Cuxhaven. Auf der Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden wird der Waldentwicklung derzeit auf die Sprünge geholfen. „Eigentlich würden hier vor allem Laubbäume wie Buchen und Eichen wachsen“, sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Fachlicher Leiter des DBU Naturerbes. Um aus den vom Menschen angepflanzten Kiefernwäldern wieder naturnahe Laubmischwälder zu machen, wird jetzt wie in jedem Winter auf rund 100 Hektar Holz entnommen. Im Bereich des Berenscher Forstes, im Depot Oxstedt aber auch im Altenwalder Forst finden derzeit voraussichtlich bis Ende Februar Maßnahmen statt, bei denen vor allem Nadelholz eingeschlagen, an die Forstwege gebracht und dort gestapelt wird. Durch diese Waldarbeiten entstehe umso schneller ein naturnaher Wald, der sich dann zu Wildnis weiterentwickeln könne.
Steuerung der Waldentwicklung zum naturnahen Wald
„Es kann sein, dass wir kurzfristig Waldwege sperren müssen, denn wenn Bäume gefällt werden, muss ausreichend Sicherheitsabstand gewahrt bleiben“, so Henning Wehebrink, Revierleiter vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen, der die Maßnahme koordiniert. Wie auch in einem Wirtschaftswald werden spezielle Maschinen – sogenannte Harvester – eingesetzt, um Bäume zu fällen und das Holz zu transportieren. Allerdings hätten die kräftigen Niederschläge der vergangenen Wochen dazu geführt, dass die Böden und Wegekörper mit Wasser vollgesogen seien. Bereits matschige Wege würden durch die Arbeiten sowie durch den Abtransport des Holzes zusätzlich belastet. „Da wir aufgrund unserer Ansprüche an Natur- und Artenschutz bis Ende Februar die Maßnahmen weitgehend abgeschlossen haben wollen, können wir die Schlecht-Wetter-Perioden nicht aussitzen. Hautpwege werden wir im Anschluss wieder in Stand setzen“, erklärt Wehebrink.
Pflege von Heide, Moor und Magerrasenbiotopen
Zusätzlich zu dem Holzeinschlag werden im Bereich der offenen Landschaftsteile der ehemals militärisch genutzten Fläche Aufwüchse von Kiefern, Lärchen und Traubenkirschen entfernt. „Die Entbuschung dient der Pflege der besonders schützenswerten Lebensräume wie Heiden und Moore, da diese durch das Aufkommen von Gehölzen verdrängt würden. All diese Maßnahmen finden im Einklang mit den Leitbildern und Entwicklungszielen des Naturerbes statt“, unterstreicht Wehebrink.
Rückbau des Sicherungszauns um das Depot Oxstedt
In den kommenden Wochen werden große Teile des insgesamt mehr als sechs Kilometer umfassenden Sicherheitszauns um das ehemalige Munitionsdepot Oxstedt durch eine Fachfirma zurückgebaut. „Die mehr als 50 Jahre alte Zaunanlage wird in vielen Bereichen nicht mehr benötigt. Mit dem Rückbau des Zauns wird auch eine Barriere für Wildtiere verschwinden, die fortan ungehindert zwischen den angrenzenden Flächen und den Wäldern des ehemaligen Sperrgebietes wechseln können“, so der Revierleiter. Solange die Abrissarbeiten andauern, sollen die bebauten Teilflächen wie die Lagerhallen, Verwaltungsgebäude und Bunkeranlagen aus Gründen der Verkehrssicherung aber weiterhin eingezäunt und gesperrt bleiben. Wehebrink dazu: „Der Abriss nicht benötigter Gebäude und die Sicherung der Bunker wird noch eine gewisse Zeit dauern, so dass wir in diesen Bereichen die Umzäunung erhalten müssen.“
Naturschutz auf rund 1.450 Hektar ehemaliger Militärfläche
Die gemeinnützige DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin des Nationalen Naturerbes für nachfolgende Generationen. Die DBU-Naturerbefläche Cuxhavener Küstenheiden ist eine von 70 Flächen der Osnabrücker Gesellschaft. Sie hat die rund 1.450 Hektar große Liegenschaft 2009 vom Bund als Teil des Nationalen Naturerbes übernommen. Auf bundesweit insgesamt rund 69.000 Hektar der Stiftungstochter – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.