Osnabrück. Der Neubau der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück hat nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten Akzente gesetzt, sondern auch unter architektonischen. Im Rahmen der Verleihung des Deutschen Architekturpreises 1995 wurde das "Stadttor des 21. Jahrhunderts", als das Osnabrücks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip den Neubau anläßlich der Einweihung bezeichnet hatte, mit einer von insgesamt 18 Anerkennungen der Wettbewerbsjury bedacht. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Ruhrgas AG unter der Schirmherrschaft der Bundes-Architektenkammer vergeben und ist mit 100.000 Mark dotiert. Hier sei ein Gebäude entstanden, "das unter Rücksichtnahme auf den wertvollen alten Baumbestand von eigenständigem architektonischen Ausdruck und lebendiger innenräumlicher Prägung zeugt", würdigt die Jury die Architektenleistungen. Es verdiene "besondere Anerkennung, weil der Aufgabe mit gestalterischer Qualität in bester Weise entsprochen wird."
Ein Verwaltungsgebäude, das "bauökologisch neue Maßstäbe setzt"
Nach 18monatiger Bauzeit hatte die größte Umweltstiftung Europas im Mai 1995 ihr neues Zuhause bezogen, das als Niedrigenergie-Verwaltungsgebäude die Vorgaben der neuen Wärmeschutzverordnung weit unterschreitet. Sie will mit ihrem neuen Verwaltungsgebäude in Osnabrück "in bauökologischer Hinsicht neue Maßstäbe setzen", wie es ihr Generalsekretär Fritz Brickwedde damals formulierte. Klar gewesen sei von Anfang an, so Brickwedde, daß ökologisches Bauen die natürliche Umgebung erhalten müsse, soweit das möglich sei.
Im Mittelpunkt: 160 Jahre alte Buchen
Entstanden war so die für das Gebäude gefundene Hufeisenform, die den Baumkonturen des Parks folgt und eine über 160 Jahre alte Buchengruppe als Mittelpunkt umschließt. Auf den Bau einer ursprünglich vorgesehenen Tiefgarage war verzichtet worden, um den historischen Baumbestand nicht zu gefährden. Zu seinem Schutz war auch vor dem Setzen der Fundamente ein Wurzelvorhang angelegt worden.
Ökologisches Bauen heißt energiesparend bauen
Bei der Auswahl der einzusetzenden Baustoffe waren die ökologischen Aspekte in der Herstellung, der Verarbeitung, während der Nutzung und bei der Entsorgung berücksichtigt worden, wobei alle Lebensphasen eines Baustoffes betrachtet worden waren. Weil ökologisches Bauen auch immer energiesparendes Bauen heiße, so Brickwedde weiter, sei auch diesem Anspruch Rechnung getragen worden. Den Architekten Professor Erich Schneider-Wessling (Köln), Rolf Bohl und Klaus Burlage (beide Osnabrück) sei es gelungen, diese Vorgaben des Bauherren in ausgezeichneter Form in ein geschlossenes Konzept zu gießen.
"Nahtloser Übergang von der Natur ins Büro"
Den "nahtlosen Übergang von der Natur ins Büro", den "Einklang zwischen künstlerischem Raum und Landschaft" hatte schon bei der Einweihung des Hauses Professor Erich Schneider-Wessling gewürdigt. Nach allen Bestimmungsmerkmalen moderner Architektur sei hier ein "schönes Ergebnis" erzielt worden, "das sich sehen lassen kann". In einer Zeit, in der nur wenige Bauherren auch die ökologischen Aspekte ihres Tuns berücksichtigten, hatte er den Mut der Stiftung zum Experiment gelobt. Schneider-Wessling im Mai: "Danke, daß Sie dieses Experiment gewagt haben. Ich wünsche Ihnen und uns, daß es gelingt." Brickwedde: "Die Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Architekturpreises ist ein klarer Beweis dafür, daß dieses Experiment auch unter architektonischen Gesichtspunkten von Experten als geglückt betrachtet wird."