Sondershausen. „Wir wollen auch mit Ihrer Unterstützung das nationale Naturerbe in gutem Zustand an nachfolgende Generationen übergeben.“ Mit diesen Worten umriss Dr. Heinz-Otto Denstorf, verantwortlich für das Betriebsmanagement der gemeinnützigen Naturerbe-Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das, was sich die DBU für die rund 400 Hektar wertvoller Naturschutzflächen „Bendeleber Wald“ und rund 480 Hektar „Östliche Hainleite“ auf die Fahnen geschrieben hat. Seit Oktober ist sie auch für diese Flächen verantwortlich. Vertreter der Naturerbe-Tochter der DBU und des Bundesforsts tauschten sich gestern Nachmittag mit den lokalen Behörden und Bürgervertretern bei einer Infoveranstaltung in Sondershausen zur Entwicklung der Flächen aus und erläuterten die dort anstehenden Maßnahmen.
Schwarzspecht und Fledermaus bewohnen die wertvollen Laubwälder
Die totholzreichen Laubwälder im Bendeleber Wald seien von großer Bedeutung für den Biotopverbund in der Region, betonte Denstorf. Schwarzspecht und Fledermaus haben dort ihr zu Hause. Deswegen werde insbesondere darauf geachtet, dass deren Lebensräume erhalten würden. Die Nadelwälder würden hingegen schrittweise zu Laubwäldern umgebaut, die mehr dem natürlichen Vorkommen in dieser Region entsprächen. In der Östlichen Hainleite gäbe es viele wertvolle Buchenwälder, die von einer Vielzahl von Tieren bewohnt wird. Besonders erhaltenswert seien auch die Orchideenvorkommen. Dass die Flächen auch weiterhin für Besucher offen blieben, stellte Heinrich Menkhaus, DBU-Koordinator und Betriebsbereichsleiter im Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge, heraus. Aufgrund der vorangegangenen militärischen Vornutzung sei es wichtig, auf gekennzeichneten Wegen zu bleiben.
Ziele und Maßnahmen für die Flächenentwicklung
In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landesumweltministerium seien auch für den Bendeleber Wald und die Östliche Hainleite Leitbilder entwickelt worden, in denen die naturschutzfachlichen Ziele für die Flächen formuliert wurden. Ergänzend würden später auf der Basis einer ausführlichen Ist-Analyse sogenannte Naturerbeentwicklungspläne erarbeitet, in denen die Maßnahmen der folgenden zehn Jahre festgeschrieben werden.
Reger Austausch über die Zukunft der Fläche
Die zuständigen Revierleiter Christoph Kühne und Matthias Franke erläuterten weitere Besonderheiten der neuen DBU-Naturerbeflächen. Jürgen Reinhardt vom Arbeitskreis Heimische Orchideen machte darauf aufmerksam, dass insbesondere in den südexponierten Lagen seltene Orchideen vorkommen. Karmen Rosenstock vom GeoPark Kyffhäuser und Dr. Jürgen König wiesen auf bereits vorliegende Kartiererfahrungen und den im laufenden UN-Dekadeprojekt „Biologische Vielfalt“ nachgewiesenen Artenreichtum in diesem Gebiet hin. Nicht nur die Baumriesen der Hohen Schrecke sind demnach wertvolle Lebensräume für seltene Urwaldreliktarten, sondern auch die alten Buchen- und Eichenbestände der Hainleite und des Bendeleber Waldes.
DBU-Tochter als Treuhänderin für das Nationale Naturerbe
Die Naturerbe-Tochter der DBU versteht sich als Treuhänderin für das Nationale Naturerbe und will es möglichst in einem verbesserten Zustand nachfolgenden Generationen übergeben. Auf den insgesamt rund 60.000 Hektar – größtenteils ehemalige Militärflächen – sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Das Bundeskabinett hatte mit der Verabschiedung der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ 2007 deren existenzielle Bedeutung für das menschliche Leben betont.