden sich nur dann einstellen, wenn das Konzept der "Nachhaltigen Entwicklung" von der gesamten Bevölkerung getragen werde. Im Vordergrund dürften nicht hoch differenzierte Detaildiskussionen stehen, sondern die verständliche und nachvollziehbare Aufarbeitung der komplexen Umweltzusammenhänge. Medien und Kommunikationswege, die breite Bevölkerungsgruppen ansprechen, müssten dazu intensiv genutzt werden. Umweltfragen müssten in die allgemeinen Lebenszusammenhänge integriert werden.

Rechtzeitig und richtig über ökologische Probleme informieren

Dabei komme den Medien eine zentrale Bedeutung zu: Sie hätten die Aufgabe, rechtzeitig und richtig über ökologische Probleme, aber auch über Gefahren zu informieren, die sich der unmittelbaren Wahrnehmung unserer Sinne entziehen. Brickwedde: "Radioaktive Strahlung z. B. und Gifte wie Dioxin können wir weder riechen, fühlen, hören noch sehen. Hier ist eine sachliche, ausgewogene und realitätsnahe Information breiter Bevölkerungsschichten unumgänglich." Aber auch die Darstellung positiver Beispiele und vorbildlicher Lösungsansätze, die Mut machen und zur Nachahmung anregen, sollten nicht zu kurz kommen.

Erprobung neuer, bisher weniger genutzter Möglichkeiten und Medien zur Umweltinformationsvermittlung wichtig

Leider blieben die Massenmedien im Hinblick auf Umweltfragen vielfach noch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Lokale und regionale Umweltberichterstattung fehle ebenso oft wie eine allgemeine fachliche und nüchterne Informationsvermittlung. Vor diesem Hintergrund komme der Erprobung neuer, bisher weniger genutzter Möglichkeiten und Medien zur Umweltinformationsvermittlung und Umweltbewusstseinsbildung eine ganz besondere Bedeutung zu. Diese Tatsache habe ihren Niederschlag in den DBU-Förderleitlinien gefunden.

Grundsätzlich eine hohe Aufmerksamkeit von Journalisten gegenüber Umweltfragen

Wissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass grundsätzlich eine hohe Aufmerksamkeit von Journalisten gegenüber Umweltfragen feststellbar sei. Erkennbar werde dabei häufig der Vorwurf, die Umweltberichterstattung erschöpfe sich hierzulande im "Katastrophenjournalismus", in den ökonomisch schwächeren Ländern im "Verlautbarungsjournalismus". Neuere Forschungen und zahlreiche Medienprojekte, die in den letzten elf Jahren von der DBU gefördert worden sind, zeigten aber deutlich, dass dieser Vorwurf eines oberflächlichen Umweltkatastrophenjournalismus kaum aufrecht zu erhalten sei.

Wesentlich weniger über "klassische" Umweltthemen berichtetet

Interessant sei in diesem Zusammenhang eine Studie des weltgrößten Dachverbandes der Umweltjournalisten, der International Federation of Environmental Journalists (IFEJ), unter seinen ca. 1.500 Mitgliedern. Ein wichtiges Ergebnis zeige, dass die Medien in jüngster Zeit wesentlich weniger über "klassische" Umweltthemen (also z. B. Umweltverschmutzung oder Klimafragen) berichteten und dafür die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen (etwa Weltbevölkerung oder umweltbedingte Migrationsbewegungen) ausweiteten.

Kindern ermöglichen, Ansätze für eigenes Umwelthandeln zu entwickeln

Zielgruppen, die bisher nur selten oder gar keinen Zugang zu Umweltthemen gefunden hätten, könnten mithilfe unterschiedlicher Medien erreicht und zum Umwelthandeln motiviert werden. Dass auch Kinder im Grundschulalter in der Lage seien, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, zeige die von der DBU initiierte Medieninitiative "Graslöwen TV". Ziel sei es, mithilfe von spannenden und informativen Fernsehserien und -spielfilmen sechs- bis zehnjährigen Kindern das komplexe Wirkungsgeflecht von Ökologie, Ökonomie, Politik und Gesellschaft auf einer nachvollziehbaren Alltagsebene zu verdeutlichen. Im Vordergrund stehe dabei die Vermittlung von Gestaltungskompetenzen, die es den Kindern ermöglicht, Ansätze für eigenes Umwelthandeln zu entwickeln. Für die Umsetzung vier großer Fernsehproduktionen, die Durchführung eines umfassenden umweltpädagogischen Begleitprogramms, die Herausgabe von begleitenden Unterrichtsmaterialien und die wissenschaftliche Begleitung einzelner Maßnahmen habe die DBU über fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Will helfen, die Fachkompetenz bei der Vermittlung von Umweltthemen zu stärken: DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.
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