München. Holz als nachwachsender Rohstoff bietet gegenüber konventionellen Baustoffen große ökologische Vorteile – Architekten, Bauplaner und -herren schrecken dennoch häufig vor seinem Einsatz zurück. Denn um der Bauphysik, dem Brandschutz und der Tragwerksplanung Rechnung zu tragen, sind aufwändige baurechtliche Nachweise zu erbringen. Um die Nachhaltigkeit am Bau voranzubringen, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun fachlich und finanziell ein Projekt der Technischen Universität (TU) München mit rund 693.000 Euro. Auf der Basis eines österreichischen Online-Bauteilkatalogs wird eine neue Plattform geschaffen, die schnellen Zugang zu allen baurechtlichen Informationen liefert – angepasst an die deutschen Rahmenbedingungen. Aus den Händen von DBU-Kuratoriumsmitglied Eva Bulling-Schröter MdB nahm heute der Leiter des Lehrstuhls für Holzbau und Baukonstruktion an der TU München, Prof. Dr. Stefan Winter, das Bewilligungsschreiben in Empfang.
Bauwesen nachhaltiger gestalten
„Ein großer Schritt, um die Charta für Holz voranzubringen“, betonte Bulling-Schröter. Diese war Ende 2004 zusammen von der Bundesregierung, Wirtschaft und Verbänden beschlossen worden, um das Bauwesen nachhaltiger zu gestalten und den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffes Holz beim Errichten von Bauwerken zu fördern. Denn, ob geringerer Energiebedarf beim Herstellen, weniger atmosphärisches Kohlendioxid, Schutz der natürlichen Ressourcen oder erhöhter Wohlfühlfaktor – vieles spreche für den Einsatz von Holz als Baumaterial. „Trotzdem scheitert es häufig an der Unsicherheit der Planerinnen und Planer, Behörden und Bauherren, wie sie die notwendige Planungs- und Genehmigungssicherheit gewährleisten und bei vielen Varianten auch die baurechtliche Verwendbarkeit sicherstellen können“, so Bulling-Schröter.
Hohe Produkt- und Konstruktionsvielfalt im Holzbau
Dr. Wulf Grimm, DBU-Fachabteilungsleiter Umwelttechnik, ergänzt hierzu: „Besonders herausfordernd ist die außerordentliche Produkt- und Konstruktionsvielfalt im Holzbau. Für jedes Bauteil müssen einzeln die baurechtlichen Nachweise erbracht werden.“ Genau hier setzt das neue Projekt der TU München und der DBU an, bei dem ein bereits bestehender österreichischer Online-Bauteilkatalog weiterentwickelt wird. In dieser Datenbank finden sich Angaben zu bauphysikalischen und ökologischen Daten für Baustoffe, Bauteile und Bauteilanschlüsse aus Holz, die als Nachweisgrundlagen und zur Vorlage bei Behörden dienen.
Neue Datenbank entscheidendes Signal
„Bereits jetzt nutzen viele Bauverantwortliche hierzulande die Datenbank unseres Nachbarlandes. Doch die Informationen sind nicht eins zu eins für Deutschland übertragbar“, erläutert Winter. Die angegebenen Nachweise, etwa für brandschutztechnische Regeln, unterscheiden sich zwischen den Ländern. In den kommenden 36 Monaten soll nun der Datenpool an deutsche Verhältnisse angepasst und dadurch der Nachweis der baurechtlichen Verwendbarkeit erleichtert werden. „Dies ist ein sehr gutes und entscheidendes Signal, denn die Umweltentlastung wird nur dann real, wenn Holz aus nachhaltigem Anbau intensiver genutzt wird“, bewertet Bulling-Schröter die neue Datenbank.
Kostenlos und praxisorientiert
Alexander Habla, Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Zimmererhandwerks, lobt die Entwicklung: „Das neue Angebot ist sehr praxisorientiert. Durch das kostenlose Bereitstellen aller erforderlichen Bauteilnachweise wird die Planung um einiges übersichtlicher und kalkulierbarer.“ Nach Ablauf des Projektes wird die Fördergemeinschaft des Zimmerer- und Holzbaugewerbes aus München das Online-Angebot für weitere fünf Jahre weiterführen.