Osnabrück. Im Beisein zahlreicher Gäste wurde heute der Zugang zum zweiten Steinbruch des Botanischen Gartens der Universität Osnabrück für die Öffentlichkeit freigegeben. Dank der Aktivitäten des Freundeskreises, mehrerer Stiftungen wie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ehrenamtlicher Helfer lassen sich nun heimische Tier- und Pflanzenarten stadtnah auf dem Westerberg erleben. „Die Erweiterung des Botanischen Gartens der Universität Osnabrück ist für Wissenschaftler und Studierende, aber besonders auch für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ein wertvoller Zugewinn“, so Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger.
Zweiter Steinbruch seit Nutzungsaufgabe vor etwa 50 Jahren sich selbst überlassen
Auf dem Westerberg in Osnabrück befinden sich zwei ehemalige Kalksteinbrüche. Einer dieser Steinbrüche beheimatet seit 1984 den Botanischen Garten der Universität Osnabrück. Der zweite Steinbruch ist seit seiner Nutzungsaufgabe vor etwa 50 Jahren sich selbst überlassen geblieben. Durch Verträge zwischen der Stadt, dem Freundeskreis des
Botanischen Gartens und der Universität Osnabrück konnte die weitere Entwicklung dieses Steinbruchs für die Zukunft gesichert werden.
Gesamtkosten von 445.000 Euro
Vorrangiges Ziel war es in den vergangenen Monaten, den zweiten Steinbruch an den Botanischen Garten anzubinden und zu schützen. Die Kosten für eine Machbarkeitsstudie, das Umweltkonzept, den Wegebau und die Unterführung des Edinghäuser Weges wurden von der DBU, der niedersächsischen Bingo-Stiftung, der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung sowie dem Freundeskreis übernommen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 445.000 Euro, von denen die DBU allein 135.000 Euro trägt.
Fledermausquartier reaktiviert und „Insektenhotel“ gebaut
Auf dem Gelände des zweiten Steinbruches wurden 190 Gefäßpflanzenarten und 56 Moosarten dokumentiert. Fünf Arten stehen auf der „Roten Liste“ aussterbender Moose in Niedersachsen. Mit Unterstützung der Haarmannstiftung konnte ein Stollenstumpf als Fledermausquartier reaktiviert und ein neues „Insektenhotel“ gebaut werden.
Nutzungskonflikte im besiedelten Raum vor Augen führen
„Die geschützten Lebensräume im Steinbruch waren akut gefährdet durch Vandalismus, den Eintrag von Nährstoffen, Feuerstellen und die Ausbreitung aggressiver Pflanzen, die hier nicht ursprünglich beheimatet sind“, so Prof. Dierk Meyer-Pries, Vorsitzender des Freundeskreises des Botanischen Gartens. „Wir werden nun auf diesem Gelände Lernenden und Lehrenden vom Kindergarten bis zur Universität und der Öffentlichkeit exemplarisch die Nutzungskonflikte im besiedelten Raum vor Augen führen können.“
Für Forschungsaktivitäten am Fachbereich Biologie der Universität ideale Bedingungen
„Das Gelände wird in das Umweltbildungskonzept der Grünen Schule eingebunden, um ein Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig es ist, unsere heimische Artenvielfalt zu bewahren und zu erhalten,“ erklärte die Direktorin des Botanischen Gartens, Prof. Dr. Sabine Zachgo. Die Grüne Schule des Botanischen Gartens wird seit mehreren Jahren von der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte gefördert. „Beide Steinbrüche sind sehr unterschiedlich“, erläuterte die Biologin Zachgo. „Die Biodiversität der Arten aus vielen Ländern der Erde im Botanischen Garten einerseits und der Naturschutz und die Erhaltung von einheimischen Pflanzen und Tieren andererseits, können hier unmittelbar nebeneinander betrachtet werden.“ Auch für die Forschungsaktivitäten am Fachbereich Biologie der Universität ergäben sich dadurch ideale Bedingungen.
"Vor allem jüngere Generation an heimische Tier- und Pflanzenarten heranführen"
DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde betonte anlässlich der heutigen Eröffnung, dass es der Stiftung darum gehe, „vor allem die jüngere Generation an die im Bruch natürlich vorkommenden heimischen Tier- und Pflanzenarten heranzuführen und sie für deren Schutz zu sensibilisieren. Bisher konnten die Gartenbesucher ja vor allem exotische Pflanzen betrachten.“ Botanische Gärten gehörten zu den „wichtigen Vermittlern in der Umweltbildung“. Die etwa 350 Botanischen Gärten in Europa würden jährlich von mehr als 20 Millionen Menschen besucht.
Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 26823): Universität Osnabrück, Utz Lederbogen, Telefon: 0541/9694370