Berlin. "Die eigenständige Arbeit hat bei unseren FÖJlern zu erheblichem Wissenszuwachs geführt. Die 114 jungen Leute in den fünf neuen Bundesländern und Berlin haben durch praktische Erfahrungen Sicherheit für ihre zukünftige berufliche und persönliche Entwicklung gewonnen. Sie haben allgemeine und spezielle Kenntnisse vertieft und ihr ökologisches Engagement erhöht. Auch wenn es trotz der aktiven Hilfestellung organisatorische Probleme bei dem einen oder anderen Projektträger aufgrund noch mangelnder Erfahrungen gab, geeignete Bewerber und Einsatzstellen zu finden, können wir als Zwischenbilanz doch eines festhalten: Unser Projekt hat sich in eine positive Richtung entwickelt, der Ansatz ist richtig." - Dieses Fazit zog heute vor Medienvertretern in Berlin Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück). Mit einem Gesamtvolumen von 8,5 Millionen Mark fördert die größte Umweltstiftung Europas über fünf Jahre insgesamt 600 junge Männer und Frauen in den neuen Bundesländern, die sich - ähnlich wie beim Freiwilligen Sozialen Jahr - für die Gesellschaft einsetzen. Ob Landschaftspflege und -planung, Artenschutz, Gartenbau, Gewässerökologie oder alternative Energien - sie haben sich den Schutz der Umwelt in einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) auf ihre Fahnen geschrieben.
"FÖJ" soll Persönlichkeit und Umweltbewußtsein entwickeln
Das Kuratorium der Stiftung unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer hatte im Frühjahr des Vorjahres beschlossen, dieses Sonderprogramm für die neuen Bundesländer im Rahmen eines Bundesgesetzes zur Förderung eines FÖJ aufzulegen, berichtete Brickwedde weiter. Das FÖJ solle Persönlichkeit und Umweltbewußtsein entwickeln, eine ganztägig praktische Hilfstätigkeit in geeigneten Natur- und Umweltschutzeinrichtungen anbieten. Organisatorisch und pädagogisch begleitet von einer zentralen Stelle - der Zweigstelle für Freiwillige soziale Dienste des Jugendaufbauwerks Berlin - finde eine individuelle Betreuung statt. Mindestens sechs Monate, höchstens zwölf Monate stellten sich junge Leute zwischen dem 16. und 27. Lebensjahr dieser Aufgabe bedacht mit einer finanziellen Zuwendung für Unterkunft, Verpflegung, Arbeitskleidung, Sozialversicherungsbeiträge und einem angemessenen Taschengeld. Rund 1.100 Mark stellt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt pro Teilnehmer und Monat zur Verfügung, wovon 250 Mark Taschengeld sind.
"An der Lösung eines der größten Probleme unserer Zeit mitarbeiten."
Im Unterschied zu den Trägern des Freiwilligen Sozialen Jahres seien die Träger des FÖJ zu einer Finanzierung in der Regel nur begrenzt in der Lage. Die neuen Länder, in denen es hohe Nachfrage nach dieser Form gesellschaftlichen Engagements gebe, könnten nur geringe oder gar keine Haushaltsmittel zur Verfügung stellen. Deshalb sei, so Brickwedde, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in die Bresche gesprungen, um in den fünf neuen Bundesländern und Berlin je 20 Plätze zu finanzieren unter der Voraussetzung, daß spätestens 1995/96 jedes Bundesland pro Jahr die direkten Kosten für mindestens 20 zusätzliche FÖJler übernehme. Dieses Obligo hätten einige der neuen Bundesländer schon jetzt erfüllt, so daß es zur Zeit insgesamt 214 FÖJler in Ostdeutschland gebe. Brickwedde: "Es gibt immer mehr junge Leute, in deren Bewußtsein die Sorge um die Qualität unserer Umwelt und um unser Überleben in ihr einen festen Platz einnimmt. Sie wollen an der Lösung eines der größten Probleme unserer Zeit mitarbeiten."
Unterstützende Begleitseminare
Insgesamt seien bisher 114 Teilnehmer von elf Trägern in ökologische Arbeitsbereiche vermittelt worden, 88 Frauen und 26 Männer, berichtete Irene Krug, Leiterin der Zentralstelle für Freiwillige Soziale Dienste des Jugendaufbauwerks Berlin den Medienvertretern. Sie seien zwischen 17 und 26 Jahren jung, das Gros (68 Prozent) liege bei den 19- bis 20jährigen. 55 Prozent seien Abiturienten, 45 Prozent Haupt- und Realschüler. Zur Vor- und Nachbereitung des praktischen Einsatzes plane jeder Träger individuell über das Projektjahr verteilt fünf Begleitseminare mit Vorträgen, Expertendiskussionen, Gruppen- und Projektarbeiten, Exkursionen und Experimenten, die zum Teil aber auch träger- und länderübergreifend durchgeführt würden. Sie dienten gleichzeitig dem persönlichen Kennenlernen der Teilnehmer untereinander, dem Erfahrungsaustausch und der Berufsorientierung und -findung.
Unterschiedliche Erfahrungen
Die Erfahrungen der Träger mit dem FÖJ seien sehr differenziert. Die Routinierteren hätten bei der Auswahl der Einsatzstellen in Übereinstimmung mit den individuellen Wünschen der Teilnehmer und bei der inhaltlichen Gestaltung und Durchführung der Seminartätigkeit eine gute Qualität erreicht. Die Träger, für die das FÖJ Neuland sei, hätten trotz der Hilfestellung aus Berlin im rein organisatorischen Bereich Probleme, die aber durchaus nach der Lernphase des ersten Jahres beseitigt sein könnten.
Positive Zwischenbilanz
Die Zwischenbilanz sei nachhaltig positiv, so Brickwedde weiter: "Von den Teilnehmern wurde übereinstimmend eine positive Einschätzung zu den ihnen übertragenen Aufgabenbereichen, der Anleitung, Unterstützung und Integration in die Arbeitsgruppen gegeben. Und auch für die Betreuer sind die FÖJler in den Einsatzstellen zu einer guten Hilfe herangewachsen."
Hinweise an die Redaktionen: Eine Übersicht über die Projektträger des FÖJ in den fünf neuen Bundesländern und Berlin für weitergehende Berichterstattung ist bei der Zentralstelle für Freiwillige Soziale Dienste des Jugendaufbauwerks Berlin, Telefon 030/4482314, Fax 030/4481818, erhältlich. Dort gibt es auch Informationen für Interessenten am FÖJ.