Osnabrück. Wer den Maler Ulrich Baehr als kritischen Realisten und Kommentator von Geschichte und Gegenwart kennt, den mag die aktuelle Ausstellung „Landschaft – unterwegs in Licht und Schatten“ in Osnabrück überraschen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zeigt vom 6. Dezember bis 3. März in ihrem Zentrum für Umweltkommunikation über 20 großformatige Arbeiten des Künstlers, meist Landschaftsbilder aus seinem letzten Werkzyklus „Märkische Landschaft“. Die für die Mark typischen Alleen und Wälder bilden hier die Motive. Je nach Jahres- und Tageszeit verändert Baehr das Farbenspiel und die Lichtregie seiner Kompositionen. Dabei geht es ihm weder um ein wirklichkeitsgetreues Abbild der Natur noch um reine Stimmungsdarstellungen. Vielmehr hält Baehr in expressiver Malweise persönliche Landschaftseindrücke fest.
Ausstellungseröffnung am 5. Dezember
„Über die besondere Ausdruckskraft seiner Bilder vermittelt Baehr dem Betrachter die Bedeutung und Vielfalt historisch gewachsener Kulturlandschaften“, so DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. „Wir freuen uns, ausgewählte Landschaftsbilder dieses vielseitigen Künstlers erstmals in Osnabrück zu präsentieren.“ Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 5. Dezember, um 11 Uhr in Anwesenheit des Künstlers sind Interessierte ins Zentrum für Umweltkommunikation der DBU eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten (Telefon: 0541-9633916).
Historisches Zeitgeschehen ist oftmals Inspirationsquelle
Ulrich Baehr wird 1938 in Bad Kösen (Saale) geboren. Seine Jugend verbringt er als Schüler des Gymnasiums Carolinum in Osnabrück. Bereits während seines Studiums an der Hochschule der Künste in Berlin Mitte der 1960er Jahre beginnt er zu malen. Zu diesem Zeitpunkt gilt sein Interesse historisch-politischen Themen. Als Mitglied der Galerie „Großgörschen 35“ gehört er zu den „Berliner Kritischen Realisten“, einer Gruppe von Künstlern, die sich kritisch mit der gesellschaftlichen Situation und historischen Begebenheiten auseinandersetzt, ohne dabei einer bestimmten Ideologie verpflichtet zu sein. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Werke mit politischen Bezügen. Später folgen weitere, vom historischen Zeitgeschehen inspirierte Werkzyklen wie „KranZeit“ (1995-1998) und „Das 20. Jahrhundert (2001/2002)“, aus dem auch drei Gemälde in der Osnabrücker Schau zu sehen sind.
Werke des Künstlers bewegen sich zwischen Realismus und Abstraktion
Seit einigen Jahren widmet sich Baehr verstärkt der Landschaftsmalerei. Aus mehreren, großzügig aufgetragenen Farbschichten entwickelt er Bildräume, die sich in Form und Farbe zwischen Realismus und Abstraktion bewegen. Auch wenn hier fast nie Personen sichtbar sind, so finden sich doch oft Anzeichen, die auf menschliches Wirken und historische Bezüge schließen lassen: eine Datscha im Wald, ein Imbiss am Straßenrand, ein Fahrzeug auf einer Allee. In seiner neuesten Bildserie „Russenwald“ (2010) führt Baehr den Betrachter auf die Spuren der Vergangenheit des ehemals geteilten Deutschlands. Zwei Werke aus dieser Reihe sind in der Osnabrücker Schau ausgestellt.
2006 erhielt Baehr Kunstkritikerpreis für sein Lebenswerk
Baehr ist seit den Anfängen seiner künstlerischen Laufbahn bis heute in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen international und national vertreten. Er erhielt mehrere Stipendien und Preise, zuletzt 2006 den Kritikerpreis „Bildende Kunst“ der Deutschen Kritiker für sein Lebenswerk. Als Professor für Malerei und Kunst im öffentlichen Raum lehrte er 1987 bis 2003 an der Fachhochschule in Hannover.
Begleitend zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen
Die Ausstellung „Landschaft – unterwegs in Licht und Schatten“ ist vom 6. Dezember bis 3. März 2011 im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU, An der Bornau 2, zu sehen. Sie ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt die Ausstellung vom 23. Dezember bis 2. Januar geschlossen. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück. Begleitend zur Ausstellung ist eine Broschüre mit allen in Osnabrück gezeigten Werken erschienen. Sie ist unentgeltlich im ZUK der DBU erhältlich.