Stuttgart. Die Zeiten, in denen es in Deutschland keine Testeinrichtung gab, um für die stetige Verbesserung der Produkte der Solarindustrie zu sorgen, sind seit dem heutigen Freitag Vergangenheit. Am Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) der Universität Stuttgart wurde an diesem 1. Juli ein Testzentrum für Solaranlagen eingeweiht, das der speziell mittelständischen Industrie durch produktneutrale Beratung eine Verbesserung und Optimierung ihrer Systeme ermöglichen soll und durch zuverlässige Zertifizierung bei installierendem Handwerk und Endverbraucher Sicherheit und Vertrauen bilden soll. Daß sich das ITW für den Gedanken erwärmen konnte, dieses Solar-Testzentrum einzurichten, liegt an einer Anschubfinanzierung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) in Höhe von knapp 640.000 Mark sowie finanzieller Unterstützung der "Stiftung Warentest" und Firmen der mittelständischen, deutschen Solarindustrie.
Ausgereifte Technik - doch zu wenig Akzeptanz
Technologien zur Nutzung der Solarenergie im Bereich der Schwimmbadheizung, Warmwasserbereitung und Raumheizung seien vorhanden und könnten zum großen Teil als ausgereift angesehen werden. Eine breite Akzeptanz der Solartechnik scheitere heute auch am mangelnden Vertrauen in die Güte der Anlagen beziehungsweise in die Versprechungen der Hersteller. Diese Vorbehalte seien auf schlechte Erfahrungen mit einigen der ersten am Markt erhältlichen Solaranlagen zurückzuführen.
Testzentrum mit für jedermann zugänglichen Ergebnissen
Nach dem Aufbau des Testzentrums in Kooperation mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstofforschung Baden-Württemberg und seiner Etablierung solle in einer zweiten Phase ein groß angelegter Vergleichstest der am Markt erhältlichen solaren Brauchwasseranlagen durchgeführt und anschließend im Verbrauchermagazin "Stiftung Warentest" veröffentlicht werden. Während und nach dieser Phase stehe das Testzentrum der deutschen Solarindustrie als leistungsfähiger Partner zur Verfügung. Planer und Handwerker sollten durch Seminare und Workshops weitergebildet werden, um so zu einer Verbesserung der Qualität und Leistung von Solaranlagen beizutragen.
Großes Interesse der Industrie
Dieses Testzentrum könne eine breite Datenbasis aus den Anlagentests liefern und zu einer zuverlässigen Norm zur Anlagenvermessung führen. Die Qualität installierter Anlagen steige, damit auch mittelfristig die Chancen zur Verbreitung der thermischen Nutzung der Sonnenenergie. Das große Interesse der Industrie manifestiere sich nicht zuletzt darin, daß sich 18 Firmen finanziell an diesem Vorhaben beteiligt haben.
"Zentrale Einrichtung schaffen, die Qualität zertifiziert"
Für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt betonte Dr. Wulf Grimm, Leiter der Abteilung Umwelttechnik: "Bisher war die hoch entwickelte deutsche Solarindustrie mit der Tatsache konfrontiert, daß in Deutschland kein neutrales Testzentrum zur Verfügung stand. Um international langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, war es notwendig, in Deutschland eine zentrale Einrichtung zu schaffen, die Qualität und Leistungsfähigkeit der Produkte zertifiziert, Detailuntersuchungen zur Qualitäts- und Leistungssteigerung an Komponenten und Systemen durchführt, Ansprechpartner für den planenden Ingenieur und den installierenden Handwerker ist, produkt- und herstellerneutral die weitere Akzeptanz der Solarenergie fördert und durch enge Kooperation mit den Anwendern bestehende Schwierigkeiten und technische Mängel mittel- und langfristig beseitigen kann. Ich bin davon überzeugt, daß das ITW aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen prädestiniert ist, diese verantwortungs- und anspruchsvolle Aufgabe im Sinne einer weiteren Verbreitung und Verbesserung der Solarenergie voll zu erfüllen."