Landau. Zum dritten Mal hat es seit Ostern auf der DBU-Naturerbefläche Ebenberg gebrannt: Zwei Mal schwelte ein Feuer in einer Halle an der ehemaligen Raketenstation. Vor zwei Tagen löschte die Feuerwehr einen Flächenbrand auf über 1000 Quadratmetern im ehemaligen Munitionslager. Die Polizei schließt im Bericht zum jüngsten Brand Selbstentzündung weitestgehend aus. Die Stadtverwaltung Landau hatte bereits über illegale Partys über Ostern am Ebenberg berichtet: Zurück blieben mindestens sieben Feuerstellen, Glasscherben, schwerverschmutzte Bänke und ramponierte Bäume. Vertreterinnen und Vertreter der Flächeneigentümerin DBU Naturerbe, der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), sind entsetzt.
Belting: „Verhalten ist inakzeptabel und rücksichtslos“
„Bei allem Verständnis für die schwierige Lage, in der sich viele Menschen aufgrund der Coronapandemie befinden – das Verhalten einiger Personen auf unserer Fläche in den vergangenen Wochen ist inakzeptabel und rücksichtslos“, stellt Susanne Belting als Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe klar. „Partys und vor allem Zündeleien sind auch bei uns verboten. Jedes noch so kleine Lagerfeuer ist im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich: Wir gehen davon aus, dass die Böden der DBU-Naturerbefläche Ebenberg durch Kampfmittel belastet sind. Wer hier mit Feuer zündelt, bringt sich und andere in ernstzunehmende Gefahr, wenn etwa alte Munition am Boden durch das Feuer entzündet und explodiert“, betont Belting. Die Fachliche Leiterin dankt den eingebundenen Behörden für ihre Unterstützung, vor allem der Feuerwehr für ihren mehrstündigen Einsatz zur Brandbekämpfung. Dass die alte Halle an der ehemaligen Raketenstation, die die Schäferei zeitweise für die Schafe am Ebenberg nutzt, nicht stärker Feuer gefangen hat, sei dem Schafsmist am Boden zu verdanken. „Der brennt einfach nicht so gut. Das wäre sonst ganz anders ausgegangen“, betont Revierleiter Ingo Karius vom Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel. Die Schlösser der Tore seien häufig aufgebrochen, die Zäune regelmäßig zerschnitten. Die Reparaturen sind aufwendig und halten die beauftragten Bundesforstmitarbeitenden von ihrer weiteren Arbeit ab: Der Ebenberg ist Teil des Nationalen Naturerbes und dem Naturschutz gewidmet.
Schmuckkästchen der Natur als Naherholungsort genießen
„Wir haben hier ein Schmuckkästchen der Natur, das von einigen wenigen zurzeit stellenweise zugemüllt und angezündet wird“, bedauert Belting. Die DBU-Naturerbefläche Ebenberg gehört zu den wenigen Gebieten in Deutschland, wo Lössböden nicht von intensiver Landwirtschaft beansprucht werden, sondern sich artenreiche Trockenrasen entfalten können, die durch extensive Schaf- und Ziegenbeweidung gepflegt werden. Ohne die Beweidung würde der Ebenberg seinen typischen Charakter als Offenlandschaft verlieren und rasch durch Sträucher und Bäume zuwachsen. In und an den Lössabbruchkanten und offenen Bodenstellen siedeln zahlreiche Tierarten wie die Mauereidechse und verschiedene Wildbienen- und Grabwespenarten. Eine weitere Besonderheit: Das Vorkommen des Salz-Hasenohrs. Diese Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler gilt im restlichen Rheinland-Pfalz als ausgestorben und in Deutschland als stark gefährdet. „Wir appellieren an die Bevölkerung, sich hier an die Regeln zu halten. Die Natur am Ebenberg kann auf Spaziergängen über die freigegebenen Wege erlebt werden und uns in dieser schwierigen Zeit als Naherholungsort dienen. Partys, Müll oder Feuer zerstören viel mehr als sie einzelnen vielleicht nutzen“, so Belting.
Hintergrund zum DBU Naturerbe
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Auch in Folge der Wiedervereinigung und des langanhaltenden Friedens in Europa hat der Bund bislang etwa 156.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.