Osnabrück. Jahrzehnte für die Forschung: Mit einer englischsprachigen Veranstaltung unter dem Thema „Keep earth a safe space to live: How to minimize pollution within our planet’s boundaries“ hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zwei Jubiläen gefeiert: zum einen das 30-jährige Bestehen ihres Promotionsstipendiums, zum anderen das DBU-Fellowship für Graduierte aus Mittel- und Osteuropa (MOE), das vor einem Vierteljahrhundert gestartet ist. Neben DBU-Generalsekretär Alexander Bonde waren beim Festakt am Wochenende die mit dem Deutschen Umweltpreis der DBU ausgezeichneten Forschenden Prof. Dr. Antje Boetius und Prof. Dr. Johan Rockström digital zugeschaltet.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können einen wichtigen Beitrag leisten, um die Welt als einen lebenswerten Ort zu bewahren, denn „sie durchdringen Phänomene der Natur und zeigen Lösungen auf“, so Bonde. „Diese Expertise ist unentbehrlich, um auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad zu gelangen.“ Aus diesem Grund sei die Umweltforschung, aber auch die Vermittlung von Forschungsergebnissen in Politik und Gesellschaft ein wichtiger Baustein. Auf dem Plan der DBU-Stipendiatinnen und Stipendiaten des Promotionsstipendiums und des MOE-Fellowships stehen daher neben ihren Forschungsvorhaben auch interdisziplinäre Seminare, in denen der Austausch über die Fachgrenzen hinaus geübt wird. Viele der DBU-geförderten Forschenden sind laut Bonde zu national und international renommierten Expertinnen und Experten geworden. „Zudem freut uns, dass ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten als Projektpartner, Gutachterinnen oder Vortragshaltende auch nach dem Förderprogramm mit der DBU ihren Beitrag für mehr Umwelt- und Klimaschutz leisten“, sagt Bonde.
Für eine lebenswerte Erde ist ein tiefgreifender Wandel erforderlich
Der Zeitdruck ist groß, so Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Häufiger auftretende Extremereignisse wie Waldbrände, Überschwemmungen und Hitzewellen in Verbindung mit dem Näherrücken von Klima-Kipppunkten zeigen, dass die Erde einen globalen Krisenpunkt erreicht hat", sagt Rockström. Der Wissenschaftler entwickelte einen Rahmen zur Beschreibung des Zustands der Erde mit insgesamt neun planetaren Belastungsgrenzen – über die biologische Vielfalt und Versauerung der Meere bis zum Eintrag von Chemikalien oder Mikroplastik in die Umwelt. Diese Leitplanken sind ein Maß für die Stabilität und Belastbarkeit des Erdsystems. „Wenn wir sie überschreiten, riskieren wir, dem Planeten einen tiefen und dauerhaften Schaden zuzufügen, der dramatische Folgen für alle Menschen hat“, so Rockström. Gleichzeitig betont der Wissenschaftler die Chance, vor der wir stehen: „Bis 2030 können wir noch den notwendigen tiefgreifendsten Wandel herbeiführen, den die Menschheit je erlebt hat.“ Die Aufgabe laut Rockström: die Belastung des Erdsystems in allen Bereichen so zu reduzieren, dass die Lebensgrundlagen des Menschen nicht gefährdet werden. DBU-Generalsekretär Bonde zufolge werden für dieses Vorhaben „engagierte Forscherinnen und Forscher mit innovativen Ideen und Lösungsvorschlägen dringender benötigt denn je“.
Wie Menschen mit ihrer Mitwelt zusammenleben können
Polar- und Tiefseeforscherin Boetius, die das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven leitet, nennt das aktuelle Jahrzehnt eine „Dekade der Entscheidungen“. Der Mensch beeinflusse heute selbst die unzugänglichsten Winkel unserer Erde – von den Polarsystemen bis in die Tiefseegräben der Meere. „Dabei müssen wir uns zunehmend als Zerstörer der Umwelt und als Bedrohung für die Existenz unserer und vieler anderer Arten wahrnehmen“, so Boetius. Neue Erkenntnisse der Wissenschaft zeigten aber, dass es auch anders geht. „Aus unserer Geschichte gibt es viele Beispiele, wie Menschen für Jahrtausende mit ihrer Mitwelt fruchtbar zusammengelebt haben“, sagt Boetius. Der Trick, so Boetius: „Das Netzwerk des Lebens als Teil der eigenen Lebensqualität und Zukunftsvorsorge zu fördern und zu pflegen – und zwar mit Regeln, die das Fördern belohnen und den Raubbau bestrafen.“ Das heiße auch: „Nur so viel nehmen, wie nachwachsen kann.”
Nachwuchsförderung bei der DBU
Junge Umweltexpertinnen und -experten aller Fachrichtungen, die einen überdurchschnittlichen Hochschulabschluss erlangt haben und mit ihrem Vorhaben zukunftsfähige Lösungen für Umweltprobleme erarbeiten wollen, können sich für das DBU-Promotionsstipendium bewerben. Ferner unterstützt die DBU Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus Mittel- und Osteuropa zur Weiterqualifizierung für umweltrelevante Themen. Gefordert hierfür sind ein sehr gut abgeschlossenes Master-, Magister- oder Diplomstudium und die Staatsangehörigkeit (inklusive Wohnsitz) in einem der MOE-Länder. Mehr Informationen zu den beiden Förderprogrammen gibt es unter: https://www.dbu.de/@Stipendienprogramme.