Osnabrück. Bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland treibhausgasneutral sein, also eine Balance zwischen klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen. Doch mehr als 70 Prozent aller Ein- und Zweifamilienhäuser sind bisher nicht auf die Zukunft vorbereitet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nimmt den Tag des Energiesparens am 5. März zum Anlass, für Dämmung als dauerhafte Investition zu werben – und auf ein aktuelles DBU-Projekt hinzuweisen: „Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“. Projektleiter Andreas Skrypietz gibt im Interview wertvolle Tipps.
Herr Skrypietz, was spricht für das Sanieren von Gebäuden?
Andreas Skrypietz: Zunächst einmal senkt eine ganzheitliche Haussanierung Heizkosten, optimiert das Raumklima und macht das Haus auf diese Weise sogar zum Energieproduzenten. Das ist sprichwörtlich integrierter Klimaschutz. Welche Energie- und Kostenersparnisse eine Dämmung bringt, lässt sich am Beispiel eines Einfamilienhauses sehr gut veranschaulichen: In Deutschland sind rund zwölf Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser so alt, dass sie dringend saniert werden müssen. Diese alten Gebäude bieten oft enormes Einsparpotenzial. Eine Sanierung lohnt sich mehr, als viele denken, denn sanierte Häuser brauchen bis zu 90 Prozent weniger Energie. Das spart Kosten, erhöht den Wert des Hauses und der Wohnkomfort steigt. Außerdem entlasten sparsamere Gebäude unser Energiesystem. Die Versorgungssicherheit nimmt zu, der notwendige Umstieg auf erneuerbare Energien wird einfacher und günstiger. Auch die Klimaschutzziele erreichen wir erst, wenn schnell und viel saniert wird. Die energetische Sanierung seines eigenen Gebäudes ist zudem ein beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz und der damit verbundenen Generationengerechtigkeit. Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer haben so die Möglichkeit, etwas Gutes für sich selbst und die Gesellschaft zu tun.
Wie hoch sind die Energieverluste bei unsanierten Häusern? Haben Sie ein Beispiel?
Andreas Skrypietz: Ein typisches Einfamilienhaus mit Ölheizung, das Ende der sechziger Jahre gebaut wurde, benötigt im unsanierten Zustand rund 4.000 Liter Heizöl im Jahr, mit Kosten von derzeit durchschnittlich etwa 4.200 Euro. Bereits eine um ein Grad Celsius gesenkte Raumtemperatur spart ungefähr 240 Liter – und damit etwa 252 Euro im Jahr. Noch effektiver ist eine Dämmung. Denn beim unsanierten Haus entweicht zwischen 60 und 80 Prozent der Wärme über Außenwände, Dach, Fenster und Kellerdecke. Bezogen auf unser Beispiel-Einfamilienhaus sind das umgerechnet 1.940 Liter Heizöl.
Wie sieht es nach einer Sanierung aus?
Andreas Skrypietz: Durch eine Dämmung der Außenwände könnten bis zu 83 Prozent dieser Verluste eingespart werden. Bezogen auf unser Beispiel-Einfamilienhaus sind das 1.620 Liter Heizöl. Kurzum: Mithilfe der Dämmung werden Wärmeverluste allein über Außenwände derart verringert, dass lediglich noch 320 Liter Heizöl pro Jahr benötigt werden. Auch beim Dach lässt sich in ähnlicher Größenordnung Energie einsparen: Statt eines Wärmeverlusts von jährlich 1.550 Litern Heizöl könnte man durch das Sanieren bis zu 1.280 Liter Heizöl einsparen. Folge: Ein Dach würde nach einer Sanierung ebenfalls lediglich noch 270 Liter Heizöl an Wärmeverlusten verursachen. Und eine Erneuerung der Fenster brächte eine Ersparnis von bis zu 570 Litern; bei der Kellerdecke läge dieser Wert bei rund 630 Litern.
Wie stark macht sich eine Dämmung finanziell bemerkbar?
Andreas Skrypietz: Übers Dach unseres Beispiel-Einfamilienhauses werden nach einer Sanierung bis zu 1.280 Liter Öl pro Jahr weniger verheizt. Bei den aktuellen Heizölpreisen von 1,05 Euro könnten also 1.344 Euro eingespart werden. Jedes Jahr. Bei der aktuellen Preissteigerung von 8,7 Prozent ergibt sich nach zehn Jahren eine Ersparnis von mehr als 20.000 Euro und nach 20 Jahren sind es sogar nahezu 67.000 Euro. Wohlgemerkt: Diese Einsparung lässt sich bereits allein durch die Dämmung des Daches eines durchschnittlichen Einfamilienhauses aus den 1960er-Jahren erzielen.
Gibt es staatliche Förderungen für die Sanierung eines Hauses?
Andreas Skrypietz: Im Bundesprogramm für effiziente Gebäude werden die beschriebenen Maßnahmen mit bis zu 15 Prozent der Ausgaben bezuschusst. Liegt für ein Gebäude ein zuvor erstellter individueller Sanierungsplan vor, erhöht sich die Förderung auf 20 Prozent. Die einmaligen Ausgaben für eine solche Dachdämmung können nach Abzug der Förderung zwar immer noch bei 20.000 bis 30.000 Euro liegen. Aber die Investition in Dämmung lohnt sich durch die Energieeinsparung langfristig ebenso wie etwa ein Aktienfonds. Wer das Geld nicht frei verfügbar hat, kann einen Sanierungskredit aufnehmen und diesen allein mit den jährlichen Einsparungen abbezahlen.
Welche Möglichkeiten bleiben für Mietende?
Andreas Skrypietz: Mieterinnen und Mieter haben diese Optionen leider nicht. Sie sind auf den Sanierungswillen der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer angewiesen. Aber natürlich können sie auf eine angemessene Raumtemperatur achten – jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energie. Hat die Wohnung sogenannte Heizkörpernischen können diese nachträglich in einem begrenzten Umfang gedämmt werden. Auch das hilft, den Verbrauch zu senken.
Weitere Tipps und Hinweise zum Dämmen am eigenen Haus: https://www.zukunft-zuhause.net/mein-haus-sanieren/ratgeber/energiesparen-von-grund-auf/