Erfurt. Die Förderung innovativer Umweltschutzmaßnahmen durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) geht in Thüringen weiter zügig voran. Mit den jüngsten Entscheidungen des Kuratoriums der größten Umweltstiftung Europas vom Montag in Bonn kletterte die Fördersumme auf fast 94 Millionen Mark. Diese Zahlen gab jetzt Fritz Brickwedde, der Generalsekretär der Stiftung, bekannt, die sich in den Bereichen Umwelttechnik, -forschung und -bildung die Förderung zukunftsweisender, neuer, umweltschonender Wege auf die Fahnen geschrieben hat. Brickwedde: "Damit liegt Thüringen im Ländervergleich in der Spitzengruppe."
Acht neue DBU-Projekte in Thüringen
Vor Medienvertretern in Erfurt ging Brickwedde heute auf die insgesamt acht neuen Projekte ein, für die das Stiftungskuratorium unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer "grünes Licht" gegeben hatte.
Ein Beratungszentrum zur Umwelt- und Ressourcenschonung für die Stadtwerke Gotha
So fördert die Stiftung bei den Stadtwerken Gotha das Errichten und den Betrieb eines Beratungszentrums zur Umwelt- und Ressourcenschonung mit fast 540.000 Mark. Es soll dabei helfen, bis zum Jahr 2005 den Energieverbrauch auf 71 Prozent und die Kohlendioxid-Emission auf 54 Prozent gegenüber 1990 zu senken, so Brickwedde. Zielgruppen seien Haushalte, gewerbetreibende Handwerker sowie Lehrer, Schüler und Studenten. Die Stadtwerke Gotha beabsichtigten, das Beratungszentrum in Kooperation mit der städtischen Fernwärmeversorgungsgesellschaft, der Stadtverwaltung und dem Landratsamt Gotha zu betreiben.
Dienstleistungszentrum rund um Energie und Ressourcenschonung, Stadtwerke Jena
Bei den Stadtwerken Jena soll mit Fördermitteln in Höhe von fast 500.000 Mark ein Dienstleistungszentrum eingerichtet werden, das eine breit gefächerte Beratung mit allen Themenbereichen zur Energie- und Ressourcenschonung anbieten soll. Dabei stehen, so Brickwedde, als besondere Zielgruppe kleinere Unternehmen im Blickpunkt. Durch eine qualifizierte, firmen- und produktneutrale Einsparberatung sollten sie in die Lage versetzt werden, ihren Beitrag zum wirkungsvollen Einsatz von Ressourcen und Verminderung von Umweltbelastungen zu leisten.
Volle (Wasser)Kraft voraus in Einhausen
In Einhausen an der Werra soll mit einer Fördersumme von fast 480.000 Mark eine Wasserkraftanlage unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Belange modellhaft reaktiviert werden, die Anfang der 70er Jahre stillgelegt worden war und seitdem weitestgehend verfallen ist, so Brickwedde. Im Ergebnis solle das neue Werk bei einer Turbinenleistung von 215 Kilowatt eine Jahresleistung von rund einer Million Kilowattstunden erbringen. Wasserkraft stelle zur Zeit, so Brickwedde, mit deutlichem Abstand die größte regenerative Energienutzung in Deutschland dar. Studien belegten, daß es gerade in den neuen Bundesländern ein erhebliches Potential reaktivierbarer Kleinwasserkraftanlagen gebe. Deshalb habe sich die Stiftung diesem Thema gewidmet und bisher acht alte Wasserkraftanlagen - davon fünf in Thüringen - mit Stiftungsmitteln zu neuem Leben erweckt.
Innovation statt Sondermüll: INNOVENT in Jena
Mit einem Förderbetrag von fast 580.000 Mark hilft die Stiftung dem Verein zur Förderung von Innovationen durch Forschung, Entwicklung und Technologietransfer (INNOVENT) in Jena bei der Entwicklung eines Verfahrens, bei dem Beschichtungen von Bildröhren ausrangierter Fernseher und Computer, die bisher als Sondermüll deponiert werden müssen, wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Vor allem die umweltrelevanten Metalle Zink und Cadmium, die bei der Untertagedeponierung zu Schwermetallbelastungen führten, sollten so wiedergewonnen werden, so Brickwedde.
