Osnabrück. Wie viel Energie wird durch eine Solaranlage eingespart? Wie hoch sind die Kosten dafür? Welche technischen Stolpersteine gibt es? Fragen, mit denen sich immer mehr Handwerksbetriebe und Hausbesitzer konfrontiert sehen. Denn in Zeiten steigender Energiekosten und schwindender Rohstoffe sind umweltschonendere Alternativen gefragt. „Doch in der Ausbildung junger Handwerker werden die Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien häufig nicht intensiv genug und gewerkeübergreifend vermittelt“, beklagt Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Das auf Kommunikation und nachhaltige Umweltplanung spezialisierte Unternehmen Seecon Deutschland GmbH (Osnabrück) will dieses Defizit durch ein institutionenübergreifendes Projekt beheben. „Ziel ist, die Handwerksausbildung unter Klimaschutzaspekten zu reformieren“, so Geschäftsführerin Dr. Dagmar Ridder. Sie nahm heute das DBU-Bewilligungsschreiben über 85.640 Euro vom DBU-Generalsekretär entgegen.
Erneuerbare Energien in der Ausbildung: "Entscheidend ist verbesserte inhaltliche Abstimmung"
„CO2-Werktstatt: Integrierte Ausbildung durch Kooperation von Berufsschule und Handwerkskammer“ lautet der Titel des Projekts und unterstreicht damit bereits, worum es dem Beratungsunternehmen Seecon mit Sitz im Centrum für Umwelt und Technologie Osnabrück (C.U.T.) geht: „Entscheidend ist die verbesserte inhaltliche Abstimmung zwischen den einzelnen Ausbildungsinstitutionen“, betont Ridder. Bliebe die notwendige Zusammenarbeit aus, seien Wissens- und Erfahrungslücken besonders hinsichtlich der umfangreichen Kohlendioxid-Problematik vorprogrammiert, weiß auch Brickwedde: „Doch gerade heutzutage ist es wichtig, jungen Handwerkern in ihrer Ausbildung zu vermitteln, welchen Beitrag erneuerbare Energien zum Schutz unseres Klimas leisten können.“ Ziel der Initiative sei es daher, zusammen mit der Handwerkskammer Hannover, dem Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Leibniz-Universität Hannover und der Berufsbildenden Schule 3 der Region die Handwerksausbildung in Niedersachsen grundlegend zu reformieren. „Berufsschüler sollen in die Lage versetzt werden, technische Lösungen zu finden, um Energie wirkungsvoller zu nutzen und damit in der Praxis den Ausstoß von Kohlendioxid zu mindern“, erläutert der DBU-Generalsekretär.
Lehrgänge der Handwerkskammer: In Kleingruppen Lösungsstrategien für die Praxis erarbeiten
Das Vorhaben soll beispielhaft an der Ausbildung zum Anlagenmechaniker mit der Spezialisierung Sanitär, Heizung, Klimatechnik umgesetzt werden. In der Berufsschule erhielten die in der Regel aus Kleinstbetrieben stammenden Lehrlinge das theoretische Grundwissen rund um die Themen Klimaschutz und Umwelttechnik. „Der praktische Teil der Ausbildung erfolgt im Unternehmen, ergänzt durch drei sieben- bis 14-tägige Lehrgänge der Handwerkskammer“, so Ridder. In diesen würden die Schüler in Kleingruppen Lösungsstrategien zu praxisbezogenen Fragestellungen erarbeiten, zum Beispiel wie Solarkollektoren in unterschiedlichen Dachkonstruktionen eingebaut werden können. Die mögliche bauliche Umsetzung soll dann von den Lehrlingen in Einzelmodellen in Form eines „Minihauses“ dargestellt werden. „Die besten Ideen planen wir, am Ende der dreijährigen Projektzeit öffentlichkeitswirksam auszuzeichnen“, sagt die Seecon-Geschäftsführerin.
Ziel: Auszubildende aus verschiedenen Fachgebieten in Projekt einbeziehen
Der regionale Auftakt des Vorhabens ist für den 22. Oktober 2009 in Hannover im Rahmen der Job- und Weiterbildungsbörse im Förderungs- und Bildungszentrum der Handwerkskammer Hannover geplant. Im zweiten Projektjahr sollen auf Basis der ersten Erfahrungen auch Auszubildende aus den Fachgebieten der Elektronik und im dritten Projektjahr aus dem Metallbau einbezogen werden. „Dadurch wird vor allem die Sicht über das eigene Arbeitsfeld hinaus gestärkt“, freut sich Brickwedde. Angestrebtes Ziel sei, rund 550 Berufsschüler in 21 Klassen zu qualifizieren. „Damit steht das Projekt ganz im Zeichen eines wichtigen Anliegens der Stiftung: Hausbesitzer zur energetischen Sanierung ihres Eigentums zu motivieren.“ Im Rahmen der Kampagne „Haus Sanieren – profitieren“ bietet die DBU dazu in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und den Kreishandwerkschaften unverbindliche Energie-Checks für Hauseigentümer an, die Handwerker kostenlos vor Ort durchführen.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 26890): Dr. Dagmar Ridder, Seecon Deutschland GmbH, Telefon: 0541/9778850