Osnabrück. "Mit ihrem Verwaltungsgebäude will die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück ein Zeichen für energie- und umweltgerechtes Bauen setzen", erklärte der Generalsekretär der Stiftung, Fritz Brickwedde, am Freitag in Osnabrück vor Journalisten. Schon bei der Planung des Gebäudes sei die Erhaltung des schützenswerten Baumbestandes auf dem parkähnlichen Grundstück dadurch erreicht, daß sich das Gebäude in seiner Form dem Baumbestand anpasse und auf eine Tiefgarage verzichtet werde. Zur Sicherung des Baumbestandes sei u. a. ein Wurzelvorhang (Vorhänge aus Jute) angelegt, der die Baumwurzeln vor Vertrocknen und Fäulnis während und nach den Bauarbeiten schütze.
Ein Haus aus Glas, das Energie und Wärme spart
Besonderer Wert sei bei der Planung auf die Reduktion des Energievebrauchs gelegt worden. Das relativ kompakte Gebäude öffne sich durch eine vollverglaste Fassade zum Südwesten hin. Die dadurch ermöglichte hohe Nutzung des natürlichen Tageslichts in den Büros trage zu einer Einsparung an Elektroenergie bei, die beim Einsatz von elektrisch betriebenem Kunstlicht erforderlich wäre. Der üblicherweise hohe Wärmedurchgang bei Glasfassaden werde durch den Einsatz einer neuen Generation von hochwärmegedämmten Gläsern kompensiert. Bei den hier zum Einsatz kommenden, mit Edelgas gefüllten Dreifachverglasungen werde der Wärmedurchgang im Verhältnis zu üblichen Wärmeschutzgläsern noch einmal um fast 50 % reduziert. Durch diese Technik werde mehr Sonnenwärme gewonnen als über die Fassadenfläche an thermischer Abstrahlung verlorengehe. Die passive Solarenergienutzung, so der Generalsekretär weiter, leiste mit 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Gebäudefläche im Jahr einen deutlichen Beitrag zur Energieversorgung. Verbunden mit aufwendigen Dämmaßnahmen aus umweltfreundlichem Schaumglas im Dach- und Sohlenbereich sowie mit einer weitgehenden Schließung des Gebäudes zur Nordostrichtung ergebe sich ein voraussichtlicher Wärmeenergiebedarf, der dem von Niedrigenergiehäusern mit unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr gleichkomme. Damit könnten die gebäudebedingten Kohlendioxid-Emissionen auf ein Fünftel im Vergleich zum Gebäudebestand der Bundesrepublik reduziert werden und überträfen sogar noch die Forderungen der neuen Wärmeschutzverordnung. Darüber hinaus werde die Sonnenenergie aktiv bei der Erneuerung des Brauchwassers mittels Sonnenkollektoren genutzt und für die solare Elektrizitätsversorgung sei eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen.
Dämmstoff aus Altpapier und kompostierbare Teppichböden
Weiterhin werden, so Brickwedde, auch bei der Auswahl von Baustoffen ökologische Aspekte berücksichtigt, wie z. B. der Einsatz von Zellulosedämmstoffen aus Altpapier im Innenbereich, kompostierbare Teppichböden oder die Behandlung der Holzfassadenelemente mit Naturfarben, um eine Wiedereingliederung der Materialien in den Ökokreislauf nach ihrer Nutzung zu ermöglichen.
Das erste Haus in Deutschland aus Recyclingbeton
Ein wegweisender Schritt werde auch im Bereich der Betontechnologie gegangen. Als erstes Gebäude in Deutschland wird der Einsatz von Recyclingbeton in tragenden Wänden getestet, um hier zukünftig, wie im Straßenbau schon üblich, natürliche Ressourcen bei der Betonproduktion zu schonen. "Hierzu mußte die Stiftung ein Prüfungszeugnis der amtlichen Materialprüfanstalt für das Bauwesen in Hannover für die Einzelzulassung von Recycling-Betonsplitt einholen", unterstrich der Generalsekretär die Vorreiterrolle der Stiftung auf diesem Gebiet. Die Gebäudekonstruktion zeichne sich im übrigen durch ein günstiges Verhältnis von Nutz- zu Verkehrsflächen sowie durch ein Mindestmaß an Verbundkonstruktionen aus, um bei einem späteren Rückbau mit einer sortenreinen Werkstoffrückführung einen Beitrag zum Baustoffrecycling leisten zu können.
"Diese und andere wichtige Informationen zu Schwerpunkten des ökologischen Bauens bei den Bauvorhaben der Umweltstiftung werden jetzt auch durch große Info-Tafeln am Bauzaun der Baustelle interessierten Passanten vermittelt", erklärte Brickwedde. Die Tafeln sollen entsprechend dem Baufortschritt ergänzt bzw. ausgetauscht werden.