Bodenständiges für die "Wiege des Kalibergbaus": Kali-Umwelttechnik Sondershaues
Ein Pilotvorhaben zur Entwicklung eines Verfahrens zur Stabilisierung eines durch den Salzbergbau beeinflußten Untergrunds der Stadt Staßfurt, der "Wiege des Kalibergbaus", fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit fast 1,8 Millionen Mark. Hier soll, so Brickwedde, ein Sanierungskonzept entwickelt und umgesetzt werden, das direkten Einfluß auf die Faktoren nimmt, die zu der erheblichen Beeinträchtigung der Stadtentwicklung Staßfurts beigetragen haben. In zentralen Teilen der Stadt betrage die Absenkung bis zu sechs Metern, was lokal zu einem fast vollständigen Verlust der Bausubstanz geführt habe. Erreicht werden solle das Ziel durch das Einbringen neu zu entwickelnder Stoffsysteme, die die Schadensprozesse im Untergrund stoppen sollen.
Die guten Seiten des Ozons: Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung Jena
Um die positiven Eigenschaften der Substanz Ozon geht es beim Projekt des Instituts für Fügetechnik und Werkstoffprüfung in Jena, bei dem mit Fördermitteln von rund 330.000 Mark eine neuartige, kleinere Bauart von Ozongeneratoren entwickelt werden soll. Ozon reinige nicht nur die Stratosphäre von schädigenden, klimabeeinträchtigenden Spurengasen, es werde auch in der Umwelttechnik zum Beispiel bei der Sanierung belasteter Böden oder bei der Entkeimung und Desinfektion von Trink-, Kühl- und Brauchwasser eingesetzt. Der neue Ozonerzeuger solle einen wesentlich verbesserten technischen Wirkungsgrad erzielen und durch Materialeinsparungen, Luftkühlung anstelle der kostenintensiven Wasserkühlung, die robuste Bauweise mit hoher Betriebssicherheit und den minimalen Anfall von Schrott nachhaltig umweltbezogene Vorteile produzieren.
Ökosysteme im Museum: Naturhistorisches Museum Schloß Bertholdsburg, Schleusingen
Mit einer Summe von über 1,4 Millionen Mark fördert die Stiftung unter dem Titel "Entwicklung terrestrischer und mariner Ökosysteme am Beispiel Südthüringens" den Aufbau einer ökologischen Dauerstellung im Naturhistorischen Museum Schloß Bertholdsburg in Schleusingen. In 20 noch auszugestaltenden Räumen mit einer Fläche von 830 Quadratmetern solle durch die attraktiv gestaltete, museale Ausstellung eine effektive Weitergabe von Umweltinformationen und neuesten Umweltforschungsergebnissen an eine breite Zielgruppe ermöglicht werden. Dabei solle sie Kenntnisse von Systemzusammenhängen in der Geo- und Biosphäre vermitteln und helfen, durch die Betrachtung heutiger Lebensräume aus dem Blickwinkel erdgeschichtlicher Entwicklung Probleme von Umweltprozessen zu verstehen und zu lösen.
Moderne Bauökologie für die Weimarer Klassik: das Kirms-Krackow-Haus in Weimar
Modellhaft und unter besonderer Berücksichtigung umweltschonender Techniken soll das Kirms-Krackow-Haus in Weimar instandgesetzt werden, wofür die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fast 1,5 Millionen Mark zur Verfügung stellt. Das Haus im Besitz der Stiftung Weimarer Klassik solle, so Brickwedde, zu einer Begegnungsstätte und für eigene Ausstellungen der thüringischen Stiftung verwendet werden. Umweltbelastungen hätten zu großen Schäden an dem Gebäude geführt, das zu einem erheblichen Teil mit Holz gebaut sei. Aus den Schadenszuständen ergäben sich bestimmte denkmalpflegerische Herausforderungen, die insbesondere die Standsicherheit, den konstruktiven Holz- und Feuchteschutz, den chemischen Holzschutz, die Holzauswahl und die handwerkliche Bearbeitung beträfen. Insofern sei das Haus prädestiniert als Modellobjekt für die Anwendung umweltschonender Techniken, die das Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege Fulda verantwortet.