Straubing/Wiesenfelden. Alte Wälder sind in Mitteleuropa sehr selten geworden – sie sind eine „Arche Noah“ der Artenvielfalt inmitten der von Menschenhand gestalteten und intensiv genutzten Landschaft. Um einen beispielhaften Entwicklungs- und Bewirtschaftungsplan für solch wertvolle Waldgebiete zu entwickeln, hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) seit 2006 den Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) bei der Durchführung des Donau-Auwaldprojektes „Rainer Wald“ unterstützt. Im Rahmen des auch überregional bedeutsamen DBU-Projektes wurden neben dem Waldumbau auch seltene Baum- und Staudenarten gefördert, naturnahe Weiher angelegt und Maßnahmen zur Sanierung des Wasserhaushaltes für die Sumpfwälder durchgeführt. Ein Waldlehrpfad informiert über das Schutzgebiet und seine Tier- und Pflanzenwelt. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt wurden in einem Projektbericht zusammengefasst, der fortan als Leitfaden für ähnliche Vorhaben dienen soll.
Wertvolles Waldrelikt mit Vorzeigecharakter
Bei der Abschlussveranstaltung in Schloss Wiesenfelden nahmen unter anderem DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl und der LBV-Landesvorsitzende Ludwig Sothmann teil. Sie betonten in ihren Eröffnungsreden die Bedeutung und den Vorzeigecharakter des Rainer Waldes, der nördlich der Ortschaft Rain in Niederbayern liegt und mit 240 Hektar das größte private Schutzgebiet Bayerns ist: „Ganz bewusst ist der Mensch in dieses Naturschutzvorhaben mit einbezogen, der Rainer Wald ist beides: Refugium für die Natur und ein Ort für Menschen, die diese Natur erleben und erhalten wollen“, unterstrich Sothmann. Hubert Weinzierl verwies auf die generationenübergreifende Wirkung der Maßnahmen, begleitet durch die Umweltbildung: „Hier werden heute die Grundlagen für einen Naturwald der Zukunft gelegt.“ Der LBV habe seit 2005 sukzessive den Großteil des Rainer Waldes westlich von Straubing erworben, so Sothmann. Mit seinen naturschutzfachlich sehr hochwertigen Beständen an Alteichen und Sumpfwäldern sei das Gebiet ein besonders wertvolles Waldrelikt. Eine wirtschaftliche Nutzung des Rainer Waldes finde nicht mehr statt, Naturwaldentwicklung sei das oberste Ziel.
Seltene Arten finden wieder ein Zuhause
Mit Blick auf das Anlegen naturnaher Weiher und die Maßnahmen zur Sanierung des Wasserhaushaltes für die Sumpfwälder erläuterte Sothmann, in diesen Feuchtbiotopen fänden nun sechs Spechtarten – darunter der seltene Mittelspecht – sowie seltene Pflanzen wie Bachnelkenwurz, Pimpernuss und die Wasserfeder wieder ein geeignetes Zuhause. Umfangreiche Kartierungen, wie zum Beispiel die genaue Erfassung der Waldgesellschaften, seien die Grundlage für ein effektives Maßnahmenmanagement gewesen. Der 2009 angelegte Waldlehrpfad informiere über das Schutzgebiet und seine Tier- und Pflanzenwelt. Für Kinder im Grundschulalter sei ein Erlebnisführer mit zahlreichen Aktionsvorschlägen und Ideen für Lehrkräfte oder Gruppenleiter erstellt worden. Dieser richte sich nach modernen Zielsetzungen der Umweltbildung, die vor allem die Förderung von Kompetenzen und die Vermittlung von Werten beinhalte.
Projektberichte und weitere Informationen im Internet verfügbar
Die Projektberichte und zahlreiche weitere Informationen zum Schutzgebiet können auf der Webseite www.rainer-wald.de eingesehen und heruntergeladen werden.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 24601): Ralf Hotzy, Tel. 09174-477561, und Dr. Christian Stierstorfer, Tel. 09402-7899570.