Lüdinghausen. Die nördliche Ringstraße als Verlängerung der Kreisstraße 16 nach Leversum könnte in Abstimmung mit der zuständigen Bezirksregierung in Münster unter Kampfmittelaspekten noch in diesem Jahr freigegeben werden und die DBU-Naturerbefläche Borkenberge damit für Besucher geöffnet werden. – Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), stellte heute bei einem Besichtigungstermin vor Ort diese Lösung in Aussicht: „Mit entsprechenden Maßnahmen möchten wir auf unseren Naturerbeflächen ein sanftes Naturerleben für interessierte Besucher soweit machbar ermöglichen.“ Allerdings: nur die Straße selbst könnte dann zugänglich werden, denn die angrenzende Landschaft dürfe aus Sicherheitsgründen auch zukünftig nicht betreten werden, ergänzte Josef Feldmann, Prokurist des DBU Naturerbes, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie ist seit 2017 Eigentümerin der rund 1.600 Hektar großen Fläche.
Naturflächen von „unschätzbarem Wert“
Nicht nur die Truppenübungen seien es gewesen, die dem bundesweit bedeutsamen Heidegebiet zugutegekommen seien, erläuterte Bonde, sondern auch der Faktor, dass es weder intensiv bewirtschaftet noch bebaut wurde, offen gehalten werden musste und nur wenige Menschen Zutritt hatten. „Die Flächen des Nationalen Naturerbes haben einen unschätzbaren Wert im sonst dichtbesiedelten Nordrhein-Westfalen“, sagte Bonde. In Zusammenarbeit mit dem Bundesforstbetrieb Rhein-Weser gehe es darum, zum Beispiel seltene Vogelarten wie Heidelerche und Ziegenmelker weiterhin auf der DBU-Naturerbefläche Borkenberge brüten zu sehen.
Zielkonflikt: Natur erleben, Natur schützen
Die Ringstraße befindet sich im Norden der DBU-Naturerbefläche Borkenberge und durchzieht das Gebiet von Westen nach Osten. Es liege bereits ein Gutachten der Biologischen Station Coesfeld vor, das sich unter anderem mit möglichen naturschutzfachlichen Konflikten befasse und Vorschläge zur Vermeidung von Problemen erarbeitet habe. Feldmann: „Wir wollen Naturerleben ermöglichen, sind aber auch verantwortlich dafür, dass die Heidefläche naturschutzfachlich weiterhin von bundesweiter Bedeutung bleibt.“ Und das sei eben auch abhängig von dem Vorkommen der am Boden brütenden Heidelerchen und Ziegenmelker.
Bundesweite Bedeutung durch Ziegenmelker und Heidelerche
Laut Gutachten waren beide Vogelarten ein wesentlicher Grund für die Ausweisung des EU-Vogelschutzgebietes ‚Heubachniederung, Lavesumer Bruch und Borkenberge‘. Als Erhaltungsziel und -maßnahme werde unter anderem ein Vermeiden von Störungen an den Brutplätzen genannt. Während nach Angaben der Biologischen Station bereits Spaziergänger und Radfahrer durch ihre bloße Anwesenheit negative Effekte auf den Bruterfolg naheliegender Nester haben könnten, würden freilaufende Hunde besonders kritisch gesehen. Feldmann: „Gerade weil bisher nur wenige Menschen Zutritt zur ehemaligen militärisch genutzten Naturerbefläche Borkenberge hatten, konnten sich die störungsempfindlichen Vogelarten ungehindert entwickeln – was die Fläche naturschutzfachlich so herausragend macht.“
Leinenpflicht und Besucherlenkung als Maßnahmen für sanften Tourismus
Doch das DBU Naturerbe will zukünftig beides in Einklang bringen. Deshalb wurden beim Vor-Ort-Termin die von der Biologischen Station vorgeschlagenen Maßnahmen für einen naturverträglichen Besucherverkehr besprochen. „Leinenpflicht bei Hunden, eine eindeutige Besucherlenkung und die Kontrolle zur Einhaltung der Regeln müssen gewährleistet werden“, sagte Jürgen Rost, Leiter des Bundesforstbetriebs Rhein-Weser. Auch eine Absicherung besonders sensibler Bereiche, wie das Naturschutzgebiet Hochmoor Borkenberge, wurde diskutiert. Da die Ziel-Vogelarten Nistplätze in der Nähe der Ringstraße aufgeben könnten, sieht es das DBU Naturerbe für notwendig an, in ausreichender Entfernung zur Straße weitere Lebensräume zu schaffen. Zudem erfolge der Beginn der Maßnahmen außerhalb der Brutzeit, also nicht vor September, wenn sich keine Verzögerungen ergäben, sodass möglicherweise eine Öffnung der Straße für Besucher noch in diesem Jahr erfolgen könne.
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