Boxberg. Der Rotkerteich auf der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald in Sachsen war kaum mehr als Gewässer zu erkennen. Schilf wohin man auch schaute – ein dichter Pflanzenteppich bedeckte nahezu die gesamte Teichoberfläche und stellte darin lebende Tiere und Pflanzen sprichwörtlich in den Schatten. Der Welttag der Feuchtgebiete (Mittwoch, 2. Februar) hebt die ökologische Bedeutung von Feuchtgebieten und Gewässern hervor. „Aus ökologischer Sicht sind Stillgewässer sehr vielseitig und artenreich: Gefährdete Vögel, Amphibien, Fische, Libellen, Käfer und auch seltene Wasserpflanzen finden hier ein Zuhause. Wenn das Schilf im Rotkerteich weiter wuchern würde, hätte sich der Lebensraum verändert und bestimmte Biotope wären verloren gegangen“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Im DBU Naturerbe rückte daher für den Erhalt des nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützten Gewässers ein sogenanntes Amphibienfahrzeug an. Das Fahrzeug zum Schneiden von Schilf am und im Wasser mähte ein Drittel der Schilffläche im Rotkerteich ab und sammelte das abgeschnittene Material ein.
Fehlende Wasserdynamik lässt Rotkerteich zuwachsen
Die Teichfläche im Daubaner Wald nordöstlich von Bautzen gehört als Nationales Naturerbe dem DBU Naturerbe. Sie ist Teil des Biosphärenreservats „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“, einer der größten zusammenhängenden Teichlandschaften Deutschlands. Der Wasserstand im ursprünglich künstlich geschaffenen Rotkerteich wurde in seiner früheren Bewirtschaftung als Karpfenteich regelmäßig variiert. Bei der für die Oberlausitz landschaftsprägenden und kulturhistorisch bedeutenden Teichwirtschaft wurde das Wasser in den Gewässern jährlich oder in mehrjährigen Abständen abgelassen. Diese Dynamik unterdrückte Fischkrankheiten und bewirkte den natürlichen Abbau von Schlammschichten am Teichgrund, wodurch die Gewässer nicht verlandeten. Teilweise wurde auf den abgetrockneten Teichböden auch Getreide angebaut. „Beim Rotkerteich haben die fehlende Wasserstandsdynamik wie auch Nährstoffeinträge aus der Luft in den vergangenen zwanzig Jahren zur Anreichung von immer mehr organischem Material und schließlich zum Zuwachsen mit Schilf geführt“, erläutert Tobias Leikauf, wissenschaftlicher Mitarbeiter im DBU Naturerbe, die Situation. Um wieder eine offene Teichoberfläche herzustellen, setzte das DBU Naturerbe nun ein Amphibienfahrzeug ein: Etwa ein Drittel des Teiches wurde freigestellt und das Schilfmaterial mittels entsprechender Behälter abgesammelt. „Der Rotkerteich ist nun wieder als Gewässer zu erkennen und kann wieder Lebensraum für Arten sein, die Sonne am Wasser brauchen“, freut sich Leikauf über die Pflegemaßnahme.
Maßnahme zum Schutz der Artenvielfalt
Leikauf: „Der zwei Hektar große Rotkerteich ist ein Teil von rund 100 Hektar Stillgewässern auf der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald, der leider in einer schlechten Verfassung war. Hier mussten wir aktiv werden, um den Lebensraum für streng geschützte Arten wie die Große Moosjungfer oder den Schmalbindigen Breitflügel-Tauchkäfer zu erhalten.“ Nach Abschluss der Schilfmahd soll der Wasserstand leicht angehoben werden, um erneuten Schilfwuchs zu hemmen oder zumindest zu verzögern. Gleichzeitig bleibe aber ein mehrere Meter breiter Schilfgürtel erhalten. Solche Röhrichtzonen bilden ein natürliches Element der Uferzonen von Stillgewässern und sind selbst wiederum wichtiger Lebensraum für beispielsweise verschiedene Vogelarten wie die Rohrdommel.