Oberasbach. Die rund 195 Hektar große DBU-Naturerbefläche Hainberg ist ein Naturjuwel im städtischen Ballungsraum. Aufgrund ihrer Nähe zu Fürth und Nürnberg ist die große Herausforderung ein ständiger Spagat zwischen Naturschutz und Naherholung. Vertreter der Flächeneigentümerin machten sich heute (Dienstag) mit einer Exkursion ein Bild vor Ort: Susanne Belting, Fachliche Leiterin des DBU Naturerbes, der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), führte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sowie DBU-Kurator Carsten Träger über den Hainberg und erläuterte die naturschutzfachlichen Besonderheiten. "Als Fürther, der ich hier schon oft privat die Natur genossen habe, freue ich mich sehr, dass ich heute die naturschutzfachliche Bedeutung des Hainbergs kennenlernen darf“, so Träger zu Beginn des Rundgangs.
Eine der größten zusammenhängenden Sandmagerrasen Bayerns – Bergwaldprojekt im September
Im ersten Stopp der Exkursion erläuterte die Fachliche Leiterin ein Merkmal des Hainbergs: den weitläufigen Sandmagerrasen, auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar, aber naturschutzfachlich bedeutend. Diese offenen Flächen entstanden im Zuge der langjährigen militärischen Nutzung des Gebietes, die bereits zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges begann. Für die Vogelwelt sind die offenen bis halboffenen Lebensräume auf nährstoffarmen Sandböden wichtige Brutgebiete in Mittelfranken, insbesondere für Wiedehopf und Wendehals, Heidelerche, Neuntöter und Goldammer. Um seltenen Arten weiterhin ein Brutgebiet zu erhalten, pflegen Schafe die Fläche und halten sie mit ihrem Verbiss frei von Gehölz. „Wir freuen uns, dass im kommenden September das Bergwaldprojekt auf dem Hainberg tätig sein wird und unsere tierischen Landschaftspfleger tatkräftig unterstützt. Im Fokus wird die Wald-Offenland-Pflege stehen“, sagte Bonde. Im Verein Bergwaldprojekt engagieren sich freiwillige Helferinnen und Helfer aus ganz Deutschland für den praktischen Naturschutz – insbesondere für die Pflege von Wäldern und den Erhalt von Kulturlandschaften. Am Hainberg werden sie vor allem junge Birken, Kiefern und Espen entnehmen. „Das klingt erstmal nicht nach Naturschutz. Offene Sandmagerrasen gehören allerdings zu den seltener werdenden Lebensräumen und sollten für die darauf spezialisierten Tier- und Pflanzenarten offengehalten werden“, erklärt Belting während der Wanderung.
Hutewald – traditionelle Form der Waldnutzung erhalten
Als weiteren Exkursionspunkt ging es zum Hutewald – einem lichten Eichenforst, der aufgrund des weiten Abstands der Bäume parkähnlich anmutet. Hutewälder entstanden, als vor einigen hundert Jahren das Vieh in den Wald getrieben wurde, um beispielsweise Eicheln und junge Baumtriebe zu fressen. Diese traditionelle Form der Waldnutzung prägt bis heute die Hainberg-Landschaft. Mit einer Waldweide möchten die Naturschützer den Hutewald erhalten. „In einem rund drei Hektar großen Pferch weiden Schafe im Wald. Nach mehreren Jahren wird der Zaun umgesetzt, sodass die Weidetiere wieder einen anderen Bereich von jungem Baumwuchs freihalten“, erläuterte Belting.
Sanierung des Hainberg-Weihers unter der Lupe
Im Fokus der Exkursion stand auch ein ehemaliges Sorgenkind des Hainbergs. Um einen wertvollen Lebensraum etwa für Libellen, Frösche und Kröten zu schaffen, hatte das DBU Naturerbe auf Initiative des Landratsamtes Fürth und mit Unterstützung des Bundesforstbetriebes Reußenberg 5.800 Tonnen Schlamm aus dem Hainberg-Weiher abbaggern lassen. Im Anschluss an die Bauarbeiten stellte sich heraus, dass der Teichboden undicht geworden war. Belting erklärte: Beim ungestörten Versickern des Wassers würden sich nach der Sanierung jetzt feine wasserundurchlässige Partikel am Weiherboden einlagern und diesen dadurch wieder abdichten. Ein solcher natürlicher Prozess brauche Zeit und sei nicht von heute auf morgen abgeschlossen. „Umso mehr freut mich zu sehen, dass der Weiher Wasser führt und auf einem guten Weg ist“, so Bonde.
Spagat zwischen Naturschutz und Naherholung
„Es mag die parkähnliche Landschaft sein und auch die Nähe zur Stadt – ein schwieriger Punkt bleibt der Besucherdruck auf der Fläche. Wir können gut verstehen, dass diese besondere Natur zur Naherholung beliebt ist. Doch das hat Folgen beispielsweise für sensible Bodenbrüter“, so Belting. Etwa die Heidelerche hatte es in den vergangenen Jahren schwer mit ihrem Bruterfolg. Ihre Nester baut der Bodenbrüter in den Sandheiden und -magerrasen. Auf den ersten Blick sind diese kaum zu erkennen. Viele Besucherinnen und Besucher der Fläche gingen auf dem Offenland abseits der Wege spazieren. Bei stetigen Störungen verließen die sensiblen Vögel jedoch ihre Brut. Auch DBU-Kurator Träger appellierte daher an die Bevölkerung: „Wir müssen alle mithelfen, die Natur und Artenvielfalt vor unserer Haustüre zu bewahren.“